Nicht nur in Icking, sondern im gesamten Oberland ist Hans
Dondl bekannt. Skisportler und Vorstand des WSVI, Schulrektor, Musiker und
Verfechter der echten bairischen Sprach’ – wer hier einen knorrigen,
hinterwäldlerischen Typen erwartet hat, sieht sich getäuscht.
Hans Dondl verkörpert den Prototypen des modernen Bayern
„mit Laptop und Lederhose“. Einerseits wohnt er traumhaft idyllisch im Ickinger
Isarweg. Dort, wo vor vielen Jahren seine Eltern in einem Holzhaus eine neue
Heimat gefunden haben. Ziegen, ein Steingarten, eine kleine „Almhütte“ und
drinnen Fax, Handy, Computer und E-Mail – das müssen keine Gegensätze sein. Wichtig
ist ihm die Heimatverbundenheit, die sich ruhig auch in der Sprache ausdrücken
darf. Denn der Dialekt ist für ihn ein wichtiges Stück Heimat.
Dondl ist seit einigen Jahren Rektor an der Grundschule in
Schäftlarn. „Wenn bei mir im Unterricht eine Schülerin oder ein Schüler Mundart
spricht, werde ich ihm das nicht auszureden versuchen. Es gibt hier in Bayern
ohnehin viel zu wenig Menschen, die zum Dialekt stehen. Irgendwie meinen viele,
ein Dialekt sei etwas Primitives. Dabei gibt es sogar Ausdrücke, die man gar
nicht ins Schriftdeutsche übersetzen kann.“
Dialekte zeigen
erst die sprachliche Vielfalt auf und es ist erwiesen, daß bei Kindern, die mit
Schriftdeutsch und Bairisch aufwachsen, das Sprachgefühl und die geistige Fitneß
gefördert werden.
Dondl wird
deutlich: „Jeden Weiher, jedes Hochmoor meint man heute schützen zu müssen.
Doch Sprachbiotope werden gnadenlos trocken gelegt!“ Die regional
unterschiedlichen Dialekte bezeichnet er als „kulturelle Biotope“ und plädiert
für „Vielfalt statt Einfalt“.
In seinem Unterricht spricht er „Hochdeutsch mit
bayrischer Färbung“. Eins sollte den Kindern klar werden: Auch wenn sie überall
mit ‚Hochdeutsch’ konfrontiert werden, sind sie nicht weniger Wert, weil sie
Dialekt sprechen. Ein Dialekt ist etwas ganz besonderes.
„Als meine Kinder klein waren, gab’s nicht einmal
bayerische Kinderlieder auf Kassette. Da hab’ ich einfach selber eine gemacht.“
Die darauf enthaltenen Kinderlieder und Gedichte vermitteln einen Querschnitt
durch das Jahr in Oberbayern. Die im Jahr 1984 entstandene Aufnahme unter dem
Titel „Boarisch
Ja“ gibt es heute auch auf CD. Sie ist heute genauso aktuell wie vor 20
Jahren, wo sie dem engagierten Verfechter bayrischer Sprachkultur sogar eine
Belobigung des Kultusministers einbrachte.
Schlimm findet er den psychologischen Druck auf die
Kinder: „In manchen Klassen sprechen höchstens noch zwei oder drei Kinder
Bairisch. Die muß man dann schon in ihrem Selbstbewußtsein stärken. Wenn das,
was die anderen als ‚Hochdeutsch’ sprechen, wenigstens echtes Hochdeutsch wäre,
dann ging’s ja noch. Aber so tauchen Worte auf die ‚nee’, ‚nich’ und ‚Tach’.
Das ist kein Hochdeutsch. Das sind ‚Nordismen’; das ist nach meinem Empfinden
oft auch eine gefühllose, kalte ‚Fernsehsprache’“. Er vergleicht die Dialekte
mit einer Wiese: „Wer will schon Einheitsrasen. Viel schöner ist doch eine
bunte Blumenwiese. Und wie will ich fremde Kulturen verstehen, wenn ich nicht
einmal die eigene verstehe?“
Hans Dondl ist zweisprachig aufgewachsen. Der Vater war
Münchner und seine Mutter stammt aus dem Zillertal. Und beide Dialekte
beherrscht Dondl neben der ‚hochdeutschen’ Sprache perfekt.
Auch beim Musizieren bleibt er seiner Überzeugung treu. Ob
mit Franz Eimer als „Ickinger Sänger und Harfenspieler“ oder als Begleitung des
„Kohlheisen Zwoagsangs“ – Bairisch gehört selbstverständlich mit dazu.
Natürlich ist der Dondl Hans auch Mitglied vom „Förderverein Bairische Sprache
und Dialekte e. V.“..
FBSD-RUNDBRIEF NR.
50. Juni 2004 Seite 12-13