Ludwig Zehetner
Remmaraweng
Boarisch
Abriss
der bairischen Grammatik
Teil
I: Lautlehre
(Aussprache, Phonologie)
2006
Lautlehre (Phonologie) hat mit den Buchstaben nur insoweit etwas zu tun, als die Laute mittels Buchstaben in die Schrift umgesetzt werden. Als grundsätzlich mündlich gebrauchte Formen der Sprache aus sträuben sich alle Mundarten von Natur aus gegen eine Festlegung in schriftlicher Form; eine „Dialekt-Orthographie“ ist nicht erstrebenswert. Alle, die sich anschicken, mundartliche Lautung schriftlich zu fixieren, stehen vor dem Problem, dies in eindeutiger und konsequenter Weise zu tun, um den Dialekt-Klang möglichst exakt zu vergegenwärtigen.
Die heutige Hochsprache und deren Orthographie-System als Ausgangspunkt für die Darstellung der bairischen Laute zu wählen, erscheint wenig sinnvoll, und zwar aus dem einfachen Grund, weil sich das Bairische in vielfacher Hinsicht nach anderen Gesetzmäßigkeiten entwickelt hat als die Hochsprache (siehe dazu § 3). Es wird bewusst der Terminus „Hochsprache“ verwendet – und nicht „Hochdeutsch“, „Standarddeutsch“ oder „Einheitssprache“; denn diese Bezeichnungen können zu Missverständnissen führen. Bairisch und Hochdeutsch stellen keine unüberbrückbaren Gegensätze dar – Bairisch ist auch Deutsch! – und sprachgeographisch betrachtet, ist das Bairische ein „hochdeutscher“ Dialekt (im Gegensatz zum Niederdeutschen); es existieren mehrere regionale Standards des Deutschen, und eine deutsche „Einheitssprache“ gibt es streng genommen überhaupt nicht. Das Deutsche ist charakterisiert durch seine regionale Vielfalt, auch auf hochsprachlicher Ebene, Deutsch ist eine eindeutig „plurizentrische Sprache“.
Die bairischen Laute sind in Gruppen zusammengefasst, zuerst kommen die Vokale, dann die Konsonanten. Erstere sind unterteilt in Monophthonge (einfache Vokale, §§ 8 – 9), Diphthonge (Zwielaute, §§ 10 – 11) und Nasalvokale (§ 12); es folgen einige Bemerkungen zu unbetonten Silben (§ 13). Die Konsonanten sind nach artikulatorischen Merkmalen zu Gruppen zusammengefasst: Verschlusslaute (§ 14.1) – Reibelaute (§ 14.2) – Nasale, Liquiden, Halbvokale (§ 14.3). Als § 15 folgt ein Kapitel zu ungewöhnlichen Konsonantenverbindungen wie z.B. „gschtr“ am Wortanfang oder „chzg“ am Wortende.
Keines der in der Sprachwissenschaft üblichen Transkriptionssysteme (Teuthonista, IPA u. dgl.) findet Anwendung. Die Schreibung bedient sich des normalen lateinischen Alphabets, ergänzt durch einige Zusatzzeichen (Diakritika), die in § 7 erklärt sind.
Für die Benutzer mag es hilfreich sein, in der ersten Spalte die hochsprachlichen Entsprechungen der bairischen Laute zu finden. Die gesamte Anordnung erfolgt jedoch nach Maßgabe der Laute des Bairischen. Die Nummerierung der bairischen Laute erleichtert Vor- und Rückverweisungen.
Dieser kleine Bairisch-Kurs steht unter der Überschrift
Remmaraweng Boarisch,
in die Hochsprache übersetzt: „Reden wir ein wenig Bairisch!“ – oder, eher der nördlichen Idiomatik entsprechend: „Lasst uns ein wenig Bairisch sprechen!“
An diesem Beispiel kann eine Auswahl von Lautgesetzlichkeiten aufgezeigt werden, die im Folgenden erläutert werden.
Rem
mar
a weng
Boarisch
Reden 1, 2, 3, 4, 5 wir 6 ein wenig 7 B 8ai 9 risch
1 Wegfall
von unbetontem e: reden >
redn (Elision, Synkope)
2 Einschmelzung
von d in das folgende n: dn
> n (Totalassimilation)
3 Angleichung
des n an den Anfangslaut des
Folgeworts: n-m > m (Assimilation)
4 Bairisch mir „wir“, hier in der „Anhängsel-Form“ ma (Enklitikon)
5 Kürzung des ursprünglich langen Vokals von reden vor Doppelkonsonant:
remm (Silbenschnittwechsel, Fortis-Silbe)
6 Vor dem vokalischen Anlaut der Artikelform a tritt das (ansonsten stumme)
r wieder in Erscheinung (als Hiat-Tilger,
„linking r“): mar-a
7 Verlust
der Silbenwertigkeit von -ig: wenig > weng (Assimilation)
8 Das
anlautende b ist stimmlos, nicht von p zu unterscheiden (Halbfortis)
9 Ahd./mhd.
ei > oa: Bairisch > Boarisch
Abkürzungen:
Ahd., ahd. = Alt-, althochdeutsch
Dim. = Diminutiv (Verkleinerungsform)
Hspr., hsprl. = Hochsprache (überregionaler Standard), hochsprachlich
Komp. = Komparativ (erste Steigerungsform)
Mhd., mhd. = Mittel-, mittelhochdeutsch
Pl. = Plural (Mehrzahl)
Sg. = Singular (Einzahl)
* Mit Asterisk versehene Wörter sind in den bairischen Dialekten nicht geläufig.
§ 1 § 2 § 3 § 4 § 5 § 6 § 7 |
|
Vorbemerkungen Es gibt kein Einheits-Bairisch Sprachebenen eigenständiges System Silbenreduktion – Assimilation Konsonanten Silbenschnitt Zur Verschriftung |
|
§ 8 § 9 § 10 § 11 11.1 11.2 § 12 § 13 13.1 13.2 13.3 13.4 13.4.1 13.4.2 13.4.3 |
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 |
Vokale – Übersicht Monophthonge (einfache Vokale) à, ă å ò o è, ä e o u i Diphthonge (Zwielaute) ia ua oa ei = ài àu òu oa ea Diphthonge aus Liquidenvokalisation l > i (= ĕ) r > a (= ă) òi èi = äi ui oi ài òi oa ea ia ua Nasalvokale â ã ô ê î û âû êî ôâ êâ unbetonte Silben – ă ă / n ĕ / l l > i (= ĕ) l > l nl > ndl |
Entsprechungen in der Hochsprache a, ä, e, au, äu, eu a a a e, ö e, ä, a o u, ü, o,
ö i, ü i, ü (< mhd.
ie, üe) u (< mhd. uo) ei, ai (< mhd.. ei) ei, eu, äu (< mhd. î, iu, iü) au (< mhd. û) o (< mhd. ô) o (< mhd. ô) ei al, el el, äl, öl, il,
iel, ül il, iel, ül ol aul, äul, el,
eil eil; el ar, or er, är, ör, ür ir, ür, er, är, ör ur, or an, ein an, on an, on en, ön in on (< mhd. un) aun ein (< mhd. în) ein, un (< mhd. ein, uon) ein, ien, ün, üm, iem, ihm, un (< mhd. ein, in, ien, üen, üem, uon) -e- (in ge-, be- usw.) -er -en -el, -lein |
§ 14 14.1 14.2 14.3 § 15 |
38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 |
Konsonanten Verschlusslaute b w m p d n t g kh = gh ck ng Reibelaute, Hauchlaut h s, ss z = ds,
ts sch tsch f pf ch, h Nasale, Liquiden, Halbvokale m n ng l r w ĭ Konsonanten-Verbindungen |
b, p b, p ben p, pp d, t den t, d k vor Konsonant, g k vor Vokal ck ng, gen, nk s, ß, ss z, d’S… sch, s
(rs, rst, sb, sd usw.) tsch, d’Sch… f, v pf, d’F… h (< mhd. ch), ch m n ng l r w, v j (Cluster) |
§ 1
Es gibt kein Einheitsbairisch. Bairisch existiert nicht in nur einer einzigen und einheitlichen Form. Die Unterschiede zwischen den zahlreichen Dialektregionen sind teilweise recht beachtlich. Dennoch erlaubt es eine Anzahl von Gemeinsamkeiten, die Mundarten des gesamten ostoberdeutschen Sprachraums – Altbayern und nahezu ganz Österreich umfassend – als „Bairisch“ zusammenzufassen. Durch bestimmte Kennlautungen, Kennformen und Kennwörter setzen sich die bairischen Dialekte klar von den angrenzenden ostfränkischen und alemannisch-schwäbischen Mundarten ab.
Die Übersichten in §§ 9 – 15 bietet die bairischen Laute, wie sie im größten Teil von Ober- und Niederbayern vorkommen. Diese Art von Bairisch ist zwar die in Bayern bekannteste Variante, sie darf aber keineswegs als das einzig „richtige“ Bairisch betrachtet werden. In bestimmten Regionen – so etwa am Alpenrand, im Bayerischen Wald sowie in der Oberpfalz und angrenzenden Gebieten – klingt das Bairische ganz anders; auf solche Sonderentwicklungen wird gelegentlich in den Erläuterungen verwiesen.
§ 2
Es gilt zu beachten, dass es vielerlei Abstufungen hinsichtlich des Mischungsgrads von Dialekt und Hochsprache gibt. Zwischen den kleinräumigen Basisdialekten und der (regionalen) Hochsprache existieren viele Nuancen. Die verschiedenen Sprachebenen sollen kurz demonstriert werden.
(1) Dann sagte ich – Hochsprache im nördlichen Deutschland *)
(2) Dann sagte ich – Hochsprache im südlichen Deutschland *)
(3) Dann habe ich gesagt – Hochsprache im südlichen Deutschland *)
(4) Dånn håb ich gesågt – gemäßigte Hochsprache in Altbayern *)
(5) Nå håb i gsågt – städtische Verkehrssprache in Altbayern *)
(6) Nå hòwi gsògt – eher ländlicher Dialekt *)
(7) Oft hone gsoad – kleinregionaler Basis-Dialekt (hier: Unterer Bayerischer Wald) *)
*) Erläuterungen:
Zu (1): helle a-Laute, stimmhaftes d, stimmhaftes s; ö-ähnlicher Schwa-Laut bei sagte, Kehlkopfknacklaut vor ich
Zu (2): dunklere a-Laute, stimmloses d, stimmloses s; Bindung zwischen sagte und ich (ohne Kehlkopfknacklaut)
Zu (3): Perfekt statt einfachem Präteritum
Zu (4): hab für habe (Apokope des -e)
Zu (5): nå für dann; ge- > g- (Synkope des -e); ich > i (Konsonantenschwund);
gsågt mit Kurzvokal (Silbenschnitt)
Zu (6): weitere a-Verdumpfung; b > w (Spirantisierung)
Zu (7): altes Dialektwort aft/oft für dann; hone < mittelhochdeutsch hân ih
(nicht hòwe, was nur die Ausspracheform darstellt von neuhochdeutsch habe ich);
-oa- < mittelhochdeutsch -age- (gesaget)
Anhand eines längeren Satzes seien die einige weitere der vielfältigen Unterschiede zwischen Hochsprache und bairischem Dialekt aufgezeigt:
Sie konnten nicht mehr lenken, weil sie etwas getrunken hatten.
Loatn hams nimma kina, wei de ham èppas drunga ghabt.
Silbengetreue Übertragung:
„Leiten haben sie nimmer können, weil sie haben etwas getrunken gehabt.“
Lautung: sie | s
nicht
mehr | nimmer
etwas
| èppas
können | kinna (< mhd. künnen)
getrunken | drunga (getr- > dr-; -nk > ng; -en > -a).
