Der Kleinbürger Alois Meier, ein rechtschaffener Münchner Taxler, ist machtlos gegen seinen geschniegelten Hausverwalter, einen Entmiet-Hai, der ihn aus der Wohnung jagen will. Er entgegnet ihm dennoch: „Typen wia di kenn I: Vor 20 Jahr in Untersendling noch den Kitt aus de Fenster gfressen und heit im feschen Anzügerl s’Maul aufreißn.“ Der Verwalter verliert die Contenance und sein Juristendeutsch und es entfährt ihm: „Ja du Sauhamme, wos eam ned eifoid, du Ruam, du gscheade“ und dergleichen. Woraufhin sich Alois Meier zufrieden-lässig zu seiner Frau umdreht und sagt: „Was sog i: Untersendling, Glasscherbenviertel.“ Die Szene stammt aus der fast 30 Jahre alten TV-Serie „Familie Meier“ und sie sagt uns: An ihren Worten sollt ihr sie erkennen. Vor allem dann, wenn alle antrainierten Aufgesetztheiten verschwinden, also beim Schimpfen.
Heute hört man in München immer weniger „Hundsgrippe“ und „Doagaff“ und immer mehr „Spacko“ oder „Opfer.“ Das ist so, Sprache lässt sich nicht verordnen. Heute ist Dialekt aber auch kein Beweis mehr für die Zugehörigkeit zur Unterschicht. Heute kann sich vielmehr glücklich schätzen, wer einen variantenreichen Wortschatz parathat und nicht immer das „A“-Wort sagen muss. Und dabei geht es nicht nur um die derben, sexuell-unflätigen Begriffe, die sich überall in den mundartlichen Fluch- und Schimpflisten finden.
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Wer zum Beispiel im Angesicht eines Vorgesetzten, dessen Posten dem Grad seiner Kompetenz nicht entspricht, auch nur inwändig sagt: „Du Kniabiesler, du“ und den Entscheider rotzglockig und kurzhosig beim aussichtslosen Kampf mit dem Gegenwind imaginiert, der beugt dem Magengeschwür vor. Manchmal braucht es auch einfach längere Tiraden. Wenn mal wieder die Dreckhammen dieser Welt das Sagen haben, die Glezn und Gloiffen, die Matzn und Mistamseln und diese ganzen dappigen Dridschler, Loamsiada und Zipfeschwinger. Und dann schleichts eich mit eirer Contenance, hamma uns?! (Tina Angerer)