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PNP (Stadt Passau) vom Samstag, 04. April
2009 Stirbt Bairisch aus? In Passau fei no
ned!
Laut Unesco sprechen
weniger als 30 Prozent der bayrischen Kinder noch Dialekt - In der
Dreiflüssestadt merkt man davon wenig
Von Laura Lugbauer. Habe d'Ehre! Bairisch ist vom
Aussterben bedroht. Das hat die Weltkulturorganisation Unesco
ermittelt. In ihrem dritten Weltatlas zu bedrohten Sprachen stuft
sie unseren Dialekt erstmals als gefährdet ein. Dass sie sich
vielleicht von ihrer Mundart verabschieden werden, können sich viele
Passauer nicht vorstellen. Und auch nicht dann »Auf Wiedersehen« zu
sagen statt »Pfiat Di«. Die UNESCO sieht eine Sprache als
gefährdet, wenn weniger als 30 Prozent der Kinder eines Volkes diese
noch sprechen. Wenn man diesen Grundsatz anwendet, dann ist die
Innstadtschule ein Paradebeispiel. Etwa ein Viertel der Schüler
spricht noch richtig gut Bairisch, schätzt Schulleiterin Sigrid
Koller. »Das ist aber keine neue Entwicklung. Bei uns war das schon
immer so. « Aber auch für die Kinder, die nicht Bairisch sprechen,
gilt: Die Sprache kommt im Unterricht dran. Traditionelle Gedichte
und Lieder im Dialekt gehören fest zum Programm. Dass sich im
Vergleich zu früher nichts verändert hat, findet auch Petra Seibert,
die Leiterin der Altstadtschule. Hier ist der Dialekt gang und gäbe.
»Mei, mir san halt in Bayern«, sagt die Schulleiterin. Dass man die
Kultur auch an die Schüler weitergibt, sei »schließlich auch im
Lehrplan vorgesehen«. Und auch in der bayerischen Verfassung. Dort
heißt es nämlich: »Die Schüler sind in der Liebe zur bayerischen
Heimat zu erziehen«. »Natürlich führen wir darauf hin, dass die
Kinder auch nach der Schrift sprechen können«, erklärt Seibert,
»aber sie sollten die Umgangssprache auch verstehen. Es gibt ja
schon einige Kinder, die bairische Ausdrücke nicht mehr kennen.
«
Kindergärten sind »zweisprachig«
Auch in den Kindergärten wird der Passauer Nachwuchs schon an die
»Zweisprachigkeit« gewöhnt. So nennt es Monika Roth, die den
Altstadtkindergarten leitet. Das Bildungsprogramm findet auf
Hochdeutsch statt, ansonsten spricht jeder so, wie es ihm passt. Und
das ist meist Dialekt. »Wir leben nicht in Deutschland, sondern in
Bayern. « Dieses Zitat stammt nicht von Monika Roth sondern von
ihren Kindergartenkindern. »Die machen da schon einen Unterschied«,
lacht sie. Im Kindergarten St. Christophorus in Heining sprechen
alle Kinder Bairisch. Auch die mit Migrationshintergrund nehmen das
gerne an. »Während die Eltern noch im Deutschkurs sind, können die
Kinder schon fließend Dialekt«, freut sich Leiterin Elisabeth
Weinzierl. Wenn ein Kind beim Nachhausegehen ihr ein »Tschüss«
zuruft, bekommt es als Antwort »Wie heißt das bei uns in Bayern?«
»Im Stuhlkreis und bei Geschichten wird Hochdeutsch gesprochen,
ansonsten aber läuft bei uns alles im Dialekt ab«, berichtet
Alexandra Falkner, die Leiterin des Kindergartens Ilzstadt. Auch
hier ist Mundart für so gut wie alle die Muttersprache. Die
Umfrage unten zeigt: Auch auf Passaus Straßen ist man sich einig.
Bairisch stirbt hier bestimmt nicht aus, und der »Preiß« fällt
durchaus noch als Ausnahme auf. Die Verfechter des Dialekts können
also aufatmen. In der Dreiflüssestadt lässt sich das sprachliche
Brauchtum nicht so schnell »wegschwoam«.
Lokalteil
Passau-Stadt: http://www.pnp.de/passau-stadt
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