Wortschatz: lenken
| leiten, loatn
sie | de
Tempus: sie konnten (Präteritum, Imperfekt, 1. Vergangenheit)
| haben können (Perfekt, 2. Vergangenheit)
sie hatten getrunken (Plusquamperfekt, 3. Vergangenheit)
| sie haben getrunken gehabt (Passé surcomposé, 4. Vergangenheit)
Satzbau/Wortstellung: Die wichtige Aussage steht am Anfang (Loatn …), das Übrige folgt; Wortstellung nach weil wie in einem Hauptsatz.
§ 3
Die bairische Phonologie stellt ein eigenständiges System dar, das nicht von der Hochsprache abhängig ist. Mundartliche Lautformen lassen sich normalerweise nicht von der Hochsprache herleiten; man muss sie kennen.
Für Unkundige ist es beispielsweise nicht durchschaubar, warum „zwei, drei“ oder „gehen, drehen, sehen“ im Bairischen jeweils unterschiedliche Vokale aufweisen: zwoa – drei; gêh – dràhn – seng; oder warum sich „biegen“ und „liegen“ im Dialekt nicht reimen (biang – liing), ebensowenig „Krug – Zug“ (Gruag – Zuug), „Ruhe – Truhe“ (Rua – Druuchan) oder „lehnen – (bei) denen“ (loana – dene); dass andererseits aber „Ruß – (sie) muss“, „Glas – Fass“ oder „lügen – ziehen“ reine Reime bilden: Ruas – (sie) muas, Glòòs – Fòòs, liang – ziang. Von der Hochsprache ausgehend, lässt sich auch nicht erschließen, warum es etwa für „sie können, er kommt, wir kommen“ im Bairischen heißt: sie kinnan(d), er kimmt, mia kemman; ebensowenig lässt sich von der Hochsprache her ergründen, warum die Verbform der 2. Person Plural im Bairischen unabdingbar die Endung -ts aufweist (Habts ihr/ees? Gehts (ees/ihr) aa mid? Ees/ihr wissts, kemmts „Habt ihr? Geht ihr auch mit? Ihr wisst, kommt“).
Bairische Besonderheiten lassen sich sehr oft aus dem Mittel- oder Althochdeutschen erklären, da der Dialekt vieles aus dem mittelalterlichen Deutsch bewahrt hat, was in der heutigen Standardsprache verschwunden ist. Für die oben erwähnten Beispiele sind die altdeutschen Formen maßgeblich: mhd. zwei, driu/drî, gên, dræjen, sechen; biegen (ahd. biogan, biugan), ligen; kruoc, zuc; ruowe, truhe(n); leinen, denen; ruoz, muoz; glas, vaz, liegen, ziegen, si künnent, ahd. er quimit, wir quëman < quëmamês. Die Endung -ts geht auf das bairische Personalpronomen ees für „ihr“ zurück.
§ 4
Das Bairische weist im Vergleich mit der Hochsprache eine beachtenswert höhere Anzahl an Selbstlauten (vokalischen Phonemen) auf; insbesondere bei den Zwielauten (= Diphthongen) ist die Differenz groß, wie die Aufstellung in §§ 10 – 12 ausweist.
Die Zahl der Mitlaute (Konsonanten) hingegen ist geringer. Die in der Hochsprache getrennten Reihen b, d, g – p, t, k und w/v – f sind im Prinzip nicht mehr unterscheidbar. Schwächung und gänzlicher Schwund von Konsonanten sind häufig. Dazu ist auch der Verlust der konsonantischen Qualität der Liquiden r und l nach Vokal zu zählen (s. § 11).
Durch den Ausfall von unbetontem e reduziert sich die Länge von Wörtern und Sätzen zum Teil erheblich (Silbenreduktion). Die dadurch zusammenrückenden Konsonanten werden aneinander angeglichen (Assimilation). So erklärt es sich, dass „leben, reden, liegen, Nudeln, Stadel, Rindvieh, Bettelmann, Schlittenfahren“ im Bairischen meistens leem (-m < -bn), reen (-n < -dn), liing (-ng < gn), Nulln, Šdòòl (-l < dl), Rimviich (ndf > mf), Bellmô (-llm < tlm), Schlimfòòn (-mf < -tnf) gesprochen werden. Zu den teilweise überraschenden Konsonantenhäufungen siehe unten in § 15.
Hinsichtlich der Silbenzahl stehen sich Hochsprache und Dialekt nicht selten im Verhältnis von 2 : 1 gegenüber. Beispiele:
Gebeten hat sie ihn und gebettelt, bis er es ihr zurückgegeben hat. (20 Silben)
→ Bitt hodsn und bedld, biis as ia zruckgem hod. (10 Silben)
Was wird es denn gekostet haben? (9 Silben)
→ Wòs weadsn kost hòm? (4 Silben).
§ 5
Im Bairischen sind – außer den Liquiden l, r und den Nasalen m, n, ng – alle Konsonanten grundsätzlich stimmlos. Besondere Beachtung verdient die durchwegs stimmlose Aussprache von s sowie der Verschlusslaute (Plosive) b, d, g im Wort- und Silbenanlaut; auch j und w/v klingen im Bairischen anders als in der deutschen Hochlautung. Auswärtige, die sich bairische Wörter angeeignet haben, neigen dazu, diese Konsonanten stimmhaft auszusprechen.
Um solche störende Fehler zu vermeiden, würde es sich empfehlen, die bairische Aussprache von „binden, Bett, Decke“ dadurch zu sichern, dass man sie in der Schrift als pintn, Pett, Teckn wiedergibt (wie es etwa das große Wörterbuch der Mundarten in Österreich handhabt). Diese Wörter haben nämlich absolut denselben Anlaut wie etwa „Peter, Tisch, Trommel“. Im Anlaut wird b völlig gleich gesprochen wie p, anlautendes d wie t; bei g/k gilt dies nur für die Kombinationen gf, gh, gl, gm, gn, gr, gs, gš, gw = kf, kh, kl, km, kn, kr, gs (= „x“), gš, kw (= „qu“). Dennoch wird Abstand genommen von der Dialekt-Verschriftung wie pintn, Pett, Teckn, und zwar aus dem Grund, weil die Aussprache der Buchstaben „p, t, k“ in der Hochlautung als „ph, th, kh“ definiert ist – als Starklaute mit Behauchung (aspirierte Fortis-Plosive).
Unser Alphabet hat keine Buchstaben zur Verfügung, mit denen die für das Bairische charakteristischen „Halbfortes“ zum Ausdruck gebracht werden könnten, d.h. Verschlusslaute, die weder stimmhaft noch behaucht sind, also artikulatorisch zwischen „b“ und „p“ stehen, zwischen „d“ und „t“, zwischen „g“ und „k“. Hilfreich kann der Hinweis sein, dass „p, t, k“ im Bairischen ungefähr so auszusprechen sind wie im Französischen oder Italienischen (z.B. ton père, paraplui, pizza tonno). Um die geringere Stärke und fehlende Behauchung anzudeuten, hilft man sich mit einem grafischen „Verfremdungseffekt“, indem man die Leser mit einem oder mehreren – vom hochsprachlichen Standpunkt her – frappierenden Buchstaben überrascht, z.B. Dintn, bàtln, Butting, drucka/drockn („Tinte, paddeln, Pudding, trocken“). Von der Setzung von bb, dd, gg für „p, pp, t, tt, k, ck“ (z.B. Lambbm, Hiddn, rugga „Lampe, Hütte, rücken“) wird Abstand genommen, weil solche Schreibungen dazu verleiten könnten, bb, dd, gg stimmhaft auszusprechen, was falsch wäre. Außerdem hätte eine konsequente Setzung von bb, dd, gg für die Halbfortes eine störende Aufschwemmung des Schriftbilds zur Folge (z.B. ddenggdd, „denkt = gedacht“). Daher werden hier die Starklaut-Zeichen p, t, k gesetzt (Lampm, Hittn, rucka) – mit dem eindringlichen Hinweis darauf, dass keine Behauchung erfolgen darf. Die Verschriftung mit bb, dd, gg bleibt dem Fränkischen vorbehalten (vgl. bair. s Autto is uns văreckt – fränk. s Audo is uns gfreggdd).
§ 6
Ein Lautgesetz, das insbesondere im Mittelbairischen gilt, betrifft die Wechselbeziehung zwischen Konsonantenstärke und Vokallänge innerhalb einer Silbe. Der Silbenschnitt hat Vorrang vor den Einzellauten, er bestimmt maßgeblich sowohl Vokallänge als auch Konsonantenstärke. Vor Fortis-Konsonant (gespannte Qualität, Starklaut) kann nur kurzer Vokal stehen, vor Lenis-Konsonant (ungespannte Qualität, Schwachlaut) nur langer Vokal.
Nach diesem „Silbenschnitt-Gesetz“ können Wörter wie „Vater, Mutter, Meter“ in der Mundart realisiert werden
– entweder als Voodă, Muadă, Meedă
► Typ I: ungespannte, weiche, schwach geschnittene Silbe = „Lenis-Silbe“
–
oder als Vattă, Muattă,
Mèttă
► Typ II: gespannte, straffe, scharf geschnittene Silbe = „Fortis-Silbe“.
Die Kombination „Langvokal + Starklaut“, wie sie etwa in hochsprachlich „Blut, blutig, (ein) Toter, raten, bluten, Hupe, Rute, Beet, Haken, Häkchen“ vorliegt, widerstrebt dem bairischen Silbenschnittgesetz und kommt daher in stimmigem Dialekt nicht vor. Man vergleiche: Bluad, bluadig, ă Dodă/Doudă, ròòn (< radn) einerseits (Typ I) – und bluatn/bliatn, Huppm, Ruattn, Bettl, Hackn, Hàckerl andererseits (Typ II). Ebenso ist es bei „Kurzvokal + weicher Konsonant“; das aus dem Englischen entlehnte Wort „Pudding“ wird dialektnah entweder Buding oder Butting ausgesprochen; ähnlich bei „Tüte“, wofür man Düdn/Didn oder Dittn hört (als Ersatz für die Dialektwörter Rogl, Štranizn/Štarizn). Konsonantengruppen wie cht, ft, ks, kt, bst, ndn, ldl, tsch und andere führen meist zum Silbentyp II, so etwa in Nòcht, Luft, lanksam, gsakt, er likt, Opst, bintn, gštantn, Runtn, Buitl/Bèitl, Hàntscha für „Nacht, Luft, langsam, gesagt, er liegt, Obst, binden, gestanden, Runde, Bild(lein), Handschuh“.
