Profi-Zeitverzögerer geben mit
Traditionspflegern den Takt vor
REICHERSBERG. Experten tauschen sich im Stift Reichersberg mit
interessierter Basis über Trends und ungewöhnliche Strömungen der
Volkskultur aus, darunter ein Verein zur Verzögerung der Zeit.
In Reichersberger Dialogform soll Volkskultur spürbar werden -
die Sommerakademie des Volksliedwerks versucht, einen Brückenschlag
zwischen gelebter Tradition und wissenschaftlicher
Auseinandersetzung zu schaffen. Kulturvertreter, Forscher, Politiker
und Wirtschaftstreibende begeben sich bei Workshops, Vorträgen,
Musik, Tanz und Frühschoppen auf Spurensuche.
"Volkskultur wird heute nicht mehr ausschließlich als
Traditionspflege verstanden. Sie beinhaltet die Kreativität
breitester Bevölkerungsschichten, in der auch sehr zeitgebundene
Themen Platz haben", sagt Landeshauptmann Josef Pühringer.
Verein zur Zeitverzögerung
Als besonders zeit-gebunden erweist sich der Eröffnungsdialog am
Donnerstag, 28. August, um 15.30 Uhr, der Feste und Feiertage als
Chance betrachten soll: Auf ein Impulsreferat folgt eine Diskussion
mit Margit Schäfer vom "Verein zur Verzögerung der Zeit". Letzterer
wurde 1990 gegründet und erfreue sich mehr als 1000 Mitglieder. Ziel
sei, gegen unnötige Hektik und Beschleunigung, die aus dem
Arbeitsleben auf alle Lebensbereiche übergreife, vorzugehen. Die
Mitglieder sind angehalten, wo es als sinnvoll erscheint, die Zeit
zu verzögern und zum Innehalten aufzufordern.
Dem Verhältnis zwischen Volkskultur und Hochkultur nähern sich
Wissenschaftler tags darauf gemeinsam mit dem Verein Kulturzeit
Kopfing. Eine Schweizer Abordnung schildert ihre Visionen von der
"Volkskultur für morgen". Peter Egger wird als Volksmusikant,
Briefträger und Student des Instituts für Europäische Ethnologie der
Uni Wien aktiv.
"Vor dem Verklingen bewahren" will der Innviertler Thomas Herzog
mündlich Überliefertes. Bodenständig: Der Samstag, 30. August,
widmet sich im Innviertler Stift dem Thema Mundartmessen. (sedi)
Großangelegte Sommerakademie "Volkskultur im Dialog" (sedi)