Remaraweng BoarischAussprache - Abriss der bairischen Grammatik Teil I - Lautlehre |
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von Prof. Ludwig Zehetner
~ Vokale ~
§ 8
Vokale (Selbstlaute) – Übersicht
Einfache Vokale (Monophthonge): siehe § 9 (Nr. 1 – 9) und § 13
i – – – – – – – – – – u
\ ĕ /
e o
\ /
è = ä ò
\ /
\
å
\
/
– à ă –
Zwielaute (Diphthonge): siehe § 10 (Nr. 10 – 17); § 11 (Nr. 18 – 27); § 12 (Nr. 34 – 37)
fallende steigende
ia (hsprl. nicht vorhanden) ài (heller als hsprl. ei, ai in frei, Mai)
ea (hsprl. nicht vorhanden) àu (heller als
hsprl. au in Haus)
oa (hsprl. nicht vorhanden) èi = äi (hsprl. nicht vorhanden)
ua (hsprl. nicht vorhanden) ei = êî (hsprl. nicht vorhanden)
òi (wie hsprl. eu, äu in Heu, Häuser)
oi (hsprl. nicht vorhanden)
ui (wie hsprl. ui in pfui)
Nasale Vokale
Zu fast allen einfachen Vokalen und Zwielauten gibt es auch genäselte Varianten: siehe § 12 (Nr. 28 – 37).
§ 9
Einfache Vokale (Monophthonge)
Hoch- sprache |
Bairisch |
Nr. |
Erläuterungen |
Beispiele Bairisch |
hochsprachliche Entsprechungen |
a „a, aa, ah“ |
à ă à |
1 |
Das überhelle à
ist eine der auffälligsten Kennlautungen des Bairischen in Altbayern. Es kommt dem englischen [æ] recht nahe: die bairische Namensform Kàthl klingt fast wie engl. cattle. – Zahlreiche
Fremdwörter werden mit hellem à
gesprochen. Traditionelle Vornamen haben å (z.B. Ålexånder), jüngere eher à (z.B. Sàschà). – Bemerkenswert sind die unterschiedlichen a-Laute in Wörtern wie Tàxifåhrer, Lådenkàsse, Stååtsexàmen, Stàrtbåhn, Någellàck, Gàsflåsche u.a.m. Überhelles à ist auch erster Bestandteil der
Zwielaute ai, au sowie zweiter
Bestandteil in ia, ea, oa, ua (s.
u. bei den Zwielauten). Es tritt in
unbetonten Silben als sog. Schwa-Laut auf (z.B. im unbestimmten Artikel a,
an), in Vor- und Endsilben (z.B. dăfàid, ădiam, kemmă,
Wintă). Um Missvertändnisse zu vermeiden –auf einer unbetonten Nebensilbe irritiert ein Akzent –, wird hier nicht der Gravis-Akzent gesetzt, sondern das Zeichen ă. |
Kàsse Spàss Gàs Tàxi Exàmen bàssn ràckern gràntig Bààz bàtzig Kàmpǐ, Kàmpl stràwànzn Ràhm- schwàmmerl Ràbàrwă- màrmàlàd |
Kasse *Spaß Gas Taxi, *Taxe Examen passen rackern (übellaunig) (Schlamm) (schlammig) Kamm (streunen) (Pilze in *Sahne- soße) Rhabarber- marmelade |
ä „ä, äh“ |
Kàs Ràdl Hàx, Hàxn stààd i wàr sie dàd ea kàm schàmă Màxl, Màxĕ nàhn màhn Làmperl, -ăl Làmperl, -ăl bàrtig gàch zàch |
Käse Rädlein (=Rad) (Bein, Beine) (ruhig, still) ich wäre sie täte ich käme schämen *Mäxchen nähen mähen *Lämpchen Lämmlein bärtig (jäh) (zäh) |
|||
e „e, ee, eh“ |
dràhn zàrn lààr schwàr Schàr Hàring Àrding |
drehen zerren leer schwer Schere Hering Erding (Stadt) |
|||
au |
àà kàmm làffă glàm Bàm Dràm |
auch kaum laufen glauben Baum Traum |
|||
äu eu |
Bàm dràmmă vasàmmă štrààn |
Bäume träumen versäumen streuen |
|||
a „a, aa, ah“ |
å |
2 |
Das normale a
klingt in Altbayern deutlich dunkler als in der Hochsprache (oder im
Schwäbischen oder in der österreichischen Verkehrssprache). Auch bei
beabsichtigter hochsprachlicher Lautgebung (etwa beim Lesen) tendiert es in Richtung offenes ò.
|
Straße, Stråss Gasse, Gåss Apfel, Åpfĕ lassen, låssn Schrank Fahnenstange (Fåhnăstång) Vater, Våtă Tråmbåhn Ådventåndåcht |
Wenn ein Altbayer
solche Wörter ausspricht, meint er, es sei Hochlautung. In Umgangssprache
und erst recht im Dialekt klingt der a-Laut
merklich dunkler.
