Wettbewerbe gibt es viele, doch nur einen,
der unserer Mundart gewidmet ist. Zum 15. Mal wurde heuer in Grein
der "Prof. Leopold Wandl Preis" ausgeschrieben. Das Ziel der
Initiatoren: Volkskultur zu beleben und Mundartdichtung zu fördern.
Eine erfolgreiche Initiative.
Jede Region liebt ihren Dialekt, sei er doch eigentlich das
Element, in welchem die Seele ihren Atem schöpfe. Das sagte kein
Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe. Was immer er auch damit
gemeint haben mag, eines steht fest: Unser Dialekt bzw. unsere
Mundart sind Teil unserer Identität. Man hört uns an, woher wir
kommen, und dort, wo wir leben, versteht man uns. In manchen anderen
Regionen unseres Landes ist das schon nicht mehr so sicher. Doch wie
dem auch sei: Zur gelebten Volkskultur in unserem Land gehört die
Mundartdichtung einfach dazu. Sie ist Ausdruck unserer
Alltagssprache und unseres Denkens. Das dachte man sich im Februar
1989 auch in Grein und rief einen Wettbewerb zur Förderung der
Mundartdichtung ins Leben. Prof. Leopold Wandl, in Mauthausen
geboren und nun in Linz wohnend, stellte sich als Schirmherr und
Namensgeber zur Verfügung. Der Auftakt war erfolgreich: 45
Autorinnen und Autoren reichten 120 Beiträge im Stadtamt Grein ein.
Um die Spannung bei der Preisverleihung zu erhöhen, wurde ein
besonderes Ritual erfunden, das bis heute gilt: Die Preisträger
werden von einer Jury bestimmt und gereiht, doch keiner wird vor der
Verleihung bekannt gegeben. So sitzen alle gespannt im Saal und
warten. Begonnen wird mit dem 10. Platz, dann geht es bis zum 4.
Platz nach vorne. Es folgt eine Pause, bevor die Ehrung der drei
Erstplatzierten beginnt. Das wird auch heuer wieder so sein, wenn am
13. September 2008, ab 19 Uhr im Stadttheater Grein die
Siegergedichte gekürt werden.
Fand der Wettbewerb in den ersten zehn Jahren jährlich statt, so
wird er seit 1998 alle zwei Jahre durchgeführt und von der Gemeinde
Grein finanziert. Die Organisation liegt zurzeit in den Händen von
Walter Edtbauer und Rosa Neudorfhofer. Auf sie wartet stets viel
Arbeit: Seit 1989 wurden insgesamt 2946 Beiträge eingereicht. Das
ergibt über die Jahre hinweg einen umfassenden Einblick in den Stand
und die Qualität der Mundartdichtung. Durchschnittlich haben sich 80
Autorinnen und Autoren am Wettbewerb beteiligt. Nicht wenige
errangen durch den Leopold-Wandl-Preis Bekanntheit und sind nun
anerkannte Mundartautoren im Lande. Einsendungen gab es übrigens
aber nicht nur aus allen Teilen Österreichs, sondern auch aus
Bayern, der Schweiz und zweimal sogar aus Australien.
Das zeigt, dass die Ziele des Wettbewerbs erreicht wurden. Ging
es doch von Anfang an darum, die Volkskultur der Region zu beleben,
ernsthafte Mundartdichtung zu fördern, Menschen zu motivieren, in
Mundart zu schreiben, Wissenswertes zu den Themen Volkskultur und
Mundart zu vermitteln sowie die Schätze unserer Volkskultur zu
präsentieren. Doch das ist noch nicht alles. 1991/92 ging man daran,
eine Anthologie "Mundart" mit den Gedichten der Preisträger der
ersten zehn Jahre zu veröffentlichen. Ein Folgeband ist bereits in
Planung. Dieses große Engagement spricht eigentlich für sich. Von
Grein aus sind seit der Gründung des Wettbewerbs viele Impulse
gesetzt worden, die der Mundartdichtung im ganzen Land Auftrieb
gegeben haben.
(Konsulent Herbert Scheiböck ist Präsident des OÖ. Forum
Volkskultur. Der Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Kons.
Karlheinz Sandner und Dr. Elisabeth Mayr-Kern MBA.)