Typ I (Lenissilbe) |
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Typ II (Fortissilbe) |
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Dreeg Šbeeg Biig i huif/hèif Huif/Hèif Sòiz Schwiiz Griif Fòòs òis miid hîî es iis i iis i giib Voodă Schriid Schwans Dans Fiisch hoas roasn Wiisn Bliiz Hund Hand rund Kind,
Kindă Schand Schuidn wuid, wèid Weedă Schliin |
Dreck Speck (klebrige Masse) ich helfe Hilfe Salz (Schweiß) Griff Fass als mit hin es ist ich esse ich gebe Vater (alt) Schritt Schwanz Tanz Fisch heiß reisen Wiese Blitz Hund Hand rund Kind, Kinder Schande Schulden wild Wetter Schlitten |
← Dehnung in
einsilbigen Wörtern bzw. keine
Dehnung in anderen Wort- formen → ← Konsonanten- schwächung bzw. Erhaltung der Fortisqualität oder Fortisierung → ← Lenis- bzw. Fortis- Konsonant (ggf. Häufung) → |
dreckĕ šbickă bickăd hèiffa ghoiffa sòizzn Hitz Griff, greiffă Fàssl òiss Bitt hint, hintn (ăso) iss essn, gessn du gipst Vattă Schritt Schwànzz danzzn Fišš ă hoassă hoassn wissn blitzn Hunt Hent Runtn Kunt, Kuntn schintn mèitn Buitl, Bèitl Dàttum Litta ·
|
dreckig spicken (klebrig) helfen geholfen salzen Hitze Griffe, greifen Fässlein alles Bitte hinten so ist es essen, gegessen du gibst Vater Schritte (Plural) Schwänze (Pl.) tanzen Fische (Plural) ein heißer heißen wissen blitzen Hunde (Plural) Hände, Hand Runde (Kerl, Kerle) (quälen) melden Bild (Dim.) Datum Liter |
Bedingt durch die grundsätzliche Dehnung von einsilbigen Wörtern ergibt sich unterschiedlicher Silbenschnitt in ursprünglich ein- bzw. mehrsilbigen Formen desselben Wortstammes (vgl. „Tanz“ → Dans, aber: „Tänze, tanzen“ → Dànzz, danzzn; „Schritt“ → Schriid, aber: „Schritte“ → Schritt; „heiß“ → hoas, aber: „(eine) heiße, (ein) heißer“ → ă hoassĕ, ă hoassă. Auf diese Weise verfügt das Bairische auch über eine ganz eigene Möglichkeit zur Differenzierung von Einzahl- und Mehrzahlformen, die der Hochsprache fremd ist. Beispiele:
auf Schriid und Driid – a bòr Schritt, Dritt (Schritt, Tritt – Schritte)
a Štriig – zwoa Štrick (Strick – Stricke)
mei Roog – deine Reck (Rock – Röcke)
a wèha Fuas / wäiha Fous – gwaschne Fiass / Fäiss (Fuß – Füße)
Koobf – Kepf (Kopf – Köpfe)
a Diisch – zwoa Disch (= Dišš) (Tisch – Tische)
oa Fiisch – a Hauffa Fisch (= Fišš) (Fisch – Fische)
§ 7
Zur Verschriftung der bairischen Laute siehe auch § 5 und § 8.
Falls erforderlich (d.h. bei Abweichungen von der Hochsprache) wird Länge des Vokals mit Hilfe von Doppelsetzung dargestellt (z.B. Koobf, Diisch, Einzahlformen; Silbentyp I, wie oben in § 6 erläutert), Vokalkürze durch Verwendung der Fortis-Konsonanten, gegebenenfalls mit Doppelsetzung (Dàttum, Mehrzahlformen wie Kepf, Dišš; Silbentyp II nach § 6). In Kauf genommen wird dabei, dass ein einziger Unterschied – nämlich der zwischen den Silbentypen I und II – teilweise zweifach zum Ausdruck gebracht wird. Diese Überdeutlichkeit erscheint notwendig, da Schriftbilder wie Riß, Roß von allen, die an die traditionelle Rechtschreibung gewöhnt sind, als Riss, Ross (mit kurzem Vokal) interpretiert werden. Hier steht Riiß, Rooß, Griif für die Einzahl, für die Mehrzahl dieser Wörter sowie in abgeleiteten Formen aber Riss, Ressl, Griff („Risse, Rösslein, Griffe“).
Es werden nur wenige Zusatzzeichen verwendet, die über das normale lateinische Alphabet hinausgehen (diakritische Zeichen, teilweise Anleihen aus dem Dänischen, Französischen, Tschechischen, Rumänischen).
å = dunkler a-Laut, der sich mehr oder weniger dem o nähert, z.B. Stråss „Straße“
Ein Gravis-Akzent zeigt offene Vokalqualität an:
à = offener a-Laut (s. dazu § 9 Nr. 1)
è = offener e-Laut, wie hochsprachlich ä, e in „älter, Eltern, Bett“
ò = offener o-Laut wie in hochsprachlich „offen“
Nasalierung (Näselung) von Vokalen wird durch Zirkumflex über dem Grundzeichen angezeigt, aus technischen Gründen nicht, wie üblich, mit übergesetzter Tilde (õ usw.).
â, ê, î, ô, û = nasaliertes à (hell), e, i, o, u
ã = nasaliertes å
(verdumpft)
Ein übergesetztes Häubchen zeigt an, dass der Vokal in unbetonter Stellung nicht volltönend ist; es handelt sich um sog. Schwa-Laute, auf denen niemals der Wortakzent liegen kann.
ă = heller à-Laut in
unbetonten Silben, z.B. bairisch ăloa,
måchă „allein, machen“
ĕ = Laut zwischen i und e in unbetonten Silben, z.B. bairisch wenĕ „wenig“ (nicht zu verwechseln mit der hochsprachlichen
Aussprache des unbetonten -e als
einem Laut, der dem ö ähnelt; siehe
dazu auch § 15.5).
Gelegentlich
wird das Zeichen š für „sch“ verwendet,
wenn in der schriftsprachlichen Orthografie kein „sch“ steht; demnach also:
schreim, wischn für „schreiben,
wischen“ – aber Štiă, Duašt,
raišpăn für „Stier, Durst, räuspern“. Zur Verdeutlichung des
Silbenschnitts kann auch šš vorkommen (z.B. fiššn
„fischen“; vgl. oben § 6).
§ 8
Vokale (Selbstlaute) – Übersicht
Einfache Vokale (Monophthonge): siehe § 9 (Nr. 1 – 9) und § 13
i ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ u
\ ĕ /
e o
\ /
è = ä ò
\ /
\ å
\
/
à ă ___
Zwielaute (Diphthonge): siehe § 10 (Nr. 10 – 17); § 11 (Nr. 18 – 27); § 12 (Nr. 34 – 37)
fallende steigende
ia (hsprl. nicht vorhanden) ài (heller als hsprl. ei, ai in frei, Mai)
ea (hsprl. nicht vorhanden) àu (heller als hsprl. au in Haus)
oa (hsprl. nicht vorhanden) èi = äi (hsprl. nicht vorhanden)
ua (hsprl. nicht vorhanden) ei = êî (hsprl. nicht vorhanden)
òi (wie hsprl. eu, äu in Heu, Häuser)
oi (hsprl. nicht vorhanden)
ui (wie hsprl. ui in pfui)
Nasale Vokale
Zu fast allen einfachen Vokalen und Zwielauten gibt es auch genäselte Varianten: siehe § 12 (Nr. 28 – 37).
§ 9
Einfache Vokale (Monophthonge)
Hoch- sprache |
Bairisch |
Nr. |
Erläuterungen |
Beispiele Bairisch |
hochsprachliche Entsprechungen |
a „a, aa, ah“ |
à ă à |
1 |
Das überhelle à
ist eine der auffälligsten Kennlautungen des Bairischen in Altbayern. Es kommt dem englischen [æ] recht nahe: die bairische Namensform Kàthl klingt fast wie engl. cattle. – Zahlreiche
Fremdwörter werden mit hellem à
gesprochen. Traditionelle Vornamen haben å (z.B. Ålexånder), jüngere eher à (z.B. Sàschà). – Bemerkenswert sind die unterschiedlichen a-Laute in Wörtern wie Tàxifåhrer, Lådenkàsse, Stååtsexàmen, Stàrtbåhn, Någellàck, Gàsflåsche u.a.m. Überhelles à ist auch erster Bestandteil der
Zwielaute ai, au sowie zweiter
Bestandteil in ia, ea, oa, ua (s.
u. bei den Zwielauten). Es tritt in
unbetonten Silben als sog. Schwa-Laut auf (z.B. im unbestimmten Artikel a,
an), in Vor- und Endsilben (z.B. dăfàid, ădiam, kemmă,
Wintă). Um Missvertändnisse zu vermeiden –auf einer unbetonten Nebensilbe irritiert ein Akzent –, wird hier nicht der Gravis-Akzent gesetzt, sondern das Zeichen ă. |
Kàsse Spàss Gàs Tàxi Exàmen bàssn ràckern gràntig Bààz bàtzig Kàmpǐ, Kàmpl stràwànzn Ràhm- schwàmmerl Ràbàrwă- màrmàlàd |
Kasse *Spaß Gas Taxi, *Taxe Examen passen rackern (übellaunig) (Schlamm) (schlammig) Kamm (streunen) (Pilze in *Sahne- soße) Rhabarber- marmelade |
ä „ä, äh“ |
Kàs Ràdl Hàx, Hàxn stààd i wàr sie dàd ea kàm schàmă Màxl, Màxĕ nàhn màhn Làmperl, -ăl Làmperl, -ăl bàrtig gàch zàch |
Käse Rädlein (=Rad) (Bein, Beine) (ruhig, still) ich wäre sie täte ich käme schämen *Mäxchen nähen mähen *Lämpchen Lämmlein bärtig (jäh) (zäh) |
|||
e „e, ee, eh“ |
dràhn zàrn lààr schwàr Schàr Hàring Àrding |
drehen zerren leer schwer Schere Hering Erding (Stadt) |
|||
au |
àà kàmm làffă glàm Bàm Dràm |
auch kaum laufen glauben Baum Traum |
|||
äu eu |
Bàm dràmmă vasàmmă štrààn |
Bäume träumen versäumen streuen |
|||
a „a, aa, ah“ |
å |
2 |
Das normale a
klingt in Altbayern deutlich dunkler als in der Hochsprache (oder im
Schwäbischen oder in der österreichischen Verkehrssprache). Auch bei beabsichtigter hochsprachlicher Lautgebung (etwa beim Lesen) tendiert es in Richtung offenes ò. |
Straße, Stråss Gasse, Gåss Apfel, Åpfĕ lassen, låssn Schrank Fahnenstange (Fåhnăstång) Vater, Våtă Tråmbåhn Ådventåndåcht |
Wenn ein Altbayer
solche Wörter ausspricht, meint er, es sei Hochlautung. In Umgangssprache
und erst recht im Dialekt klingt der a-Laut
merklich dunkler. Straße Gasse Apfel lassen Vater Gabel Nadel (Näherin) Laden baden (Hafer) Salat er hat (hinab, hinunter) (herab, herunter) |
ò |
3 |
In mundartnaher ländlicher Sprechweise klingen die a-Laute stärker verdumpft und nähern sich noch mehr dem o. Unterschiedliche
Lautwerte für a weisen manche
Komposita auf, wie etwa Bròdhàring, Schwårtnmòng, Kààsšbòzn „Brathering, Schwartenmagen, Käsespätzle“. Offener o-Laut (wie hochsprachlich nur bei kurzem Vokal, z.B. in „Rock, Pfosten“) kommt in den Mundarten nur vor als Entsprechung für hochsprachliches a. |
Stråss, Stròss Gåss, Gòss Åpfe, Òpfe låssn, lòssn Våddă, Vòdă Gòwǐ Nòdl, Nòl Nòdărĕn Lòòn bòòn Hòwăn Sòlòd er hòd òwĕ, nò òwă, rò |
||
o |
4 |
In manchen Regionen
wird mundartlich ein ursprüngliches a vollends als geschlossenes o
artikuliert. |
owĕ,
no owă,
ro do
honĕ |
(hinab, hinunter) (herab, herunter) da habe ich |
|
e „e, ee, eh“ |
è, ä |
5 |
Offener e-Laut wie
hochsprachlich nur bei kurzem Vokal, z.B. in „Hecke, Messer“. – Im
Bairischen tritt offenes è unabhängig von Länge oder Kürze des
Vokals auf. – Die Verteilung von offenem und geschlossenem e (è
– e) variiert regional. In Wörtern wie „weh,