Straße Gasse Apfel lassen Vater Gabel Nadel (Näherin) Laden baden (Hafer) Salat er hat (hinab, hinunter) (herab, herunter) |
ò |
3 |
In mundartnaher ländlicher Sprechweise klingen die a-Laute stärker verdumpft und nähern sich noch mehr dem o. Unterschiedliche
Lautwerte für a weisen manche
Komposita auf, wie etwa Bròdhàring, Schwårtnmòng, Kààsšbòzn „Brathering, Schwartenmagen, Käsespätzle“. Offener o-Laut (wie
hochsprachlich nur bei kurzem Vokal, z.B. in „Rock, Pfosten“) kommt
in den Mundarten nur vor als Entsprechung für hochsprachliches a. |
Stråss, Stròss Gåss, Gòss Åpfe, Òpfe låssn, lòssn Våddă, Vòdă Gòwǐ Nòdl, Nòl Nòdărĕn Lòòn bòòn Hòwăn Sòlòd er hòd òwĕ, nò òwă, rò |
||
o |
4 |
In manchen Regionen
wird mundartlich ein ursprüngliches a vollends als geschlossenes o
artikuliert.
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owĕ,
no owă,
ro do honĕ
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(hinab, hinunter) (herab, herunter) da habe ich |
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e „e, ee, eh“ |
è, ä |
5 |
Offener e-Laut wie
hochsprachlich nur bei kurzem Vokal, z.B. in „Hecke, Messer“. – Im
Bairischen tritt offenes è unabhängig von Länge oder Kürze des
Vokals auf. – Die Verteilung von offenem und geschlossenem e (è
– e) variiert regional. In Wörtern wie „weh,
Schnee, bös“ finden sich auch Zwielaute, z.B. weah (südbairisch), Schnäi,
bäis (nordbairisch). |
Schnèck (der) Stèckă Fèttn (die) bèttn i stèh ea gèht sèng wèh Rèh Schnèè Lättn Lädschn |
(die) Schnecke Stecken, (Stock) (das) Fett beten ich stehe er geht sehen weh Reh Schnee (Schlamm) (Mund, Gesicht) |
ö „ö, öh“ |
Der Umlaut ö wird lautgesetzlich entrundet zu e. |
bläd bäs i mächt grässă stässn |
blöd(e) böse ich möchte größer stoßen (stössen) |
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„e, eh“ |
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Geschlossener e-Laut
wie hochsprachlich nur bei langem
Vokal, z.B. in „Weg, stehen“. – Im Bairischen tritt geschlossenes e unabhängig von Länge oder Kürze des Vokals
auf. – Die Verteilung von offenem und geschlossenem e variiert regional. – Zur verkehrssprachlichen Artikulation von unbetontem -e in „bitte, danke“ usw. siehe § 15.5. |
Weg bessă wettn Messă Weedă Bettn, Bettă drent gweesn, gwen Scheef |
Weg besser wetten Messer Wetter Betten (jenseits) gewesen Chef |
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Basisdialektal kann
geschlossenes e einem
hochsprachlichen a oder ä entsprechen. |
Epfĕ Hent Benk, Beng Gens |
Äpfel Hände, Hand (Sitz-) Bank Gänse |
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„o, oh“ |
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Geschlossener o-Laut
wie hochsprachlich nur bei langem
Vokal, z.B. in „Rose, tot“. – Im Bairischen tritt geschlossenes o unabhängig von Länge oder Kürze des
Vokals auf. Daher weisen „Ofen“ und „offen“ den gleichen o-Laut auf. Im Norden des
Nordbairischen hört man Huasn, Uafm für
„Hose, Ofen“. |
Brockă Gondl off, offă Heagod Stoog Roog Bostn Hosn |
Brocken Gondel offen Herrgott (Wurzel-) Stock Rock Posten Hose |
u „u, uh“ |
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8 |
Unabhängig von Länge
oder Kürze des Vokals wird u immer geschlossen ausgesprochen (wie in
der Hochsprache nur bei langem Vokal, z.B. in „Ruhe, Tugend“). |
ă Hund d Hunt lustig Buttă (der) Buckl Gšpusĕ, Gšpusi |
ein Hund die Hunde lustig (die) Butter Buckel (Rücken) (Geliebte/e) |
ü |
Vor „schwerer Konsonanz“ wie pf und ck (alte Affrikata ckch) ist die Umlautung unterblieben. |
