Die Sprache als Heimat
Kunstbox. Definiert der Gartenzaun die Heimat? Oder ist es eine Hymne? Oder eine Tracht? Oder ist es die Sprache, die Heimat stiftet?
Heinz Bayer seekirchen (SN). Für Leo Fellinger ist klar: „Die Sprache ist immer in allerhöchstem Maße Heimat. Sie gibt dem Empfinden von Heimat erst die Grundlage.“ Fellinger ist künstlerischer Leiter des Kulturvereines Kunstbox in Seekirchen.
Er sagt: „Jeder hat ja schon die Erfahrung gemacht und sich verloren und als Fremder gefühlt in Ländern, deren Sprache er nicht beherrscht.“
Die Beschäftigung mit Sprache wird von der Kunstbox für zwei Jahre zum Generalthema erhoben. „Wir wollen die zentrale Rolle herausstreichen, die die Sprache in allen Bereichen des menschlichen Lebens spielt. Es geht um Fragen der Identität, der sozialen Integration, der Erziehung, der Psychologie und der Kunst. Dort wo es notwendig ist, Wissen vertiefend zu vermitteln, suchen wir Kooperationen. Etwa mit der Universität Salzburg.“
Von den heute rund 6500 gezählten Einzelsprachen – laut „National Geographic“ wurden 2005 weltweit 6912 Sprachen (Dialekte) aktiv verwendet – sind mehr als die Hälfte vom Aussterben bedroht. Zum einen, weil sie kaum noch gesprochen werden, zum anderen und das vor allem, weil Eltern sie nicht mehr an die Kinder weitergeben. Sprachexperten gehen davon aus, dass bis 2110 der Großteil der heute vorhandenen Sprachen verschwindet.
Derzeit werden die häufigsten 50 Sprachen von rund 80 Prozent der Menschheit als Muttersprache und von 90 Prozent als Zweitsprache gesprochen.
Sprache als Form von Heimat, Fremdheit aber auch als verbindende Lebensader des Verstehens werden in mehreren Themenfeldern hinterfragt: Als Link zum Gefühl von Heimat. Als Stilmittel der Kunst bzw. Ausdrucksform der Jugendkultur, etwa des Hip-Hop. Als Mittel der Macht im Bereich der Politik. Als sozialer Wertgegenstand in Form des Vorlesens, der langsam verloren geht. Am 25. Februar findet ab 19 Uhr im Emailwerk Seekirchen eine Spurensuche nach Sprache im Alltag statt. „Please, donate sound“ lautet das Motto der Einladung zu einem Abend, an dem die Besucher mit Katharina Barth und Marin Loecker eine Sound-Skulptur bauen. „Der Tod und das Mädchen“ wird am am 9. April in Form einer musikalischen Lesung mit Semier Insayif und dem Carcassonne String Quartet präsentiert. Am Mittwoch, 1. Juni (20 Uhr) liest Sprachforscher Hannes Scheutz Mundarttexte von Friedrich Achleitner (waon mia wuaschd wa wos ma wuaschd is). Die Musik kommt vom Salzburger Ensemble KULTurig.