» Kinder, die in der
Schule Dialekt sprechen, dürfen nicht stigmatisiert werden.
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Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband
(BLLV) begrüßte den Vorstoß zur Dialektpflege. "Kinder, die in der Schule
Dialekt sprechen, dürfen nicht stigmatisiert oder gar diskriminiert
werden", erklärte BLLV-Präsident Albin Dannhäuser. "Mundart gehört zur
Entfaltung regionaler, sozialer und kultureller Identität von Schülerinnen
und Schülern." Dialekte seien oftmals authentischer, ausdrucksstärker und
auch facettenreicher als die Hochsprache, betonte Dannhäuser. "Mit Hilfe
des Dialekts können Befindlichkeiten ausgedrückt werden, für die einem in
der Hochsprache buchstäblich die Worte fehlen." Aber natürlich solle die
Mundart nicht zum Unterrichtsprinzip erhoben werden.
Ohne auf eine
aktuelle Werbekampagne des Landes Baden-Württemberg ("Wir können alles
außer Hochdeutsch") direkt einzugehen, betonte auch Schneider, dass es
nicht darum gehen könne, Dialekt und Hochsprache gegeneinander
auszuspielen. "Denn es besteht ja kein Zweifel darüber, dass die
fehlerfreie Beherrschung der Standardsprache sowie mindestens einer
Fremdsprache heute die unverzichtbare Voraussetzung für schulischen und
beruflichen Erfolg sind." Davon könne man nicht abrücken. "Wir haben also
nicht vor, aktiven Dialektunterricht einzuführen - etwa nach dem Muster
’Bairisch für Preußen’." Dennoch ergebe sich die Notwendigkeit einer
gewissen Dialektpflege allein schon aus der Bayerischen Verfassung, sagte
Schneider. Denn dort heiße es ausdrücklich, dass die Schüler in Liebe zur
bayerischen Heimat zu erziehen seien.
Neben Fachaufsätzen und
einer Reihe von Unterrichtstipps gehören zu dem Leitfaden auch zwei DVDs
zur zehnteiligen Sendereihe des Bayerischen Rundfunks (BR) mit dem Titel
"Dialekte in Bayern". Von der Vorschule bis zum Abitur solle den
gesprochenen Mundarten der nötige Stellenwert im Unterricht eingeräumt
werden, hieß es. Dies gelte für alle drei Dialekte im Freistaat - das
Bairische, Fränkische und Schwäbische - in gleichem Maße.
In dem
Begleitmaterial zu den DVDs gibt es eine Fülle von Hinweisen auch zu
regionalen Differenzierungen der großen Dialekte - etwa dass man in der
Vorderrhön zur Kartoffelsuppe "Aardäpfelsupp" sagt und in Miltenberg mit
"Wasserweck" ein Brötchen gemeint ist. In Bamberg heißt es demnach
"haamkümmt" statt heimkommt und im Kalchreuther Dialekt "Ärbirn" statt
Kartoffeln. Die Ansbacher sagen "diwern" statt flüstern, das "Kanzleile"
ist im Fränkischen das Schlafzimmer und im Bairischen heißt es natürlich
"Radi" statt Rettich und "Blaukraut" statt Rotkohl.
(dpa)
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