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Bitte nicht auf Bairisch, Herr
Postbeamte! Foto: dpa |
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Als Schalterbeamter bei der Post muss man sich ja
allerhand anhören. Aber das, was Wolfgang R., 46, widerfahren ist, ist
wirklich bitter: Eine Kundin aus der sächsischen Stadt Wilsdruff hat sich
schriftlich bei der Deutschen Post AG über den Postler von der
Färbergraben-Filiale beschwert, weil er Bairisch spricht. Die Post wies
die Beschwerde zurück. Weil er unliebsame Anrufe fürchtet, will Wolfgang
R. seinen Namen abgekürzt haben.
SZ: Wie war das mit dieser
Frau, die sich beschwert hat?
Herr R.: Mei, de is zu mir an
den Schalter kommen, und ich hab sie begrüßt, ganz normal halt. Grüß Gott,
hab ich gsagt, und da war sie schon sauer, die Dame. Und dann wollt s',
dass i mein Kollegen aus der Pause hol. Hab i aber net gmacht.
SZ: Versteh ich das richtig, Sie haben nicht mal Rindviech
gesagt, und die Frau war schon beleidigt?
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» Ich soll gfälligst
Schriftdeutsch mit ihr redn, hat sie gsagt. «
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Herr R.: Wegn meim bairischen Dialekt. Ich
soll gfälligst Schriftdeutsch mit ihr redn, hat sie gsagt. Da hab i dann
aber schon klar gemacht, dass i in meine Zunge koan Knotn machen werd. Des
geht nicht. Und des sig i auch gar ned ein. Dann is de Dame abgerauscht.
SZ: So Bairisch reden Sie jetzt auch wieder nicht. Sie
sagen "auch" statt "aa". Das ist eher gepflegtes Münchnerisch.
Herr R.: Des findt mein Chef auch. Der hat mich dann
angrufen und gsagt: Ich verstehe Sie ohne Probleme.
SZ: Sie
könnten wahrscheinlich noch ein bisschen Bairischer reden, oder?
Herr R.: I komm aus der Oberpfalz, aus Cham. Wenn i so redn
tät in München, des kannt i da praktisch ned bringen. Des tät auch gar ned
zur Mentalität von dera Stadt passen.
SZ: Hatten Sie schon
mal sprachliche Probleme mit Kunden?
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» Bei der Wende hab
ich das Begrüßungsgeld an die Ostdeutschen auszahlt. «
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Herr R.: Naa. Gar keine Probleme. Mit der
Stammkundschaft scho überhaupt ned. Und auch ned mit den internationalen
Kunden. Ich hab ja auch Amerikaner und Italiener.
Ich arbeit seit
1989 am Schalter, bei der Wende hab ich das Begrüßungsgeld an die
Ostdeutschen auszahlt. Dass sich amal eine Frau aus Sachsen beschwert,
damit hab i ned gerechnet. Außerdem hamma sächsische Kolleginnen, die auch
"Grüß Gott" sagen.
SZ: Wäre doch traurig, wenn man nicht
mehr "Griaß God" sagen dürfte.
Herr R.: Traurig? Traurig is
mehr auf der Welt. Aber schön is des bestimmt ned, dass die bairische
Sprach ausstirbt. I bin etz kein Lokalpatriot oder so ein Kini-Verehrer,
dass S' mich richtig verstehn. Aber a bisserl bairische Lebensart und
Freiheit muss doch möglich sein.
SZ: Glauben Sie, dass Ihr
Chef verfügt, dass Sie nicht mehr reden dürfen, wie Ihnen Ihr Schnabel
gewachsen ist?
Herr R.: Naa. Aber der hat der Beschwerde
natürlich nachgehn müssn.
SZ: Und wie geht's weiter, sagen
Sie in Zukunft "Guten Tag" zur Kundschaft?
Herr R.: Naa,
sag ich nicht. Tschüss auch nicht. Und ein Briefmarkerl bleibt ein
Briefmarkerl, da müsst ich mich schon gscheit verbiegen, wenn ich
Postwertzeichen sagen würde.
SZ: Versteht ja wohl auch
jeder, wenn Sie "Fümfafuchzger" zur Briefmarke sagt.
Herr
R.: Freilich, ich verlang halt Fümfafuchzig. Bei internationalen
Kunden zeig ich's mit den Fingern oder schreib's ihnen auf.
(SZ vom 11.11.2004)
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