„So wead gredd“
Mundart. Nur mehr 0,2 Prozent der Schulkinder Münchens sprechen „Boarisch“. Mundartwörterbuch als eine Gegenmaßnahme.
bernhard Strobl Laufen (SN). Für Sprachenforscher ist das jüngst veröffentlichte Ergebnis erschreckend: Nur mehr 0,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen in der bayerischen Landeshauptstadt München sprechen Bairisch. „Ein Niedergang einer österreichisch-bairischen Kultur“, sagt Hans Müller, Hobbyforscher und Heimatpfleger in Laufen.
Für ihn ist das Bairisch eine grenzübergreifende Sprache. Der Sprachkundler definiert: „Bayerisch ist es in Bayern, hier sind Altbayern, Schwaben und Franken gemeint, Bairisch dagegen ist das alte Stammesgebiet des einstigen bairischen Siedlungsgebiets von der Oberpfalz bis Südtirol und von München bis Wien – ohne Vorarlberg.“ Also: Verbreitungsgebiet des Bairischen.
Sechs Jahre lang hat der studierte Techniker und einstige Mitarbeiter einer optischen Firma auf dem Stammtisch in Laufen alte und vielfach nicht mehr gebräuchliche Mundartwörter aufgeschrieben. Er hat in Bayern und Österreich recherchiert, bei alten Leuten nachgefragt und einschlägige Literatur gelesen.
Das Resultat seiner Beobachtung hat Müller im Sommer vorigen Jahres als Mundartlexikon mit zahlreichen bildlichen Darstellungen veröffentlicht. In vier Monaten war das 5400 Wörter umfassende Werk „So wead gredd“ in einer Auflage von 10.000 Exemplaren vergriffen. Die Neuauflage mit weiteren 5000 Exemplaren ist bereits bis auf 600 Stück verkauft.
In ihm sind alte Wörter und Phrasen im Umfeld des alten Rupertiwinkels bis in den Tennengau einschließlich der Sammlungen privater Forscher zusammengefasst. Mit eingebaut sind unter anderem Ausdrücke aus dem Antheringer Mundartbuch „Z’sammtrag’n und aufg’schriebm“.
„Der Verkauf zeigt das große Interesse an der Mundart und eine Gegenströmung auf dem Land“, ist Müller überzeugt. „Meine Tochter frisst das Buch direkt“, hat ihm ein Lokalpolitiker gesagt. Sie weiß inzwischen was eine „Schroachtlippe“ oder ein „Gmoitasag“ ist.
Das Buch (4,90 €) wird ohne Gewinn und für Gruppen mit Sonderrabatt verkauft. Es soll die Mundart lebendig erhalten.BESTELLUNG: poidai@t-online.de, Telefon: 0049/86 82-611 oder 0049/86 82-95 66 94.