Remaraweng Boarisch

Grammatik

transitives oder intransitives Verben

bin ich oder habe ich gesessen

 

 

Das Partizip II (Perfekt) wird teils mit dem Hilfszeitwort „haben“, teils mit „sein“ verbunden. Mit „haben“, wenn das Verbum transitiv ist (das heißt: ein Akkusativobjekt bei sich haben kann), oder wenn es ein Verhalten beschreibt;
mit „sein“, wenn ein intransitives Verbum eine Zustands- oder Ortsveränderung oder einen neu erreichten Zustand ausdrückt.

Zum Beispiel:

ich habe den Stein geworfen (transitiv)

ich habe gearbeitet (Verhalten)

ich bin gefallen (Zustandsveränderung)

Aus Bairische Grammatik, von Ludwig Merkle, Hugendubel Verlag 

In der Mitte und im Norden Deutschlands wird das Perfekt mit „haben“ gebildet. Dasselbe gilt für andere Zeitwörter, die eine Körperhaltung ausdrücken. Die süddeutschen (inkl. österreichischen) Standardformen lauten daher „ich bin gestanden, gesessen, gelegen, gesteckt, gekniet, geschwebt, gehangen, gehockt, gebaumelt“ etc.

Es handelt sich dabei um intransitive Verben (Zeitwörter, die kein Akkusativobjekt verlangen). Bei ihnen gelten folgende Grundregeln:

  • Zeitwörter, die ein Geschehen in seinem unvollendeten Verlauf, in seiner Dauer ausdrücken, verlangen das Hilfszeitwort „haben“: „Die Rose hat lange geblüht“

  • Zeitwörter, die eine Zustands- oder Ortsveränderung beschreiben, verlangen das Hilfszeitwort „sein“: „Die Rose ist gestern verblüht.“

Das österreichische Deutsch, Robert Sedlaczek, Überreuter Verlag 

Zu bemängeln ist das ständige Auftauchen des Intransitivums zur Beugung von südhochdeutschen Verben wie „stehen“, „sitzen“ und „legen“. Die Beugung dieser Wörter im korrekten Hochdeutsch in Süddeutschland (sowie in Österreich, Südtirol und der Schweiz) erfolgt mit dem Hilfsverb „sein“ und nicht „haben“
– also „ist gestanden“, „ist gesessen“ und „ist gelegen“.

 In allen österreichischen Zeitungen, im Radio, im Fernsehen etc. ist die korrekte südhochdeutsche Grammatik zu lesen resp. zu hören, in den bayerischen leider aber nur selten.

Was sagt der Duden?

Sogar der Duden zitiert zu diesem Punkt: „Bei liegen, sitzen und stehen hängt sie von der Zugehörigkeit des Sprechenden/Schreibenden zu einem bestimmten Sprachgebiet ab. Während nördlich der Mainlinie das mit »haben« gebildete Perfekt als standardsprachlich gilt („Ich habe in der letzten Reihe gesessen“), überwiegt in Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz die sprachgeschichtlich ältere Umschreibung mit »sein« (Wir sind auf der Bank gesessen).“

 


 

     

Verb

korrektes südliches Hochdeutsch sowie Bairisch

Nördliches Hochdeutsch

baumeln

ist gebaumelt

habe… 

ergehen

ist ergangen

hängen

ist gehängt, gehangen

hocken

ist gehockt

hockerln

ist gehockerlt

kauern

ist gekauert

knien

ist gekniet

lehnen

ist gelehnt

lungern

ist gelungert

liegen

(sowie)

aufliegen

daliegen

obliegen

wachliegen

ist gelegen

 

ist aufgelegen

ist dagelegen

ist oblegen

ist wachgelegen

reiten

ist geritten

rudern

ist gerudert

schweben

ist geschwebt

schwimmen

ist geschwommen

sitzen

ist gesessen

stecken

ist gesteckt
(beim intransitiven Gebrauch wird steck mit sein gebeugt, z.B. "Er ist hinter dem Busch gesteckt" oder "Ich bin in Stau gesteckt".

Beim transitiven Gebrauch mit habe, z.B. "Ich habe den Brief in den Kasten gesteckt")

 

stehen

(sowie)

dabeistehen

dastehen

gegenüberstehen

nachstehen

stillstehen

ist gestanden

1. Ich bin gestanden

2. Das Kleid ist ihr gut gestanden

treten

ist getreten

 


 

 

Siehe auch „on-line“ Bairische Wörterbücher
zu vom FBSD empfohlenen Fachbüchern

 

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Seite zuletzt aktualisiert am 5. April 2013

 

 

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