Wie kann man den Kindern den Dialekt erhalten

Förderverein Bairische Sprache veranstaltete Infoabend in Oberstimmt

Pfaffenhofener Kurier – 5. Mai 2004

 

Zu einem Informationsabend hatte der Förderverein Bairische Sprache und Dialekte (FBSD) dieser Tage auf eine Anregung von Walter Franz in das Gasthaus Euringer in Oberstimm eingeladen. Interessenten aus den Landkreis Pfaffenhofen und Kelheim sowie aus der Stadt Ingolstadt nahmen daran teil. In einem Abriß legte der Vorsitzende des Landschaftsverbandes Donau-Ilm-Altmühl, Gerhard Huber, die Ziele und die bisherigen Leistungen des Fördervereins dar. In der anschließenden Diskussion wurde besonders die Frage aufgegriffen, warum die Kinder immer weniger Dialekt sprechen und dieser somit vielen verloren geht.

Die Veranstaltung wurde musikalisch von Anni Schmid und Harry Deiner umrahmt. In seinen Ausführungen erläuterte Gerhard Huber zunächst die Ziele und Bedeutung der bairischen Sprache und seiner Dialekte. Sie sei die Identität der Bayern. An der Sprache erkenne man den Landsmann, soweit er noch seine Muttersprache spricht. Aus diesem Grunde würde sich der Förderverein auch für deren Erhaltung einsetzen und kämpfen.

Bairisch sei mit seinen Dialekten nicht nur eine vollwertige Sprache, so Huber, sondern man könne sich darin auch besser ausdrücken als in der schriftdeutschen Kunstsprache. Auch wäre sie wesentlich älter als die deutsche Schriftsprache und habe ihre Wurzeln bei den Anfängen der europäischen Sprachen.

Die Unkenntnis vieler Bayern über die große Vergangenheit und Tradition der bairischen Sprache würde zu einem mangelnden Selbstbewußtsein führen, weshalb viele nicht mehr Dialekt sprechen wollen. Darum sei es das vordergründige Ziel des Fördervereins, das Selbstbewußtsein der Landsleute zu stärken und damit für die Verwendung von Mundart und Dialekt im Alltag zu werben.

Bei den bisherigen Erfolgen verwies Huber vor allem auf die 150.000 Unterschriften, die für eine Eingabe an den Bayerischen Landtag gesammelt wurden. Man könne daran bereits das große Interesse an der Erhaltung der bairischen Sprache bei der Bevölkerung erkennen. Leider sei aber die Unterstützung bei den öffentlichen Einrichtungen (Schule, Kindergarten, Rundfunk, Fernsehen usw.) noch nicht im ausreichenden Maße vorhanden. Anhand von einigen Beispielen konnte Huber aber auch bereits Erfolge in der Arbeit des Fördervereins aufweisen.

In der anschließenden Diskussion wurde von einigen Teilnehmern kritisch bemängelt, daß viele Eltern, die bairisch sprechen, ihre Kinder in einer Art „fernsehdeutsch“ erziehen. Der Grund sei oft die falsche Meinung, die Kinder würden sich dann in der Schule leichter tun. Huber verwies in diesem Zusammenhang auf eine Langzeitstudie der Universität Oldenburg, in der speziell diese Meinung wissenschaftlich widerlegt wurde. Außerdem wären hierzu in letzter Zeit mehrere Untersuchungen erfolgt, die alle zu dem Ergebnis gekommen sind: daß Dialekt sprechende Kinder im Deutschunterricht Vorteile haben.

Wenn die Kinder im Elternhaus noch bairisch lernen, so stellte ein Teilnehmer bei der Diskussion fest, so wäre es spätestens mit dem Besuch des Kindergartens vorbei. Er habe diese Feststellung in der eigenen Familie machen müssen. In einer eingehenden Diskussion dieser Frage kam man zu dem Ergebnis, die Träger der Kindergärten für eine Mitwirkung zu gewinnen. Diese müßten sowohl bei der Gestaltung der Betreuung als auch beim Personal an den Möglichkeit der Entfaltung bairischen Kulturgutes mitwirken.

Ein Teilnehmer schlug vor, man sollte nach dem Vorbild anderer Bundesländer wöchentlich ein oder zwei Stunden Bairisch in den Kindergärten einführen. Damit würden der Eindruck, daß bairisch minderwertig sei, etwas abgemildert, und das Selbstbewußtsein bei den Kindern gestärkt werden.

 

FBSD-RUNDBRIEF NR. 50. Juni 2004             Seite 22-24