Schnee, bös“ finden sich auch Zwielaute, z.B. weah (südbairisch), Schnäi,
bäis (nordbairisch). |
Schnèck (der) Stèckă Fèttn (die) bèttn i stèh ea gèht sèng wèh Rèh Schnèè Lättn Lädschn |
(die) Schnecke Stecken, (Stock) (das) Fett beten ich stehe er geht sehen weh Reh Schnee (Schlamm) (Mund, Gesicht) |
ö „ö, öh“ |
Der Umlaut ö wird lautgesetzlich entrundet zu e. |
bläd bäs i mächt grässă stässn |
blöd(e) böse ich möchte größer stoßen (stössen) |
||
e „e, eh“ |
e |
6 |
Geschlossener e-Laut
wie hochsprachlich nur bei langem
Vokal, z.B. in „Weg, stehen“. – Im Bairischen tritt geschlossenes e unabhängig von Länge oder Kürze des
Vokals auf. – Die Verteilung von offenem und geschlossenem e variiert regional. – Zur verkehrssprachlichen Artikulation von unbetontem -e in „bitte, danke“ usw. siehe § 15.5. |
Weg bessă wettn Messă Weedă Bettn, Bettă drent gweesn, gwen Scheef |
Weg besser wetten Messer Wetter Betten (jenseits) gewesen Chef |
|
|
||||
ä, a |
Basisdialektal kann
geschlossenes e einem
hochsprachlichen a oder ä entsprechen. |
Epfĕ Hent Benk, Beng Gens |
Äpfel Hände, Hand (Sitz-) Bank Gänse |
||
o „o, oh“ |
o |
7 |
Geschlossener o-Laut
wie hochsprachlich nur bei langem
Vokal, z.B. in „Rose, tot“. – Im Bairischen tritt geschlossenes o unabhängig von Länge oder Kürze des
Vokals auf. Daher weisen „Ofen“ und „offen“ den gleichen o-Laut auf. Im Norden des
Nordbairischen hört man Huasn, Uafm für
„Hose, Ofen“. |
Brockă Gondl off, offă Heagod Stoog Roog Bostn Hosn |
Brocken Gondel offen Herrgott (Wurzel-) Stock Rock Posten Hose |
u „u, uh“ |
u |
8 |
Unabhängig von Länge
oder Kürze des Vokals wird u immer geschlossen ausgesprochen (wie in
der Hochsprache nur bei langem Vokal, z.B. in „Ruhe, Tugend“). |
ă Hund d Hunt lustig Buttă (der) Buckl Gšpusĕ, Gšpusi |
ein Hund die Hunde lustig (die) Butter Buckel (Rücken) (Geliebte/e) |
ü |
Vor „schwerer Konsonanz“ wie pf und ck (alte Affrikata ckch) ist die Umlautung unterblieben. |
hupfă lupfă buckă ruckă zruck Gruckă druckă |
(*hüpfen) (*lüpfen) (*bücken) (*rücken) (*zurück) (*Krücke) (*drücken) |
||
o, ö |
In den
Basisdialekten ist mhd. u oft erhalten geblieben, während es
in der Hochsprache zu o oder
ö gesenkt wurde (nach Maßgabe
mitteldeutscher Mundarten): mhd. sunne, gunnen usw., aber hochsprachlich Sonne, gönnen usw. |
druckă Summă Sunn, Sună Sundă gună i kunnt umăsunst |
trocken Sommer Sonne Sonntag gönnen ich könnte umsonst |
||
i „i, ie” |
i |
9 |
Unabhängig von Länge
oder Kürze wird der Vokal i immer geschlossen ausgesprochen (wie in
der Hochsprache nur das lange i, z.B. in „Bibel, Wiese, ihnen“). |
Wiisn Miisd Wiisch Listn Wintă finstă Binkl |
Wiese Mist Wisch (Formular) Liste Winter finster (Beule) |
ü „ü, üh“ |
Der Umlaut ü wird lautgesetzlich entrundet zu i. In relativ jungen
Wörtern wie „Schüler, Müll“ tritt die Entrundung nicht auf. Nur im südlichen
Oberbayern gilt ins < üns „uns“ |
Hittn Kiwĕ Kiawis Schlissl gsindă Sint Grippĕ, Grippl Kini, Kinĕ ins, dă insă |
Hütte Kübel Kürbis Schlüssel gesünder Sünde Krüppel (König; mhd. künec) uns, der unsere |
§
10
Zwielaute (Diphthonge)
Bei den folgenden Lauten handelt es sich um einfache Phoneme, d.h. auch die fallenden Zwielaute ia, ua, oa gehören zu einer (!) Silbe. Bairisch Dia, Hias, hoaß, koa, Moar („Tür, (Matt)hias, heiß, kein, Meier“) sind einsilbige Wörter und daher nicht trennbar – im Gegensatz zu zweisilbigen Wörtern wie hochsprachlich Di|a, (E)li|as, Hi|at, Sto|a, Go|ar.
Die Verschriftung mit ia, ua, oa, ea; ai, au stellt eine Vereinfachung dar; korrekt müsste stehen: iă, uă, oă, eă, êă; àĕ, àŭ.
Hoch- sprache |
Bairisch |
Nr. |
Erläuterungen |
Beispiele Bairisch |
hochsprachliche Entsprechungen |
i „ie, ieh, i“ |
ia |
10 |
Einem
hochsprachlichen langen i, geschrieben „ie“ oder „ieh“, kann im Bairischen der Diphthong ia entsprechen. Eine Herleitung aus der
Hochsprache ist nicht möglich. Ausschlaggebend ist, welche Lautung das
jeweilige Wort im Mittelalter hatte,
wenn also mittelhochdeutsch ie
zugrunde liegt – nicht aber einfaches i
wie etwa in „Wiese, liegen“. – In den nordbairischen Mundarten tritt statt mittelbairisch ia der „gestürzte Diphthong“ äi auf, z.B. wäi,
läib, Läicht „wie, lieb, Licht“; für
„schießen“ z.B. kommen neben schäissn auch
Varianten wie schoissn, schuissn vor, z.B. im Bayerischen Wald. |
wia, nia Liad liab Fliang biang schiassn sian ziang Liacht |
wie, nie Lied lieb Fliege biegen schießen sieden ziehen Licht (mhd. lieht) |
ü „ü, üh“ |
Mittelhochdeutsch üe ist lautgesetzlich entrundet zu ia. – In den nordbairischen Mundarten tritt der
„gestürzte Diphthong“ äi auf, z.B. mäid,
Fäiss, Käichl „müde, Füße, Küchel“; für
„fliegen“ im Bayerischen Wald auch fluing, floing. |
miad miassn biassn Fiass siass Bliah Kiachĕ Riassl Riappĕ liang |
müde müssen büßen Füße süß (Blüte) Küchel Rüssel Rüpel lügen |
||
u „u, uh“ |
ua |
11 |
Einem
hochsprachlichen langen u, geschrieben
„u“ oder „uh“, kann im Bairischen der
Diphthong ua entsprechen. Eine
Herleitung aus der Hochsprache ist nicht möglich. Ausschlaggebend ist,
welche Lautung das jeweilige Wort im Mittelalter hatte, wenn also mittelhochdeutsch
uo zugrunde liegt, nicht aber einfaches u. – In den nordbairischen
Mundarten tritt statt mittelbairisch ua der „gestürzte“ Diphthong ou auf, z.B. Fouß, houstn, i mou „Fuß,
husten, ich muss“. |
Bua Muattă, Muadă Fuadă Kuah Fuaß Schuah Schuastă huastn gnua Gruam Kuachă i muaß sie duad Guatl |
Bub (*Junge) Mutter Futter; Fuder Kuh Fuß Schuh Schuster husten genug Grube Kuchen ich muss sie tut (Bonbon) |
ei „ei, ai“ ei „ei“ |
oa |
12 |
Einem
hochsprachlichen ei, geschrieben
„ei“ oder ai“, entspricht im Bairischen oft der Diphthong oa. Eine Herleitung aus der Hochsprache ist
nicht möglich. Ausschlaggebend ist, welche Lautung das jeweilige Wort im Mittelalter hatte, wenn also mittelhochdeutsch
ei zugrunde liegt, nicht aber altes langes î. So erklärt sich,
warum es für hochsprachlich „ich meine, sie weiß“ im Bairischen i moa(n),
sie woaß heißt, und die in der Hochsprache gleich lautenden und gleich geschriebenen
Wörter „meine (Frau), (die Wand ist) weiß“ aber mei und weiß. Weitere Paare
dieser Art sind Loată – Reită, Doag – feig, loatn – Leitn,
Schroa – schrein „Leiter – Reiter, Teig – feig, leiten (= lenken) – Leite(n) (=
Berghang), (der) Schrei – schreien “ und viele andere mehr. „Reise –Reis, zeigen – steigen“ haben im Bairischen unterschiedliche Vokale: Roas – Reis, zoang – šteing. – Im Nordbairischen steht in mehrsilbigen
Wörtern oi statt oa, z.B. ă
gloină, Zoigl, soichn „ein
kleiner, Zeiger, seichen“. |
oa Oa zwoa
Oa(r) hoassn i woaß koană
vo de Gloană hoazn Hoamăd foast boanĕ Goaß Zoagă zwoaraloa Moastă Loach roasn oaschichtĕ Woasăl Pfoad soachă Loam loană |
ein Ei zwei Eier heißen ich weiß keiner von den Kleinen heizen Heimat feist (fett) (knochig) Geiß (*Ziege) Zeiger zweierlei Meister (Frosch-) Laich reisen (alleinstehend) Waise(nkind) (Hemd) (urinieren) Lehm (mhd. leim) lehnen (mhd. leinen) |
ài |
13 |
Wie in der
Hochsprache, jedoch ist der erste Bestandteil eindeutig heller. – Vgl. auch die
Erläuterungen bei Nr. 12. – In volkstümlicher
Verschriftung wird für den Laut ài meist
„ei“ gesetzt (so auch hier). |
Zeid Leim Leich schneim speim Weiwăl steing Rein |
Zeit Leim (Beerdigung) schneien speien Weib(*-chen) steigen Rein(e) (Kasserol) |
|
|
|
||||
eu „ei äu“ |
Der Umlaut eu,
äu wird lautgesetzlich entrundet zu ài. |
Feier nein(e) feicht heia Hàisa Hàisl Màis Sài làitn |
Feuer neun feucht heuer Häuser (*Häuschen) Mäuse Säue läuten |
||
au „au“ |
àu |
14 |
Wie in der
Hochsprache, jedoch ist der erste Bestandteil eindeutig heller. |
Haus Graud laud aussĕ aussă |
Haus Blaukraut laut (hinaus) (heraus) |
o |
òu |
15 |
In ländlichen
mittel- und v. a. nordbairischen
Dialekten erscheint altes langes o
(mhd. ô) verzwielautet zu òu. Im
Nordbarischen ist altes langes a (mhd. â) mit ô zusammengefallen
und tritt ebenfalls als òu auf, z.B. Stròuss, lòun, Jouă „Straße, lassen, Jahr“. |
houch Doud roud grouß Stouß Wos isn lous? boussn hoalous Lous |
hoch Tod rot groß Stoß Was ist denn los? (stoßen, klopfen) (minderwertig) (Mutterschwein) |
oa |
16 |
In ländlichen südbairischen
Dialekten wird altes langes o
(mhd. ô) verzwielautet zu oa. |
Loas roat groaß |
(Mutterschwein) rot groß |
|
ei |
ea |
17 |
Zum bairischen
Zwielaut oa (< mhd. ei)
existiert der Umlaut ea, der
allerdings nur im Basis-Dialekt in bestimmten
abgeleiteten Formen auftritt. Vgl. dazu die
nasalierte Variante in § 11. |
heassă gleană breadă Breadn scheassln |
heißer (Komparativ) kleiner (Komparativ) breiter (Komparativ) Breite (furzen) |
§
11
Zwielaute als Ergebnis der Liquidenvokalisation
11.1 Vokalisierung von l zu i (genauer:
ǐ, ĕ ) nach Vokal
Ein charakteristisches Merkmal der mittelbairischen Dialekte ist, dass l nach Vokal seine konsonantische Qualität verliert und zum Vokal wird; dies ist eine wesentliche Kenn#lautung der Mundarten in Ober- und Niederbayern sowie in weiten Gebieten Österreichs. Weder das Süd- noch das Nordbairische haben teil an dieser Entwicklung, auch bestimmte Randgebiete von Ober- und Niederbayern haben nicht teil an dieser Lautentwicklung, die irrtümlich als „typisch bayerisch“ angesehen wird.
