Denkendorf (DK) Ein klares Ja zur Mundart: Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer (Foto) will, dass Dialekte im Kindergarten gepflegt werden. Das gibt Rückenwind für Pädagogen, die Dialekte in den Kindergartenalltag integrieren, wie im katholischen Kindergarten Marienheim in Denkendorf (Landkreis Eichstätt). Dort ist Mundart seit fast fünf Jahren fester Bestandteil des pädagogischen Konzepts: Die Kinder sollen die gewohnte Sprache ihres Elternhauses sprechen.
Für eine solche Förderung bairischer Dialekte spricht sich auch Familienministerin Christine Haderthauer aus: "Ich ermutige Pädagogen mit voller Überzeugung zur Förderung des Dialekts", betont sie gegenüber dem DONAUKURIER. "Dialekt ist nach wie vor die Sprachform, in der man persönliches Denken und Fühlen am Besten ausdrücken kann." Und das sei gerade für Kindergartenkinder von größter Bedeutung. "Dialekte müssen im Kindergarten wertgeschätzt werden, damit Kinder eine positive Einstellung zur eigenen Sprache und zur eigenen Kultur entwickeln", so die Familienministerin.
Im Kindergarten Marienheim hat man gute Erfahrung mit Dialekt gesammelt. Die Kinder würden deutlich mehr Sprachgefühl und Sozialverhalten entwickeln, sagt Riedl. Außerdem seien sie "viel sprechfreudiger." Dennoch folgen andere Kindergärten in der Region dem Konzept nur zögerlich. "Erzieherinnen haben Bedenken, dass sich Kinder später in der Schule schwerer tun", berichtet Riedl von einem Treffen des Regionalmanagements Altmühl-Jura zum Thema Sprachkultur.
"Ich bin nicht der Auffassung, dass Dialekt den Kindern Probleme in der Schule macht, ganz im Gegenteil", meint hingegen Haderthauer. "Hochdeutsch darf aber keinesfalls zu kurz kommen." Ein Aspekt, der auch Kindergartenleiterin Riedl wichtig ist: "Die gesunde Mischung" macht’s!
In der Durchführungsverordnung zum bayrischen Kindergartengesetz ist seit 37 Jahren geregelt, dass Dialekte gefördert und gepflegt werden sollen. Genauere Regelungen gibt es den Pädagogen nicht an die Hand. "In Kindertageseinrichtungen soll sowohl Hochdeutsch als auch Dialekt gefördert werden", erläutert daher Haderthauer. Mundart müsse aber im Lebensumfeld des Kindes lebendig sein. "Kindern einen Dialekt aufzuzwingen, ergibt keinen Sinn", meint sie. "Genauso wenig kann natürlich von einer Erzieherin, die nur Hochdeutsch redet, erwartet werden, dass sie im Kindergarten auf einmal Dialekt spricht." Kurz: Es bleibt letzten Endes den Pädagogen überlassen, ob sie Dialekte fördern oder nicht.
Die Familienministerin selbst hat während ihrer Kindheit übrigens selbst Mundart gesprochen. "Ich bin zwar in Neumünster in Schleswig-Holstein geboren, aber mit 18 Monaten nach München gezogen. In München bin ich in die Schule und den Hort gegangen und habe damals, ausweislich alter Tonbandaufnahmen, echt münchnerisch gesprochen", verrät sie.
Von Michael Kraus