04.12.2009 18:50 Uhr | 36x gelesen
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"Dasd fei schee schmadzd"


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Beilngries/Denkendorf (wtz) "Sicherung und Erlebbarmachung regionaler Geschichte, Kultur und Natur" ist eines der vielen Ziele, die sich das Regionalmanagement Altmühl-Jura e. V." gesteckt hat. Jetzt gab es einen Erfahrungsaustausch der Kindergärten zum Thema "Dialektpflege im Kindergarten".


"Der Kindergarten spielt eine zentrale Rolle in der Arbeit der Dialektpflege und Dialekterhaltung" stellte Regionalmanagerin Lena Rieder anfangs der Tagung fest und freute sich, Erzieherinnen aus den elf Gemeinden des Regionalmanagements und somit aus den drei Regierungsbezirken Oberbayern, Mittelfranken und Oberpfalz begrüßen zu dürfen. Hauptreferent war der Vorsitzende des Fördervereins "Bairische Sprache und Dialekte e. V. Niederbayern/Oberpfalz" und Verleiher der "Nordbairisch-Mittelbairischen Sprachwurzel", Sepp Obermeier.

Obermeier ist in der Region kein Fremder mehr: Bereits vor drei Jahren holte ihn die Leiterin des katholischen Kindergartens Marienheim, Martina Riedl, nach Denkendorf, um zusammen mit ihm bei den Eltern für die Pflege des Dialektes in der Kindertageseinrichtung zu werben. Der Elternabend war der Start für Riedl, die Muttersprache als Bestandteil in das pädagogische Konzept mit einzubauen. "Bairisch gehört bei uns dazu und ist fester Bestandteil in unserem Kindergarten", so Riedl. Neben dem Erhalt der Sprachkultur und somit der Identifikation mit der Heimat berge der Dialekt erhebliche Vorteile für die kindliche Entwicklung, erklärte Sepp Obermeier. Die Verwendung des Dialektes neben der "Standardsprache", die man in den Medien und auch in der Schule benutze, bilde bei den Kindern eine primäre Sprachkompetenz, die entsprechende Gehirnregionen besser ausprägen lasse. Ein ständiges "Übersetzen" im Kopf durch den Wechsel zwischen Dialekt und Standardsprache – so genanntes Code-switching im Fachjargon – ermögliche den Schülern ein wesentlich leichteres Erlernen von Fremdsprachen. Das sei mittlerweile wissenschaftlich erwiesen. Seit mehr als zehn Jahren werde die Muttersprache als schützenswertes Kulturgut betrachtet und nicht mehr als Hemmschuh beim Erlernen der Standardsprache.

"Der Artikel 131 der Bayerischen Verfassung benennt die Ziele heutiger Bildung. Demgemäß sollen die Schulen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden. Die Schüler sind ferner in der Liebe zur bayerischen Heimat zu erziehen. Und dazu gehört auch der Dialekt", erklärte Obermeier und erzählt vom ersten Schultag des ostbayerischen Schriftstellers Josef Fendl im Jahre 1935, dessen Mutter den Erstklässler mit dem (scheinbar) guten Rat: "Geij Bou, dasd fei schee schmadzd!" (Gell, Bub, dass du mir ja schön redest!) auf den Schulweg schickte. Mit diesem Beispiel lasse sich verdeutlichen, dass in der jüngeren Vergangenheit der Dialekt ein sozial geringeres Ansehen hatte. Die Therapie, das Kulturgut Bairische Sprache und Dialekte vor der Schwindsucht zu retten, sei der Antrieb gewesen, die Auszeichnung "Bairische Sprachwurzel" zu kreieren, die Prominenten verliehen werde, die sich nicht schämten, bei offiziellen Anlässen öffentlich in einem bairischen Dialekt zu reden.

Ein Kind sei nur bis etwa zum zwölften Lebensjahr in der Lage, Mundart kompetent zu erlernen. Finde das im Elternhaus oder im Kindergarten oder der Schule nicht statt, seien diese Kinder in der nächsten Generation nicht mehr in der Lage, ihren eigenen Kinder den Heimatdialekt zu vermitteln. So sei die Gefahr groß, dass ein Dialekt, eine Muttersprache, innerhalb einer Generation verschwinde, warnte Sepp Obermeier.

Regionalmanagerin Lena Rieder und ihre beiden Kolleginnen Gertraut Seitz und Monika Schmidt holten sich als Projektkoordinator den ehemaligen Lehrer und Bürgermeister Josef Köstler aus Breitenbrunn mit ins Boot. Seit längerem schon ist er in Kontakt mit Schulen und mit der Universität, um Strategien zu diesem Thema zu entwickeln.

Von Regina Wernitz-Keibel von


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