Vereinfachend können folgende Varianten unterschieden werden (am Beispiel von „viel zu viel Gefühl, Milch, schnell“):
Vokalisierungsprodukt: Diphthong
– ober-/niederbayerischer Typ vui zvui Gfui, Muich, schnèi
– dgl. (eher ländlch) vèi zvèi Gfèi, Mèich
Vokalisierungsprodukt:
Monophthong
– wienerischer Typ vüü
zvüü Gfüü, Müüch, schnöö
– kleinräumig vii
zvii Gfii, Miŭ
Erhaltung von
konsonantischem l
– oberpfälzischer Typ vüłł
zvüłł Gf üł, schnöł
– alpenbairischer Typ vil zvil Gfil,
Mil
Zur Vokalisierung von l in den Endungen -el, -l siehe unten in § 13.4.
11.2 Vokalisierung von r zu a (genauer:
ă) nach Vokal
Die Vokalisierung von r nach Vokal ist keine Besonderheit des Bairischen, sondern ist im deutschen Sprachraum weit verbreitet und entspricht der gemäßigten Hochlautung (untă, Heăz, kuăz „unter, Herz, kurz“).
Im Gegensatz dazu kann in den bairischen Mundarten das r auch als Konsonant erhalten bleiben. Von bairisch-sprechenden Menschen als störend empfunden wird die in anderen Gegenden (und auch in der Mediensprache!) verbreitete Ersatzdehnung bei Wegfall des r, so etwa Äägă, Hääz, häälich, wöökn für „Ärger, Herz, herrlich, wirken“.
Hoch- sprache |
Bairisch |
Nr. |
Erläuterungen |
Beispiele Bairisch |
hochsprachliche Entsprechungen |
al „al, aal, ahl“ |
òi |
18 |
Das zu ò verdumpfte a und verbindet sich mit dem aus vokalisierten l resultierenden i zum Zwielaut òi, ebenso bei e, ö und u. Besondere Entwicklungen liegen vor bei i + l und au + l. – Im Nordbairischen wird das l nicht vokalisiert; die Artikulation ist ü-haltig und rundet meist den Vokal davor, z.B. schnöłł, Göłd, Uł „schnell, Geld, Öl“. Am Alpenrand kann das l konsonantisch erhalten bleiben oder es fällt einfach weg, z.B. vill, vii „viel“. |
òid Wòid kòid fòin òis òiss Stòi Òim Sòiz sòizzn Sòi Sòim |
alt Wald kalt fallen als alles Stall Alm Salz salzen Saal Salbe |
el, äl, öl „el, äl, ähl, öl, öhl“ |
In bestimmten Regionen hat sich e, ä + l zu gerundetem òi entwickelt,
anderswo zu öö: schnöö, Gööd usw. |
schnòi Gòid Wòid sòiwă |
schnell Geld Welt selber |
||
èi, äi èi, äi |
19 |
Weiträumiger
verbreitet dafür ist èi = äi. |
schnèi Wèid Gèid zèitln käită äită wäin zäin Èi êî-èin Gwèi(b) |
schnell Welt Geld zelteln (zelten) kälter älter wählen zählen Öl einölen Gewölbe |
|
il, iel, ül „il,
iel, ül, ühl “ |
In bestimmten
Regionen ist die altmundartliche
Lautung für i + l, ü + l der
Zwielaut èi. Hier fallen dann
„Wild“ und „Welt“ in der einen Lautform Wèid zusammen. In anderen Gegenden,
so etwa im Raum München, ist dafür seit alters her ui geläufig. Von dort aus hat sich diese
Lautung ausgebreitet; sie gilt als städtisch und feiner (Nr. 20). |
špèin ò-špèin vèi i wèi Mèich es gèitt Bèitl Štèi Gfèi Mèi êîféin |
spielen abspülen viel ich will Milch es gilt Bild (Besen-) Stiel Gefühl Mühle einfüllen |
||
ui |
20 |
špuin ò-špuin vui i wui Muich es guitt Buitl Štui Gfui Mui êîfuin |
spielen abspülen viel ich will Milch es gilt Bild (Besen-) Stiel Gefühl Mühle einfüllen |
||
ul „ul,
uhl “ |
|
Schui Štui Duid Schuidn Suiz |
Schule Stuhl Dult Schulden Sulz (*Sülze) |
||
ol „ol,
ohl “ |
oi |
21 |
|
Hoiz Koin Woikn woin i soi |
Holz Kohle(n) Wolke(e) wollen ich soll |
aul, äul |
ài ài |
22 |
|
Mài dăfàin Sàin |
Maul (Mund) (*ver-) faulen Säule (eisglatt) |
el „el,
ehl “ |
Altmundartlich
weisen auch „fehlen, Teller“diese Lautung auf (wegen der mhd. Ausgangsformen
fælen, tæler). Heute meist fèin,
Dèllă gesprochen. Das Dialektwort hài
(nordbairisch hàl) geht
auf mhd. hæle zurück. |
fàin s Dàiă hài |
fehlen (*der) Teller (eisglatt) |
||
eil |
|
|
wei glei Fein Kei |
weil gleich Feile Keil |
|
òi |
23 |
Altmundartliche
Lautung für mhd. ei + l . Heute meist deiln,
Seil, heiln gesprochen. |
dòin Sòi hòin |
teilen Seil heilen |
|
ar |
oa |
24 |
Diese Entwicklung
ist nur in bestimmten Gebieten eingetreten; anderswo bleibt das r als Konsonant erhalten: ar oder or. – Es kann auch monophthongisches langes òò oder åå resultieren, z.B. fòòn, Òòsch, Fååb „fahren, Farbe, Arsch“. Zu beachten sind die
einleitenden Ausführungen zum Silbenschnitt (§ 6) und in § 11.2. |
štoag a štoakă woam woatn hoatt Foă foahn |
stark ein starker warm warten hart Farbe fahren |
or |
voăn Oă, Oăn boăn |
vorn Ohr, Ohren bohren |
|||
er är ör ür |
ea |
25 |
Das r kann auch konsonantische erhalten bleiben. Zu beachten sind die
einleitenden Ausführungen zum Silbenschnitt (§ 6) und in § 11.2. |
Heăzz Šteăn Beă beărig Beăg Scheă gheăn feachtn deaffă |
Herz Stern Bär bärig (toll) Berg,
(Gebirge) (Maulwurf) gehören fürchten dürfen |
ir ür |
ia |
26 |
Das r kann auch konsonantische erhalten bleiben. Zu beachten sind die
einleitenden Ausführungen zum Silbenschnitt (§ 6) und in § 11.2. |
Wiat miă Kiach,
Kiachă Biă viă,
viarĕ fiarĕ;
fiară Diă štiazzn |
Wirt wir Kirche Bier vier (nach vorn) Tür stürzen |
er är ör |
Alte bairische
Lautentwicklung von e + r (soweit ahd.
ar zugrunde liegt). Mundartlich kann das r auch konsonantisch erhalten bleiben. In
bestimmten Gegenden hört man Kürzn, Körzn, Krrzn, Ürrtă,
Iuchtă und ähnliche Lautungen. |
Kiăzzn fiătĕ iăm, giăbt Iălăn miăkă Gmiăk schwiăzzn iăgă wiămmă štiăkă Iămǐ, Iăwǐ, Iăwl schwiăn Iădă |
Kerze fertig erben, geerbt Erle(n) (sich) merken (Gedächtnis) (schmuggeln) ärger (Komparativ) wärmer (Komp.) stärker (Komp.) Ärmel schwören (Dienstag) |
||
ur „ur, uhr“ or |
ua |
27 |
|
Schnuă Uă Guăgl Schuăzz fuăt |
Schur Uhr (Kehle) Schurz (*Schürze) fort |
§ 12
Nasalierte Vokale und
Diphthonge
Vor n, seltener auch vor m, wird der vorhergehende Vokal genäselt ausgesprochen, vor allem dann, wenn der Nasalkonsonant im Dialekt nicht mehr realisiert wird, d.h. im Rahmen der Konsonantenschwächung ausfällt.
Im gegenwärtigen Bairisch ist zu beobachten, dass statt der nasalierten Vokale immer häufiger die oralen (nicht-nasalierten) Entsprechungen zu hören sind.
Zur Kennzeichnung der Nasalität mittels Zirkumflex s. o. § 7.
Hoch- sprache |
Bairisch |
Nr. |
Erläuterungen |
Beispiele Bairisch |
hochsprachliche Entsprechungen |
an ein |
â |
28 |
Es handelt sich um
die nasalierte Variante des offenen à-Lautes
(vgl. oben Nr. 1). Die Aussprache sââ für das Verb „sein“ gilt nur regional. |
hâ nââ sââ |
(wie bitte?) nein sein (Verb, Infinitiv) |
an on |
ã |
29 |
Es handelt sich um
die nasalierte Variante des dunkleren å-Lautes (vgl. oben Nr. 2). Die Entsprechung ã für „an, on“ gilt nur in bestimmten Gegenden. |
i kã Mã dã drã ã schã |
ich kann Mann getan dran (es geht) an schon |
ô |
30 |
Verbreitet im größten Teil Altbayerns. In bestimmten
Gegenden dafür ã (i kã, Mã, dã, drã, ã, schã) |
i kô Mô dô drô ô schô |
ich kann Mann getan dran (es geht) an schon |
|
en ön „en, ehen, ön, öhn“ |
ê |
31 |
Verbreitet im größten Teil Altbayerns. |
wenĕ gê štê schê gwênă |
wenig gehen (Infinitiv) stehen (Infinitiv) schön gewöhnen |
in |
î |
32 |
Verbreitet im größten Teil Altbayerns. |
hî i bî Kamî |
hin ich bin Kamin |
(on) |
û |
33 |
Nur altmundartlich noch vorhanden, zurückgehend auf mhd. gunnen, sun, wagensun. |
gûnă Sû Wongsû |
gönnen Sohn (Pflugschar) |
aun |
âû |
34 |
|
Dă Zâû is brâû |
Der Zaun ist braun |
ein |
êî |
35 |
Verbreitet im größten Teil Altbayerns. |
sêî des sêî fêî fêî o mêî |
sein (Verb) das seine fein (Adjektiv) fein (Partikel) (Ausruf) |
ein un |
ôâ |
36 |
Verbreitet im größten Teil Altbayerns. |
môână i môâ kôâ ôâ(n)zigă ă glôână dôâ |
meinen (Verb) ich meine kein einziger ein Kleiner tun (Infinitiv) |
ein ien ün üm iem ihn ihn un |
êâ |
37 |
Allgemein geläufig
sind die Ausspracheformen der Personalpronomen „ihm, ihn, ihnen“; die
übrigen Lautungen sind auf die ländliche Basis-Mundarten beschränkt. |
glêână Štêână vădêână grêâ Wêân Blêâmĕ Rêâm, Rêâmă Rêâm êâm êâ, êână dêân |
kleiner (Kompar.) Steine (-er,Plural) verdienen grün Wien Blümlein Riemen (München-) Riem ihn, ihm ihnen (sie, wir) tun |
§ 13
Unbetonte Silben
13.1 Unbetontes e entfällt im Bairischen grundsätzlich (s. dazu oben in § 4), z.B. geem, gfuntn, gaawăd, giiăd, gmiătlĕ, gnau, bsondăs, bscheissn „gegeben, gefunden, gearbeitet, geirrt, gemütlich, genau, besonders, bescheißen“. Davon nicht betroffen ist die Beugungsendung -e bei Eigenschaftswörtern, z.B. ă gloanĕ Hittn, zwoa oidĕ Leid „eine kleine Hütte, zwei alte Leute“.
