124.10.10|Starnberg|11 Kommentare
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Starnberg - Immer weniger Kinder im Freistaat sprechen bairisch, vor allem in Städten stirbt der Dialekt langsam aus. Dagegen steuert ein Projekt in einer Starnberger Kindertagesstätte – die Kleinen werden zweisprachig betreut. Nicht zum Selbstzweck, sondern weil es die Kinder zusätzlich fördert.
© Andrea Jaksch
Rauten-
Jonas, 5, weiß, was Bairisch ist. „Oachkatzlschwoaf“, sagt der Bub, ein waschechter Starnberger. „Und goibe Ruam“, ruft Oscar, sein Freund in der Katholischen Kindertagesstätte St. Nikolaus, hinterher. Die Kinder kichern und malen mit blauen Buntstiften weiter Rauten aus – Rauten im bayerischen Wappen. Jonas und Oscar sind zwei von 98 Kindern in dem Kindergarten am Stadtrand von Starnberg. Die Einrichtung ist etwas Besonderes – denn seit Beginn des neuen Schuljahres wird dort der bairische Dialekt gefördert. Es gibt ein ähnliches Projekt in einer Kita in Denkendorf (Kreis Eichstätt), doch die Starnberger Konzeption ist bislang einzigartig.
Die Idee kommt von Nadine Wackerl, der Leiterin der Kita. Die
31-
Die Kinder in St. Nikolaus sind altersmäßig weit auseinander, die jüngsten sind erst acht Monate, im Vorschulalter sind einige schon sechs Jahre alt. Ohne groß Unterricht zu halten oder auf das Alter oder Entwicklungsstand zu achten, redet das Personal Bairisch – zumindest der Teil, der es beherrscht.
Johanna Lutz zum Beispiel. Die Kinderpflegerin kommt ursprünglich aus
Steingaden im Kreis Weilheim-
Nur mit Dialektsprechen ist es in St. Nikolaus nicht getan. Auch
traditionelle Bräuche werden erklärt: Erst vor kurzem war die Vorschulgruppe in
Raisting (Landkreis Weilheim-
Am Maltisch, in der Gruppe um die Buben Jonas und Oscar, wird jetzt auch gesungen – und zwar ohne, dass Johanna Lutz das angeregt hat. Ein Kind fängt leise an: „De Radl vom Bus, de drahn sie rumadum...“
Die anderen stimmen ein, egal, ob sie von Haus aus hochdeutsch oder bairisch sprechen. Kinderpflegerin Lutz hat ohnehin festgestellt, dass fast alle Kinder an der Tür der Kita ihren Dialekt ablegen – aus einer Art Gruppenzwang heraus.
Was „Sprache“ bedeutet, oder was „Bairisch“ ist, das freilich wissen die Kinder nicht. Und doch hat das Projekt schon nach kurzer Zeit Erfolg: Die ersten Kinder sagen im Umgang miteinander schon mal „Jetz herst auf!“ oder „Naa!“ Und zum Abschied, da hört man immer seltener „Tschüss“ – aber immer öfter „Servus“ oder „Pfiadi“.
Carina Lechner
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