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ARTIKEL |
vom
20.11.2010
„Bairisch reden, bairisch denken und bairisch
fühlen sind untrennbar verbunden“
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„Haislschleicha − ein oft
benutztes Schimpfwort für jemanden, dem man nicht trauen
darf“, schreibt Anna Wiesenberger aus Schöllnach.
(Foto: Bolle)
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Von Isabel Metzger
Passau.
„Der is so dumm, dasa im Strou schewad“ - dieser Kraftausdruck
von PNP-Leserin Ulrike Eder aus Windorf (Landkreis Passau) zählt für
Sepp Obermeier, Vorsitzender des Fördervereins Bairische Sprache und
Dialekte, zu den schönsten und bildhaftesten Sprüchen. Das
überwältigende Leser-Echo auf den PNP-Aufruf überrascht Obermeier,
der aus Konzell (Landkreis Straubing-Bogen) stammt, nicht wirklich:
„Mit den Einsendungen ihrer altbayerischen Lieblings-Schimpfwörter
bringen die Leser intuitiv zum Ausdruck, dass bairisch reden,
bairisch denken und bairisch fühlen untrennbar miteinander verbunden
sind.“ Der Dialektpfleger hat dafür auch ein amüsantes Beispiel
aus der bayerischen TV-Kult-Serie „Café Meineid“ parat: Die
Schauspielerin Erni Singerl spielte darin eine Klägerin, die der
Feststellung des Richters „Der Angeklagte beleidigte die Klägerin
als ,Bleede Kuah!‘“, heftig widerspricht: „Na, na, Herr Richter!
Wenna mi a ,Bleede Kuah‘ ghoassn hätt, hätt en ned ozoagt, weil des
is in unsana Sprach gar koa Beleidigung ned. Ozoagt hab en, weil a
,Blöde Kuh‘ gsagt hod - wissnS’ mit ,ö‘!“ Ähnlich sieht es der
Nieder-bayer Obermeier beim „Luada“, das durchaus anerkennend
gemeint sein kann: „Eijtz hod des Luada scho wieda an Oansa in
Latein gschriem!“ Mit Dieter Bohlens „Teppich-Luder“ oder dem
Party-Luder Paris Hilton habe das bairische „Luada“ freilich nichts
gemein. Letzteres gehöre zur bayerischen Volkskunde und bewahrte
einen Gymnasiallehrer in München-Harlaching 2007 sogar vor einem
Disziplinarverfahren. Er hatte damals eine Schülerin als „Luada“
bezeichnet. So erging es vor fast einem Jahrhundert auch dem
Schriftsteller Georg Queri. Damals war sein Buch „Kraftbayrisch“
verboten und beschlagnahmt worden. Allerdings sagte sein Kollege
Ludwig Thoma für ihn als Zeuge vor Gericht aus. Mit der Feststellung
„Volkskunde kann von Prüderie nicht verboten werden!“ erreichte er
einen Freispruch für Queri. Dialektpfleger Obermeier ist auch
überzeugt, dass viele Kraftausdrücke deshalb entstehen konnten, weil
„Überempfindlichkeit und Mimosenhaftigkeit“ nicht zu den typisch
bayerischen Charaktereigenschaften zählen. Wie zukunftsfähig
Bairisch ist, beweist für ihn der „Mausdoudschmatza“ - übrigens von
vielen PNP-Lesern als ihr Lieblings-Schimpfwort eingesendet. Der
hochdeutsche „Vielredner und Besserwisser“ wurde der Szenesprache
der Jugendlichen angepasst und kurzerhand zum
„Flätreijd(Flatrate)-Schmatza“ umfunktioniert.
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