Zu den Fällen, wo unbetontes e dennoch ausgesprochen wird, siehe unten in § 15.3.
13.2 Unbetontes er wird zu ă, z.B. , Loattă, drentăhòi, văgessn, dăbarmă „Leiter, vergessen, jenseits (bair. drenterhalb), erbarmen (bair. derbarmen)“.
13.3 Unbetontes en kann entweder zu n reduziert (Besn, Hàxn, fintn, bèttn „Besen, (Beine), finden, beten“) – oder aber zu ă vokalisiert sein (machă, rengă, zwickă, Štèckă „machen, regnen, zwicken, Stecken“). Das -n gleicht sich normalerweise an den vorhergehenden Konsonanten an (Assimilation bn > m; dn > n; gn > ng), z.B. oom, Lòòn, dròng „oben, Laden, tragen“ (siehe dazu § 4).
● Ob die Endung -en als -n oder -ă gesprochen wird, hängt davon ab, welcher Laut davor steht. Nach m, n, ng wird immer vokalisiert (ràmmă, Henă, bringă „räumen, Henne(n), bringen“). Nach ch, k, f und nach stammauslautendem Vokal gibt es Unterschiede in der geographischen Verteilung. Sehr weit verbreitet sind die Lautformen kàffă, baun, schaung, in bestimmten Regionen hört man dafür aber kàffm, bauă, schauă („kaufen, bauen, schauen“). In der folgenden Tabelle weist das Symbol ● jeweils darauf hin, dass sowohl - ă als auch -l vorkommen.
Nach Stamm- auslaut: |
Vokalisierung der Endung zu ă |
|
m n ng k ch f regional auch nach Vokal Nach Stamm- auslaut: |
brummă kemmă Riină rengă bringă dengă koochă leichă weichă soachă ● zwickă ● văreckă ● kàffă ● sauffă ● Soaffă ● Ofă ● bauă ● schauă ● steeă ● Erhalt der konsonantischen Endung als –n |
brummen (kommen) Rinne regnen bringen denken kochen leihen weihen (urinieren) zwicken verrecken kaufen saufen Seife Ofen bauen schauen stehen |
t s chs, x z sch l |
bèttn Lattn Bettn bremsn zrissn wachsn Hàxn Štrixn Fètzn hoazzn weizzn, weiăzzn pfuschn weagln fischln schiagln |
beten Latte Betten bremsen zerrissen wachsen (*Beine) (*Schläge) Fetzen heizen (geistern) pfuschen werkeln (nach Fisch riechen) (schielen) |
Nach Vokal, auch wenn dieser auf Vokalisierung von -r, -n oder -l zurückgeht |
dràhn baun kàin heiăn wandăn hammăn zeichnăn kàmpĕn dàchĕn drickĕn |
drehen bauen (werfen) (heiraten) wandern hämmern zeichnen (kämmen) (entwenden) (trocknen; < trückeln) |
13.4 Bei Wörtern, die auf -el enden oder mit der bairischen Verkleinerungssilbe -l abgeleitete Wortformen gilt Folgendes, allerdings nur für die mittelbairischen Dialekte im größten Teil von Ober- und Niederbayern, in denen postvokalisches -l vokalisiert wird – nicht jedoch für die anderen bairischen Dialektgebiete. Die Verkleinerungsformen auf -erl/-ăl, -ei sowie Koseformen auf -i, -e, -ä (Bubi, Hànsi, Karä zu „Bub, Hans, Karl“) bleiben hier unberücksichtigt.
● Grundsätzlich unterliegt die Diminutiv-Endung –l in höherem Maße der Vokalisierung als der Wortausgang -el. In den folgenden beiden Tabellen weist das Symbol ● hinter dem Wort jeweils darauf hin, dass sowohl -ĕ als auch -l belegt sind (insbesondere nach k, s, sch).
13.4.1
Vokalisierung nach Stamm- auslaut |
zu mittelbairisch ĕ (Im Nordbairischen
steht konsonantisches -l: Gòwl, Kàmpl, Åpfl usw.) |
|
|
Der Laut ĕ wird in der Schreibung meist als e wiedergegeben (das auslautende l scheint einfach zu fehlen) oder auch mit ö (womit die geschlossene Qualität des Endvokals angedeutet werden soll, z.B. Himmö „Himmel“). |
|
b w |
Gòwĕ Hewĕ Kiwĕ Sàwĕ,
Säwĕ Kiawis vă-iiwĕn howĕn gràwĕn |
Gabel Hebel Kübel Säbel Kürbis verübeln hobeln (schimmeln) |
p w |
Kàmpĕ Làmpĕ Ampĕ Rašpĕ kàmpĕn zappĕn, zawĕn |
(Kamm) (Lämmlein) Ampel Raspel (kämmen) zappeln |
f |
Leffĕ Schaufĕ Apfĕ, Ópfĕ Gipfĕ Deifĕ muffĕn schnufĕn |
Löffel Schaufel Apfel Gipfel Teufel muffeln (schnüffeln) |
m |
Semmĕ Himmĕ Hàmmĕ Schàmmĕ sammĕn, sàmĕn |
Semmel Himmel Hammel (Schemel) sammeln |
ch |
Kaachĕ Kuuchĕ Dààchĕ Biachĕ Kiachĕ Diachĕ seachĕn wàchĕn màchĕn |
Kachel Kuchl (Küche) (Dohle) Büchlein (= Buch) Küchel Tüchlein (nach Urin riechen) (wehen, fächeln) (basteln) |
sch |
Siehe dazu oben die
Vorbemerkung (bei ●). Dàschĕ ● Bischĕ ● |
(Dim. zu) Tasche Büschel |
k, ck |
Siehe dazu oben die
Vorbemerkung (bei ●). Breckĕ ● Brickĕ ● Sàckĕ ● |
Bröcklein Brücklein Säcklein |
13.4.2
-el/-l bleibt erhalten
nach Stammauslaut |
als konsonantisches -l |
|
d |
Štrudl Odl Màdl Kindl Kleidl |
Strudel (Jauche) (Mädchen) Kindlein (Kleid) |
Vielfach erfolgt Totalassimilation des d an das l der Endung: dl > l: Òòl, Òll Gneel, Gnell Štòòl, Štòll Nuul, Null Schniil, Schnill Wààln, Wàlln bèèln, bèlln |
(Jauche) Knödel Stadel Nudel (Schnittlein) (Waden, Plural) betteln |
|
t |
Gretl Làttl Gàrtl Guatl |
(Margarete) (kleine Latte) Gärtlein (Bonbon) |
sch |
Wàschl Drischl Bischl ● Dàschl ● Nischl Niaschl ● dàischln ● |
(große Bürste) (Dreschflegel) Büschel (Dim. zu) Tasche (Kopf) (Futternapf) (Tauschhandel treiben) |
z |
Schnitzl Štranizl Scheăzzl, Scherzl Hèizzl |
Schnitzel (Spitztüte) (Brotanschnitt) (Dim. zu) Holz |
g |
Igl Vogl Rogl Sàgl schlegln begln, bigln |
Igel Vogel (Tüte) (Dim. zu) Säge (zappeln) bügeln |
k, ck |
Onkl Henkl Deckl Binkl Dàckl Sàckl ● Breckl ● |
Onkel Henkel Deckel (Beule) Dackel (Dim. zu) Sack (Dim. zu) Brocken |
r |
Feiăl Durl, Duăll Mirl, Miăll |
(Dim. zu) Feuer (Dorothea) (Maria) |
13.4.3 Eine Sonderentwicklung liegt vor bei Wortstämmen auf -n:
n |
Zwischen stammauslautendes
n und die Endung schiebt sich der
Sposskonsonant -d-; es ergibt sich
die Variante -dl Bei einigen Wörtern
ist „-dl“ als Schreibform fest geworden, z.B. Dirndl, Hendl; bei anderen tritt das -d- nur gelegentlich auf (Brünnl, Brünndl). |
|
Dirndl,Diandl,Deandl Mànndl Hendl Wànndl Kànndl, Kånndl Fàhndl Brindl (Brünndl) Boandl Stoandl Heandl (Hörndl) Keandl (Körndl) Šteandl Schweindl Àhndl Màriàndl |
(Mädchen) Dim. zu Mann Dim. zu Henne Dim. zu Wanne Dim. zu Kanne Dim. zu Fahne Dim. zu Brunn(en) Dim. zu Bein (Knochen) Dim. zu Stein Dim. zu Horn Dim. zu Korn Dim. zu Stern Dim. zu Schwein Dim. zu Ahn, Ahne Marianne (Koseform) |
|
Ohne
artikulatorische Rechtfertigung erscheint -d- in bestimmten Wörtern auch auf Ableitungen mit der erweiterten
Diminutiv-Endung -erl, übertragen: Schweinderl Weinderl |
Dim. zu Schwein Dim. zu Wein |
§ 14
Konsonanten
14.1 Verschlusslaute (Plosive)
Hoch- sprache |
Bairisch |
Nr. |
Erläuterungen |
Beispiele Bairisch |
hochsprachliche Entsprechungen |
b „b, bb“ p „p, pp“ |
im Anlaut b |
38 |
Der Unterschied
zwischen b und p ist im Anlaut neutralisiert, d.h. es
tritt für beide gleichermaßen der stimmlose und unbehauchte „Halbfortis“-Konsonant
(s. dazu § 5) ein; dies gilt auch für Verbindungen wie bl/pl, br/pr, sp, spl, spr. |
bintn blòsn brenă Bleschl bàssn backă Bädă dăblèckă Blòòz Breiss Šbiiz Brooz šbreechă |
binden blasen brennen (Zunge) passen packen Peter (verspotten) Platz Preuß(e) Spitz (*Spitze) (Kröte) (Sprüche machen) |
in Lenis-Silben (Typ I in § 5): |
Abhängig vom
„Silbenschnitt“ (s. dazu § 6) tritt Schwächung (beim Silbentyp I) oder
Schärfung (beim Silbentyp II) ein. |
|
|
||
im Auslaut b |
|
|
Gròb Gòb grob gràb |
Grab Gabe grob (grau) |
|
im Inlaut w (m) |
39 |
Liegt Silbentyp I
(langer Vokal) vor, werden b und
p zum Reibelaut w (Spirantisierung im Rahmen der
Konsonantenschwächung). |
Lewă Howĕ Schnòwĕ ă gèiwă lewĕ Làwă schäwăn grawĕn gràwĕn |
Leber Hobel Schnabel ein gelber lebe ich Laub (Plural) scheppern krabbeln (schimmeln) |
|
40 |
Folgt ein n, tritt Lautangleichung ein, das b ist nicht mehr zu hören: bn > m (Totalassimilation;
siehe auch § 13.3). Bair.