hupfă lupfă buckă ruckă zruck Gruckă druckă |
(*hüpfen) (*lüpfen) (*bücken) (*rücken) (*zurück) (*Krücke) (*drücken) |
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o, ö |
In den
Basisdialekten ist mhd. u oft erhalten geblieben, während es
in der Hochsprache zu o oder
ö gesenkt wurde (nach Maßgabe
mitteldeutscher Mundarten): mhd. sunne, gunnen usw., aber hochsprachlich Sonne, gönnen usw. |
druckă Summă Sunn, Sună Sundă gună i kunnt umăsunst |
trocken Sommer Sonne Sonntag gönnen ich könnte umsonst |
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i „i, ie” |
i |
9 |
Unabhängig von Länge
oder Kürze wird der Vokal i immer geschlossen ausgesprochen (wie in
der Hochsprache nur das lange i, z.B. in „Bibel, Wiese, ihnen“). |
Wiisn Miisd Wiisch Listn Wintă finstă Binkl |
Wiese Mist Wisch (Formular) Liste Winter finster (Beule) |
„ü, üh“ |
Der Umlaut ü wird lautgesetzlich entrundet zu i. In relativ jungen Wörtern
wie „Schüler, Müll“ tritt die Entrundung nicht auf. Nur im südlichen
Oberbayern gilt ins < üns „uns“ |
Hittn Kiwĕ Kiawis Schlissl gsindă Sint Grippĕ, Grippl Kini, Kinĕ ins, dă insă |
Hütte Kübel Kürbis Schlüssel gesünder Sünde Krüppel (König; mhd. künec) uns, der unsere |
§
10
Zwielaute (Diphthonge)
Bei den folgenden Lauten handelt es sich um einfache Phoneme, d.h. auch die fallenden Zwielaute ia, ua, oa gehören zu einer (!) Silbe. Bairisch Dia, Hias, hoaß, koa, Moar („Tür, (Matt)hias, heiß, kein, Meier“) sind einsilbige Wörter und daher nicht trennbar – im Gegensatz zu zweisilbigen Wörtern wie hochsprachlich Di|a, (E)li|as, Hi|at, Sto|a, Go|ar.
Die Verschriftung mit ia, ua, oa, ea; ai, au stellt eine Vereinfachung dar; korrekt müsste stehen: iă, uă, oă, eă, êă; àĕ, àŭ.
Hoch- sprache |
Bairisch |
Nr. |
Erläuterungen |
Beispiele Bairisch |
hochsprachliche Entsprechungen |
i „ie, ieh, i“ |
ia |
10 |
Einem hochsprachlichen
langen i, geschrieben „ie“ oder „ieh“,
kann im Bairischen der Diphthong ia entsprechen. Eine Herleitung aus der Hochsprache ist nicht möglich.
Ausschlaggebend ist, welche Lautung das jeweilige Wort im Mittelalter hatte, wenn also mittelhochdeutsch
ie zugrunde liegt – nicht aber einfaches i wie etwa in „Wiese, liegen“. – In den nordbairischen Mundarten tritt statt mittelbairisch ia der „gestürzte Diphthong“ äi auf, z.B. wäi,
läib, Läicht „wie, lieb, Licht“; für
„schießen“ z.B. kommen neben schäissn auch
Varianten wie schoissn, schuissn vor, z.B. im Bayerischen Wald. |
wia, nia Liad liab Fliang biang schiassn sian ziang Liacht |
wie, nie Lied lieb Fliege biegen schießen sieden ziehen Licht (mhd. lieht) |
ü „ü, üh“ |
Mittelhochdeutsch üe ist lautgesetzlich entrundet zu ia. – In den nordbairischen Mundarten tritt der
„gestürzte Diphthong“ äi auf, z.B. mäid,
Fäiss, Käichl „müde, Füße, Küchel“; für
„fliegen“ im Bayerischen Wald auch fluing, floing. |
miad miassn biassn Fiass siass Bliah Kiachĕ Riassl Riappĕ liang |
müde müssen büßen Füße süß (Blüte) Küchel Rüssel Rüpel lügen |
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u „u, uh“ |
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Einem
hochsprachlichen langen u, geschrieben
„u“ oder „uh“, kann im Bairischen der
Diphthong ua entsprechen. Eine
Herleitung aus der Hochsprache ist nicht möglich. Ausschlaggebend ist,
welche Lautung das jeweilige Wort im Mittelalter hatte, wenn also mittelhochdeutsch
uo zugrunde liegt, nicht aber einfaches u. – In den nordbairischen
Mundarten tritt statt mittelbairisch ua der „gestürzte“ Diphthong ou auf, z.B. Fouß, houstn, i mou „Fuß,
husten, ich muss“. |
