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Traunstein: Bairisches Wort für "Post-Point"?
Traunstein (cw). Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau e.V. im "Sailer-Keller" in Traunstein nannte es Vorsitzender Rudi Mörtl als vorrangiges Ziel, die Mundart und die süddeutsche Hochsprache wieder mehr ins Bewusstsein der Mitbürger zu rücken. Die "Sch(l)auspielgruppe Frilaz" aus Freilassing sorgte mit ihrem Programm "Lach di krank, damitst g'sund bleibst!" für den humoristischen Teil der Versammlung.

Der Verein hat jetzt 570 Mitglieder, 48 sind neu dazu gekommen. Über die Vereins-Aktivitäten des vergangenen Jahres berichtete Mörtl: Lesungen von Christian Hechenbichler aus Ruhpolding - sehr bemerkenswert, da der Vortragende damals bereits 87 Jahre alt war und seit einiger Zeit erblindet ist - und mit den "Rupertiwinkler Federfuchsern". Harald Grill aus der Oberpfalz zeigte Kindern, wie seine Kinder- und Jugendgeschichten entstehen. Die "Daxnschnoata Tanzlmusi" spielte zum Volkstanz.

"1/2 Sieben" heißt das Buch von Hans Baumgartner aus Wasserburg, aus dem er in der Stadtbücherei Traunstein gelesen hat. Weitere Veranstaltungen waren "Mundart beim Hammerwirt" mit Lenz Berger aus Ainring, eine Lesung mit Ilse Neubauer aus Briefen der Schriftstellerin Emerenz Meyer aus dem Bayerischen Wald.

Einige Mundart-Autoren von diesseits und jenseits von Saalach und Salzach lasen aus ihren Werken. Sigi Götze stellte das Buch "Drent und herent" vor, mit den Ergebnissen einer Untersuchung zum Dialekt im Bairisch-Salzburgischen Grenzraum.

Drehbuchautor und Komödienstadel-Regisseur Werner Asam las zu Beginn des Advents die "Rupertiwinkler Weihnachtsgeschichte" von Karl Robel. Im September gab es eine Stadtbesichtigung in Laufen und im November stand ein Besuch im Heimatmuseum Trostberg auf dem Programm.

Außerdem hat sich der Verein mit dem "Förderkreis Hotels und Gaststätten" in Verbindung gesetzt und zu einem "Seminar über Speisekarten" Empfehlungen für eine sprachlich gute Gestaltung geliefert. Zu Gedanken des Bundestags über einheitliche Schulbücher und ein Zentralabitur in Deutschland hat sich der Verein an das Bayerische Kultusministerium gewandt und seine Besorgnis über den Verlust von kultureller Eigenständigkeit und weiterer Einschränkungen mitgeteilt. Überflüssig und für viele Leute ärgerlich und unverständlich sei die Bezeichnung "post-point" der Deutschen Post für die neue Poststelle am Stadtplatz in Traunstein.

Öffentlichkeitsarbeit, so Rudi Mörtl, heiße im Fall des Vereins für bairische Sprache, die Leute müssten merken, dass es einen Verein gibt, der sich für die Erhaltung der heimatlichen Mundart einsetzt, Faltblätter und Mitgliederzeitungen verteilt und auf seine weiteren Aktivitäten aufmerksam macht.

Die Werbung von neuen Mitgliedern stehe auch heuer wieder auf dem Programm, sagte Rudi Mörtl. Er meinte, "unser Thema Sprache" sei halt "ein bissl abstrakt". Man könne den Verein nicht praktisch nutzen wie einen Gartenbau- oder Sportverein. Der Verein habe aber gute Chancen zu wachsen. Dabei helfe die Zusammenarbeit mit einschlägigen Vereinen und Institutionen. Aber auch über Schulen und Kindergärten könne man auf die Kinder und die Bevölkerung einwirken, die Heimatsprache am Leben zu erhalten. In Zusammenarbeit mit dem Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V. seien über 70 Schulen angeschrieben worden, die den Leitfaden für Lehrer "Dialekte in Bayern" erhalten haben.

Eines stehe jedoch fest, so der Vorstand: "Die Öffentlichkeit nimmt Notiz von uns", wie sich aus Gesprächen mit interessierten Leuten ergebe. Für viele Menschen sei die Sprache ein Thema und sie nähmen die sprachliche Bevormundung durch Medien und Behörden immer weniger widerspruchslos hin; verschiedene Firmen, die ihre Werbung bisher auf Englisch formulierten, kämen wieder auf Bairisch zurück.

Aber im Bayerischen Rundfunk und Fernsehen hätten in den Chefetagen "Zuagroaste" das Sagen, sie hätten kein Gefühl und Verständnis für unsere Heimat und untersagten den Mitarbeitern, Dialekt zu sprechen. Ähnlich sei es in den Führungsetagen von Firmen, die bairisch sprechenden Mitarbeitern Führungseigenschaften aberkennen.

"Aber", so fragte Mörtl, "sind Opportunisten, die sich der jeweiligen Lage anpassen, die richtigen Führungskräfte?" Ändern könne sich in der Öffentlichkeit etwas, wenn Prominente, wie zum Beispiel ein Markus Wasmeier, sich zu ihrer bairischen Herkunft bekennen und reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.

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   04.02.2008
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