Förderverein Bairische Sprache veranstaltete Infoabend
in Oberstimmt
Zu einem Informationsabend hatte der Förderverein
Bairische Sprache und Dialekte (FBSD) dieser Tage auf eine Anregung von Walter
Franz in das Gasthaus Euringer in Oberstimm eingeladen. Interessenten aus den
Landkreis Pfaffenhofen und Kelheim sowie aus der Stadt Ingolstadt nahmen daran
teil. In einem Abriß legte der Vorsitzende des Landschaftsverbandes
Donau-Ilm-Altmühl, Gerhard Huber, die Ziele und die bisherigen Leistungen des
Fördervereins dar. In der anschließenden Diskussion wurde besonders die Frage
aufgegriffen, warum die Kinder immer weniger Dialekt sprechen und dieser somit
vielen verloren geht.
Die Veranstaltung wurde musikalisch von Anni Schmid und
Harry Deiner umrahmt. In seinen Ausführungen erläuterte Gerhard Huber zunächst
die Ziele und Bedeutung der bairischen Sprache und seiner Dialekte. Sie sei die
Identität der Bayern. An der Sprache erkenne man den Landsmann, soweit er noch seine
Muttersprache spricht. Aus diesem Grunde würde sich der Förderverein auch für
deren Erhaltung einsetzen und kämpfen.
Bairisch sei mit seinen Dialekten nicht nur eine
vollwertige Sprache, so Huber, sondern man könne sich darin auch besser
ausdrücken als in der schriftdeutschen Kunstsprache. Auch wäre sie wesentlich
älter als die deutsche Schriftsprache und habe ihre Wurzeln bei den Anfängen
der europäischen Sprachen.
Die Unkenntnis vieler Bayern über die große Vergangenheit
und Tradition der bairischen Sprache würde zu einem mangelnden Selbstbewußtsein
führen, weshalb viele nicht mehr Dialekt sprechen wollen. Darum sei es das
vordergründige Ziel des Fördervereins, das Selbstbewußtsein der Landsleute zu
stärken und damit für die Verwendung von Mundart und Dialekt im Alltag zu
werben.
Bei den bisherigen Erfolgen verwies Huber vor allem auf
die 150.000 Unterschriften, die für eine Eingabe an den Bayerischen Landtag
gesammelt wurden. Man könne daran bereits das große Interesse an der Erhaltung
der bairischen Sprache bei der Bevölkerung erkennen. Leider sei aber die
Unterstützung bei den öffentlichen Einrichtungen (Schule, Kindergarten,
Rundfunk, Fernsehen usw.) noch nicht im ausreichenden Maße vorhanden. Anhand
von einigen Beispielen konnte Huber aber auch bereits Erfolge in der Arbeit des
Fördervereins aufweisen.
In der anschließenden Diskussion wurde von einigen
Teilnehmern kritisch bemängelt, daß viele Eltern, die bairisch sprechen, ihre
Kinder in einer Art „fernsehdeutsch“ erziehen. Der Grund sei oft die falsche
Meinung, die Kinder würden sich dann in der Schule leichter tun. Huber verwies
in diesem Zusammenhang auf eine Langzeitstudie der Universität Oldenburg, in
der speziell diese Meinung wissenschaftlich widerlegt wurde. Außerdem wären
hierzu in letzter Zeit mehrere Untersuchungen erfolgt, die alle zu dem Ergebnis
gekommen sind: daß Dialekt sprechende Kinder im Deutschunterricht Vorteile
haben.
Wenn die Kinder im Elternhaus noch bairisch lernen, so
stellte ein Teilnehmer bei der Diskussion fest, so wäre es spätestens mit dem
Besuch des Kindergartens vorbei. Er habe diese Feststellung in der eigenen
Familie machen müssen. In einer eingehenden Diskussion dieser Frage kam man zu
dem Ergebnis, die Träger der Kindergärten für eine Mitwirkung zu gewinnen. Diese
müßten sowohl bei der Gestaltung der Betreuung als auch beim Personal an den
Möglichkeit der Entfaltung bairischen Kulturgutes mitwirken.
Ein Teilnehmer schlug vor, man sollte nach dem Vorbild
anderer Bundesländer wöchentlich ein oder zwei Stunden Bairisch in den
Kindergärten einführen. Damit würden der Eindruck, daß bairisch minderwertig
sei, etwas abgemildert, und das Selbstbewußtsein bei den Kindern gestärkt
werden.
FBSD-RUNDBRIEF NR.
50. Juni 2004 Seite 22-24