Rundschau
20.01.2009 00:00
Allgäuer nicht gleich Allgäuer
Dialekt - Dr. Manfred Renn über die Sprachwurzeln
unserer Region
Allgäuer ist gleich Allgäuer - sollte man meinen. Weshalb klingt dann der Ostallgäuer ganz anders als der Westallgäuer? Manfred Renn: So ein richtig einheitliches Allgäuerisch gibt es eigentlich gar nicht, auch wenn sehr oft davon gesprochen wird. Denn durch das Allgäu zieht sich eine scharfe Sprachgrenze, vom Oberjoch über den Grünten, südlich an Immenstadt und nördlich an Isny vorbei. Auf der einen Seite sind da die schwäbischen und auf der anderen die alemannischen Sprachwurzeln. Trotzdem gibt es ein paar verbindende Sprachelemente im Allgäu. Zum Beispiel das Wort «allat» für immer gibt es fast nur im Allgäu. Hand aufs Herz: Welcher Allgäuer Dialekt gefällt Ihnen persönlich am Besten? Renn: Am Wohlsten fühle ich mich, wenn ich meinen Westallgäuer Dialekt höre. Dort bin ich aufgewachsen und ihn zu hören und zu sprechen ist, immer schön. Trotzdem finde ich, dass jeder unverfälschte Dialekt gut so ist, wie er ist und auch so akzeptiert werden sollte. Wie sind Sie denn dazu gekommen, den Sprachunterschieden im Allgäu auf den Zahn zu fühlen? Renn: Schon als Kind in der Volksschule habe ich mich gefragt, warum die Menschen im Westallgäu ganz anders sprechen als die im übrigen Allgäu. Für mich waren meine Forschungen auch eine Suche nach meiner Identität. Herauszufinden, dass der Westallgäuer Dialekt alemannische Züge hat und somit was Besonderes ist, hat mir eine gewisse Orientierung gegeben und hat bei mir schon sehr früh Interesse an unseren Nachbarn im Südwesten geweckt. Beim Thema Allgäuer Dialekte fällt immer wieder das Wort «Verbaierung». Was ist damit gemeint? Renn: Ich beobachte immer mehr, dass bei uns im Allgäu - wie auch in anderen Regionen - der bairische Dialekt als sprachliches Vorbild genommen wird. Es werden häufig Ausdrücke, Laute und grammatische Formen aus dem «Fernseh-Bairisch» übernommen. Woran liegt es, dass der eigene Dialekt mit dem Bairischen vermischt wird? Renn: Das Bairische gilt als salonfähiger und ist bekannter. Wenn man in den Medien einen süddeutschen Dialekt hört, ist das meistens das Bairische. Ich muss leider auch immer wieder feststellen, dass selbst die regionalen Medien hier im Allgäu und im übrigen bayerischen Schwaben nicht genügend sensibilisiert sind für die eigene Sprache. Viel zu oft verwenden sie, wenn sie regionales Kolorit zeigen wollen, Sprachelemente aus Altbayern (Radl, Schmankerl, Fasching, Alm). Kein Aussterben Werden die Allgäuer Dialekte irgendwann aussterben? Renn: Also ganz aussterben werden sie bestimmt nicht, sie werden sich nur verändern, die kleinräumigen Unterschiede werden sich verlieren. Veränderungen in den Dialekten hat es jedoch immer schon gegeben, sie haben sich nur beschleunigt. Aber man muss sich bewusst machen, wie wichtig die einzelnen Dialekte sind. Verliert eine Region wie das Allgäu ihre Dialekte, ist das auch ein Stück weit ein Identitätsverlust. Einen Vortrag über Allgäuer Dialekte hält Dr. Renn am 23. Januar um 19.30 Uhr in Antoniersaal in Memmingen. Meinungen
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