šbeim, schneim liegt speiben, schneiben zugrunde (mhd. spîwen,
snîen). |
gem glàm drom fà(r)m šteam gšbiim |
geben glauben droben färben sterben *gespien |
||
in Fortis-Silben (Typ II in § 6): im In- und Auslaut p |
41 |
Liegt Silbentyp
II (kurzer Vokal) vor, wird der unbehauchte
Starklaut p (= bb) gesprochen. Ein folgendes n wird assimiliert: -pn > -pm. |
rumpĕn bumpăn Kàmpĕ Grippĕ Bàpp, Bàppa Dèpp Glump Opst Suppm Lampm Štempm koppm |
rumpeln pumpern (klopfen) (Kamm) Krüppel *Papa Depp (Unrat) Obst Suppe Lampe (Pfahl,
Pfosten) (rülpsen) |
|
d „d, dd“ t „t, th, tt“ |
im Anlaut d |
42 |
Die Konsonanten d und t werden im Anlaut und in den Verbindungen st, str gleichermaßen als stimmlose und unbehauchte „Halbfortes“ (s. dazu § 5) gesprochen. |
Dorf, Doaf Dorf, Doaf Deifĕ dròng drent deia, deirig Dintn Dàss dreim Drummĕ Strizzi, Šdriizĕ |
Dorf Torf Teufel tragen (drüben) teuer Tinte Tasse treiben Trommel (Gauner) |
in Lenis-Silben (Typ I in § 6) im In- und Auslaut
|
Abhängig vom
„Silbenschnitt“ (s. dazu § 6) tritt Schwächung (beim Silbentyp I) oder
Schärfung (beim Silbentyp II) ein. Liegt Silbentyp I
(langer Vokal) vor, erscheinen d
und t gleichermaßen als d (Konsonantenschwächung). |
heid Leid gscheid miid rod, roud ă rodă, roudă Hòdăn weidă Wedă |
heute Leute gescheit mit rot ein roter Hadern (Lappen) weiter Wetter, (Gewitter) |
||
(n) (l) |
43 |
Folgt ein n, tritt meist Lautangleichung ein, das d oder t ist nicht mehr zu hören: dn, tn > n (Totalassimilation), ländlich teilweise fină, gfună „finden, gefunden“. – Auch an ein folgendes l kann angeglichen werden: dl, tl > l, ll. |
reen schnein gschniin schòòn, Schòòn Schliin bèlln Bellmô Gnell Òòl |
reden schneiden geschnitten schaden, Schatten Schlitten betteln Bettelmann Knödel (Jauche) |
|
in Fortis-Silben (Typ II in § 6) im In- und Auslaut t |
44 |
Liegt Silbentyp
II (kurzer Vokal) vor, wird der unbehauchte
Starklaut t (= dd) gesprochen. |
Loattă loatn Bitt bittn bàttn Hittn unt, untn bintn Hent Hunt mèitn |
Leiter (lenken) Bitte bitten beten Hütte unten binden Hände (auch Hand) Hunde (Plural) melden |
Hoch- sprache |
Bairisch |
Nr. |
Erläuterungen |
Beispiele Bairisch |
hochsprachliche Entsprechungen |
kl gl,
gel kr gr,
ger kn,
gen gef gem kw „qu“ gew ks
„x“ ges usw. |
im Anlaut gl gr gn gm gw gs gf |
45 |
Der Unterschied
zwischen g und k ist im gedeckten Anlaut, also bei g + Konsonant und k + Konsonant, neutralisiert, d.h. es tritt für beide gleichermaßen
der stimmlose und unbehauchte „Halbfortis“-Konsonant (s. dazu § 5) ein; vor
Vokal gilt diese Regel nicht. Hochsprachlich geh- wird zu gh- und klingt damit genau so wie k in der Normaussprache. Zu qu = gw siehe unten bei Nr. 61.. |
glei Gleidl glôâ graislĕ Greiz gricht Gricht gnau, gnâû Gnia gnàrzn Gmias gwiis Gwèin Gsicht Gsod Xarĕ gfuntn |
gleich Kleid (Dim.) klein gräuslich Kreuz gerichtet Gericht genau Knie (knarren) Gemüse gewiss Quelle Gesicht (Häcksel) Xaver gefunden |
k, geh- ch |
gh = kh |
46 |
Vor Vokal wird
zwischen anlautendem g und k unterschieden; letzteres tritt als
behauchter Starklaut (aspirierter Fortis-Plosiv). Phonetisch gleich
ist das Ergebnis aus geh- nach Ausfall des unbetonten -e-. |
Kind Kirch, Kiachă kàm kemma er kimmt Kuchl, Kich Kooch ghoassn |
Kind Kirche kaum; (er) käme kommen er kommt Küche Koch; (Mus) geheißen |
In Süddeutschland und in der Schweiz wird anlautendes ch in bestimmten Wörtern wie k gesprochen – nicht als ch. |
Kemie Kina Kinees kinesisch Keam-/Kiimsee Kam |
Chemie China Chinese chinesisch Chiemsee Cham (Stadt) |
|||
ck |
ck = gg |
47 |
Im Silbeninneren
erscheint k, ck als unbehauchte Halbfortes (s. § 5). Der Unterschied zur Hochsprache besteht in der fehlenden Behauchung: nicht Zuckher, zurückh , sondern Zuckă, zruckh = Zuggă, zrugg. Dies gilt auch für
die Lautverbindung nk in
Fortissilben (s. dazu § 6). |
Zuckă druckă Gockl, Gickăl Buckl Štickl Hàckl, Hàckĕ Hàckăl Bàckăl, Bàckl |
Zucker (*drücken) (Hahn) Buckel (Rücken) Stücklein Hacke (Dim., Axt) (*Häkchen) (*Päckchen) |
nk ng -gen |
nk = ngg |
links Rankn Glenk blank |
links (Geländestufe) Gelenk blank |
||
ng |
48 |
In Lenissilben
unterliegt nk der Konsonantenschwächung;
es resultiert der Laut ng, für
welchen es keinen eigenen Buchstaben gibt. Basisdialektal fallen „gesunken“
und „gesungen“ in der Lautform gsunga zusammen.
|
dengă wingă gwungă gsungă dringă drungă Bàngĕ, Bàng-gl |
denken winken gewunken (*-winkt) gesunken trinken getrunken Bank (Dim.) |
|
Im Konsonanten ng
fallen hochsprachlich ng und -gen zusammen. – Zu beachten ist,
dass auslautendes ng niemals als ngk gesprochen wird („Wohnung, Ding“ – nicht aber „Wohnungk, Dingk“). |
lengă singă glanga Schwung |
länger singen (*reichen) Schwung |
|||
Reeng Boong fliang ziang |
Regen Bogen fliegen (ziehen) Angel (Stengel) Engel Bengel (Prügel) |
||||
Folgt einem ng ein l, so kann, mehr oder weniger deutlich, ein -g- als Sprosskonsonant auf treten: ng + g + l > ng٠gl (vgl. -nl > -ndl, § 13.4.3) |
Ang٠gl Šding٠gl Eng٠gl Beng٠gl |
14.2 Reibelaute (Frikative, Spiranten)
Hoch- sprache |
Bairisch |
Nr. |
Erläuterungen |
Beispiele Bairisch |
hochsprachliche Entsprechungen |
s ss ß |
s ss |
49 |
Im Silbenanlaut sind
die s-Laute nicht nur in den Dialekten, sondern auch in der
regionalen Hochsprache grundsätzlich stimmlos – im Gegensatz zur hochsprachlichen
(norddeutschen) Norm: „singen, sagen,
Sonne, gewesen, Amsel“ = ßingen, ßagen, ßonne, leeßen, Pinßl – im Dialekt: ßinga, ßòòng, ßonn/ßunn(a), leeßn, Bemsl. (Das Zeichen ß wird hier gesetzt, um den
Unterschied zur Bühnenaussprache zu verdeutlichen.) – Gespannte oder ungespannte Artikulation
hängt vom Silbenschnitt ab (s. dazu § 6). – Eine Besonderheit
ist der in fast ganz Altbayern übliche Ersatz von s durch h in mia
hàn/hànd, ees heits/ hàts, sie mia hànd/hàn „wir sind, ihr seid, sie sind“. Auf diese Weise entsteht das
Minimalpaar mia håmmă – mia hàmmă „wir habenr – wir sind“. |
sèng i siich,
sèg, … Siach Fuas
(Fous) Fiass
(Fäiss) Roos Ressă miassn
(mäissn) i muas weissn weisn wissn Wiis, Wiisn reissn reisn/roasn blòòsn blass Gschloos Gschlessl Guus-eisn |
sehen ich sehe (Tölpel) Fuß Füße Ross Rösser müssen ich muss (*tünchen) weisen (führen) wissen Wiese reißen reisen blasen blass Schloss (*Schlösschen) Gusseisen |
z tz |
z (= ds) zz (= ts) |
50 |
Die Affrikata z
= ts kann gespannt oder ungespannt
auftreten: als tz = ts = zz (Fortis) bzw. z = ds (Lenis). Sie kommt auch durch
Assimilation der Artikelform die > d zustande. – Siehe dazu auch
in § 15. |
blitzn Bliiz rotzn Rooz Greizzl Greiz Fotzn Fooz zààch Zàmperl dSockă dSau dSèi |
blitzen Blitz rotzen Rotz Kreuz (Dim.) Kreuz (Ohrfeige; Mund) (Mund) zäh (kleiner Hund) die Socken die Sau die Seele |
sch rs,
rst sp,
sb |
sch |
51 |
Bei Verbindung mit
anderen Konsonanten neigt das südliche Deutsch dazu, statt s den Laut sch = š zu sprechen – in Fortführung einer Entwicklung, die sich in der Hochsprache nur bei anlautendem sp (= šp), st (= št),
schl, schm, schn, schr, schw
durchgesetzt hat (mhd. spiln, stein, slange, smit, snîden, swimmen > špielen, Štein, Schlange,
Schmied, schneiden, schwimmen), im Oberdeutschen
jedoch viel weiter reicht: Im Schwäbischen heißt es fescht, du bisch „fest, du bist“; auch in Altbayern wird sp, st häufig zu šp, št, auch über
die Silbengrenze hinweg (s-b, s-d). In
der Verbindung mit r tritt fast
durchgängig š auf: rs, rst >
rsch, rscht. |
raišpăn Rašpĕ dHuaštn Kašpă Kàšpăl Wirsching Durscht Wurscht erštns Birschtn Foršt Ferštă Gerštn Ferštn, Feršn Augšburg Rengšburg Mošburg Òmšberg Àrnšdorf |
räuspern Raspel *der Husten Kaspar Kasperl (*Kasperle) Wirsing Durst Wurst erstens Bürste Forst Förster Gerste Ferse Augsburg Regensburg Moosburg Abensberg Arnstorf |
tsch (= tš) |
52 |
Die Affrikata tsch ist im Bairischen viel häufiger als in
der Hochsprache. Sie kann gespannt oder ungespannt auftreten: als tsch = tš (Fortis) bzw. dsch = dš (Lenis). Sie kommt auch durch
Assimilation der Artikelform die > d zustande. (Anlautendes tsch
wird niemals vereinfacht zu sch). – Siehe dazu auch in § 15. |
Tschinelln dSchua dSchui dSchachtl dScheissn Britschn Bidschn Lädschn Drudschăl |
Tschinelle (Becken) die Schuhe die Schule die Schachtel (Durchfall) (Vulva; böse Frau) (Mildkanne) (Mund; Gesicht) (einfältiges Kind) |
|
f v |
f |
53 |
Vielfach wird
geschriebenes v auch in
Fremdwörtern als stimmloses f gesprochen.
In Namen wie „Eva“ oder der Kurzform „Vroni (für Veronika)“ ein stimmhaftes
labiodentales v zu artikulieren,
wirkt affektiert. Karl Valentin legte großen Wert darauf, dass sein Name mit
„F“ gesprochen wurde. In „Klavier,
Vase“ steht meist w (s. u. Nr. 60). |
fintn Aff Ofă offă Froni, Vroni Efa, Ef, Eva Falĕ,
Valentin Nofembă Sil-, Sui-,
Säi- festă Festl, Feštl |
finden Affe Ofen offen Veronika Eva Valentin November Silvester (dgl. als Vorname) |
pf |
54 |
Die Affrikata pf kommt auch durch Assimilation der
Artikelform die > d zustande (dFrau
> pFrau). – Siehe dazu auch in § 15.
Im In- und Auslaut kann pf gespannt
oder ungespannt auftreten: als pf (Fortis)
bzw. bf (Lenis). |
Koobf Kepf Schluubf schlupfă Groobf pFingă pFotzn pFeiăweă |
Kopf Köpfe Schlupf (*schlüpfen) Kropf die Finger (Mund, Gesicht) die Feuerwehr |
|
ch h |
h ch |
55 |
In Lenissilben neigt ch zur geschwächten Aussprache, fast wie der Hauchlaut h, z.B. „lachen, kochen“ = laaha, kooha. – Zum Lautwechse h statt s siehe oben bei Nr. 49. Wenn es sich bei
einem sogenannten Dehnungs-h um ein
etymologisch begründetes h handelt,
wird ch gesprochen. |
zààch gààch rauch Dààchĕ zechă Zechăn seichă leichă gliicha Weich gweicht Schuach rauch |
zäh jäh rau (rauh) (Dohle) zehn Zehe(n) seihen leihen geliehen Weihe geweiht Schuhe (Plural) rau(h) |
In bestimmten festen
Zusammensetzungen ist h verstummt:
aussi, eini, fiari, owi; aussa, eina, fiara, owa usw. (< aus-, ein-, für-, ab-hin; aus-, ein-, für-, ab-her) „hin-aus, -ein, (nach vorn hin), hinab; her-aus, -ein,
(nach vorn her), herab“. |
|
|
14.3 Nasale, Liquiden, Halbvokale
Hoch- sprache |
Bairisch |
Nr. |
Erläuterungen |
Beispiele Bairisch |
hochsprachliche Entsprechungen |
m n ng |
m n ng |
56 57 58 |
Zur Nasalierung bei n und m siehe oben § 12, zu m, n, ng als Ergebnis von Silbenschwund und Assimilation siehe oben § 4 und § 14.1 (Nr. 40, 43, 48). |
|
|
l |
l |
59 |
Zur postvokalischen
Vokalisierung siehe oben in § 11 (Nr. 18 – 23), auch § 13.4. |
|
|
r |
r |
60 |
Silbenanlautendes r
wird überwiegend als schwach gerolltes
Zungen-r gesprochen. Daneben gilt
auch Zäpfchen-r, nicht jedoch eine
dem „ach-Laut“ angenäherte Artikulation. Zur postvokalischen
Vokalisierung siehe oben in § 11 (Nr. 24 – 27), auch § 13.2. |
|
|
w v |
w |
61 |
Abweichend von der
Hochlautung, die stimmhafte und labiodentale Aussprache vorsieht, wird das w
im Bairischen als stimmloser bilabialer Reibelaut
artikuliert. Dies gilt auch für qu = gw, siehe oben Nr. 46. – Zur Aussprache von v
in Fremd- und Lehnwörtern siehe oben
bei Nr. 53. |
|
|
j |
ĭ |
62 |
Abweichend von der
Hochlautung, wo j als stimmhafter
Reibelaut gesprochen wird, ist es im Bairischen ein nicht-silbisches ĭ,
also eher ein Halbvokal als ein Reibelaut. „Jäger, Jagd, Josef“ = Ĭàgă, Ĭakt, Ĭosèf. Basismundartlich liegt bei „jeder, jemal(s)“ der Diphthong ia (nordbair. äi) auf: ăn iadă, (ă) diamòi (ăn äidă, äiămòl); mhd. liegt der Zwielaut ie zugrunde, nicht aber je (ieder, iemal). |
|
|
§ 15
Konsonantenverbindungen,
Cluster, unbetontes -e
Über die aus der Hochsprache vertrauten Konsonantenverbindungen hinaus kennt das Bairische viele weitere, die auf den ersten Blick recht kurios anmuten (und irgendwie ans Tschechische erinnern, wo es z.B. vokallose Wörter wie čvrtek „Donnerstag“ gibt, oder den Satz: Strč prst skrz krk.). Eine besonders reizvolle Häufung im Bairischen liegt mit „-chzggschpr-“ vor – in dieser volkstümlichen Verschriftung 10 Konsonanten-Buchstaben umfassend, die immerhin 8 Phonemen entsprechen: [ç]+[t]+[s]+[g]+[g]+[š]+[p]+[r]. Dieses „Cluster“ kommt vor in „60 gesprenkelte Eier“, bairisch sèchzg gschprenklde Oar. Die Ursache für das Zusammentreffen mehrerer Konsonanten liegt im lautgesetzlichen Ausfall von Vokalen in unbetonten Silben (Elision, vor allem e-Synkope; siehe dazu auch in § 4).
15.1
Die unbetonte Form des bestimmten Artikels „die“ ist ein bloßes d, das sich an den folgenden Konsonanten angleicht (Assimilation). Daraus resultieren Lautungen wie pf, ts (= z), tsch, z.B. pFrau, pFinga, pFeiawea, tSau, tSchui usw. („die Frau, Finger, Feuerwehr, Sau, Schule“, s.o. in § 14.2, Nr. 50, 52, 54).
15.2
ge- > g- |
|
mhd. ze/ze- > z (= ts) |
|
Gfui, Gfèi gflong Gfrett Gsetz gsund Gsèischaft Gsuach gscheid gschickt Gschiiß gschlòng Gschlooß gschmissn gschmàckig Gschmoass gschniin gschrian gschwind Gšpàss gšpinnăd Gšpusi gšpreizt gštantn gštrààd gštriichă |
Gefühl gefolgen (Schererei) Gesetz gesund Gesellschaft Gesuch gescheit geschickt (Schererei) geschlagen Schloss geschmissen (wohlschmeckend) Geschmeiß geschnitten geschrien geschwind (*Spaß) (verrückt) (Geliebte/r) gespreizt gestanden gestreut gestrichen |
zBassau zbroad zbled zdeiă zdruckă zvui, zvèi zFreising zfriidn, pfrim zgroß, zgrous zlang zleng zmiad znòs zreissn zruck zsauă zschòd zgscheid zšpäd zgschlampăd zwander zwider zzààch zŠtraubing zZolling |
(in) Passau zu breit zu blöd zu teuer zu trocken zu viel (in) Freising zufrieden zu groß zu lang zerlegen zu müd(e) zu nass zerreißen zurück zu sauer zu schad(e) zu gescheit zu spät zu schlampig zu zweit zuwider zu zäh (in) Straubing (in) Zolling |
Bei den Vorsilben ge- und z- (< mhd. ze, in der heutigen Schriftsprache: zer-) sowie bei z in präpositionaler Verwendung (< mhd. ze, in der heutigen Schriftsprache: zu) fällt das e grundsätzlich weg, es resultieren – über die in der Hochsprache gängigen Verbindungen gl, gn, gr, qu = gw, x = gs, zw hinaus – die anlautenden Lautverbindungen gf, gfl, gfr, gs, gsch, gschl, gschm, gschn, gschr, gschw, gšp, gšpl, gšpr, gšt, gštr sowie zb/zp, zbl/zpl, zbr/zpr, zd/zt, zf, zfl, zfr, zg/zk, zgl, zgr, zl, zm, zn, zs (=ts), zsch (= tsch), zgsch, zgschl, zgschm, zgschn, zgschr, zšp (= tschp), zšt (= tscht), zštr (= tštr), zz (= tsts).
15.3
Bei der Vorsilbe be- liegt der merkwürdige Fall vor, dass in dialektnaher Sprache die erwartete Kürzung zu b- nur vor einem folgenden Zischlaut (s, sch) belegbar ist, und auch nur in bestimmten Wörtern (Liste 15.3.1).
Ansonsten sind Wörter mit dem Präfix be- in der Mundart nicht üblich (sie sind mit einem * versehen). Lautungen wie *bmeaka, *voabreitn für „bemerken, vorbereiten“ sind undenkbar; dafür stehen andere Ausdrücke zur Verfügung (in der mit ► bezeichneten Spalte in Liste 15.3.2).
15.3.1
be-s… > bs… be-sch…>
bsch… |
|
bsondăs |
besonders |
bsuachă |
besuchen |
bsorng, bsoang |
besorgen |
Bsuach |
Besuch |
bsină |
besinnen |
bsuffă |
besoffen |
bsetzn |
besetzen |
bscheissn |
bescheißen |
bschòng |
beschlagen (Hufe) |
Bschoad |
(Mitbringsel) |
Bšteck |
Besteck |
bštèin |
bestellen |
bšteh |
bestehen
(= angesehen sein) |
15.3.2
* |
► |
sich *beeilen |
sich schicken |
*befehlen |
anschaffen, schaffen |
*befeuchten |
netzen |
begreifen |
kapieren, gneißen |
*bekommen |
kriegen |
*belügen |
anlügen |
bemerken |
spannen, gneißen |
vor-, zu-bereiten |
herrichten |
*berichtigen |
korrigieren |
*berühren |
anlangen |
sich *besaufen |
sich einen ansaufen |
*beschneiden |
zuschneiden, stutzen |
besichtigen |
anschauen |
*besiegen |
Herr werden |
*besohlen |
doppeln (Schuhe) |
*besprechen |
reden über, diskrieren |
*besteigen |
steigen auf |
bestimmt |
gewiss |
*bestreichen |
einstreichen |
*betasten |
anlangen, antappen |
sich *betrinken |
sich einen ansaufen |
*betrügen |
bescheißen, übers Ohr hauen |
sich *bewegen |
sich rühren |
*beziehen |
einziehen in (Wohnung) |
*beziehen |
überziehen (Sofa) |
Das Adjektiv bsuffa ist geläufig, nicht jedoch das Verb *bsauffa; ähnlich ist es bei Bschoad,
wozu weder das Verb noch das Adjektiv Dialektdeckung aufweisen. – Das häufige
Verb „behalten“ wird verkehrssprachlich bhòitn,
bhoitn ausgesprochen. In den nordbairischen Mundarten ist Assimilation (bh > pf) eingetreten: pfoltn, in
vielen mittelbairischen Regionen erscheint Präfixwechels (be- ersetzt durch ge-): ghòitn.
Werden hochsprachliche Wortbildungen mit be- in dialektnahe Rede übernommen, so gilt, was unten in § 15.5 ausgeführt wird.
15.4
Durch Wegfall von unbetontem -i- im Wortausgang der Zehner-Zahlwörter entstehen die Konsonanten-Cluster ssg, zg (= tsg), chzg (= chtsg):
dreissg „dreißig“
zwanzg, viazg, siwazg/sipzg, neinzg „zwanzig, vierzig, siebenzig/siebzig, neunzig“
fuchzg, sechzg, achzg „fünfzig, sechzig, achtzig“
15.5
Bei Wörtern, die aus der Hochsprache übernommen sind (quasi Entlehnungen), werden unbetonte e-Laute als relativ langes (geschlossenes oder offenes) e artikuliert (hier mit dem Zeichen ē wiedergegeben), nicht als reduziertes ö, wie in der Hochlautung vorgesehen. Demnach weisen Wörter wie „Gelegenheit, Beschwerde“ in der bairischen Verkehrssprache zwei bzw. drei in etwa gleiche e-Laute auf: Gēlēgnheid, Bēschwēadē. Weitere Beispiele: Bēhöadē, bēlēgdē Brodē, alles Gudē, bēstimmd, bēreits, bēfriedignd, bēschreibm („Behörde, belegte Brote, alles Gute, bestimmt, bereits, befriedigend, beschreiben“), ebenso alle Wörter in der mit * markierten Spalte (Tabelle 15.3) sowie viele andere mehr.
Während die Verbformen „ich bitte, ich danke“ im Bairischen lautgesetzlich als i bitt, i dank auftreten, fällt das auslautende -e bei formelhaft verwendetem Bitte oder Danke nicht weg. Auch diese Formen sind Entlehnungen aus der Hochsprache und werden meist bittē, dankē ausgesprochen. Im Dialekt heißt es dafür: bittschee, biggò(r)schee, dankdăschee, dangschee „bittschön, bittgarschön, dankdirschön, dankschön“ usw.