Bua Muattă, Muadă Fuadă Kuah Fuaß Schuah Schuastă huastn gnua Gruam Kuachă i muaß sie duad Guatl |
Bub (*Junge)
Futter; Fuder Kuh Fuß Schuh Schuster husten genug Grube Kuchen ich muss sie tut (Bonbon) |
ei „ei, ai“ ei „ei“ |
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12 |
Einem
hochsprachlichen ei, geschrieben
„ei“ oder ai“, entspricht im Bairischen oft der Diphthong oa. Eine Herleitung aus der Hochsprache ist
nicht möglich. Ausschlaggebend ist, welche Lautung das jeweilige Wort im Mittelalter hatte, wenn also mittelhochdeutsch
ei zugrunde liegt, nicht aber altes langes î. So erklärt sich,
warum es für hochsprachlich „ich meine, sie weiß“ im Bairischen i
moa(n), sie woaß heißt, und die in der Hochsprache gleich lautenden und gleich geschriebenen
Wörter „meine (Frau), (die Wand ist) weiß“ aber mei und weiß. Weitere Paare
dieser Art sind Loată – Reită, Doag – feig, loatn – Leitn,
Schroa – schrein „Leiter – Reiter, Teig – feig, leiten (= lenken) – Leite(n) (=
Berghang), (der) Schrei – schreien “ und viele andere mehr. „Reise –Reis, zeigen – steigen“ haben im Bairischen unterschiedliche Vokale: Roas – Reis, zoang – šteing. – Im Nordbairischen steht in mehrsilbigen
Wörtern oi statt oa, z.B. ă
gloină, Zoigl, soichn „ein
kleiner, Zeiger, seichen“. |
oa Oa zwoa
Oa(r) hoassn i woaß koană
vo de Gloană hoazn Hoamăd foast boanĕ Goaß Zoagă zwoaraloa Moastă Loach roasn oaschichtĕ Woasăl Pfoad soachă Loam loană |
ein Ei zwei Eier heißen ich weiß keiner von den Kleinen heizen Heimat feist (fett) (knochig) Geiß (*Ziege) Zeiger zweierlei Meister (Frosch-) Laich reisen (alleinstehend) Waise(nkind) (Hemd) (urinieren) Lehm (mhd. leim) lehnen (mhd. leinen) |
ài |
13 |
Wie in der
Hochsprache, jedoch ist der erste Bestandteil eindeutig heller. – Vgl. auch
die Erläuterungen bei Nr. 12. – In volkstümlicher
Verschriftung wird für den Laut ài meist
„ei“ gesetzt (so auch hier). |
Zeid Leim Leich schneim speim Weiwăl steing Rein |
Zeit Leim (Beerdigung) schneien speien Weib(*-chen) steigen Rein(e) (Kasserol) |
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eu „ei äu“ |
Der Umlaut eu,
äu wird lautgesetzlich entrundet zu ài. |
Feier nein(e) feicht heia Hàisa Hàisl Màis Sài làitn |
Feuer neun feucht heuer Häuser (*Häuschen) Mäuse Säue läuten |
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au „au“ |
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Wie in der Hochsprache,
jedoch ist der erste Bestandteil eindeutig heller. |
Haus Graud laud aussĕ aussă |
Haus Blaukraut laut (hinaus) (heraus) |
o |
òu |
15 |
In ländlichen
mittel- und v. a. nordbairischen
Dialekten erscheint altes langes o
(mhd. ô) verzwielautet zu òu. Im
Nordbarischen ist altes langes a (mhd. â) mit ô zusammengefallen
und tritt ebenfalls als òu auf, z.B. Stròuss, lòun, Jouă „Straße, lassen, Jahr“. |
houch Doud roud grouß Stouß Wos isn lous? boussn hoalous Lous |
hoch Tod rot groß Stoß Was ist denn los? (stoßen, klopfen) (minderwertig) (Mutterschwein) |
oa |
16 |
In ländlichen südbairischen
Dialekten wird altes langes o
(mhd. ô) verzwielautet zu oa. |
Loas roat groaß |
(Mutterschwein) rot groß |
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Zum bairischen
Zwielaut oa (< mhd. ei)
existiert der Umlaut ea, der
allerdings nur im Basis-Dialekt in bestimmten
abgeleiteten Formen auftritt. Vgl. dazu die
nasalierte Variante in § 11. |
heassă gleană breadă Breadn scheassln |
heißer (Komparativ) kleiner (Komparativ) breiter (Komparativ) Breite (furzen) |
§
11
Zwielaute als Ergebnis der Liquidenvokalisation
11.1 Vokalisierung von l zu i (genauer:
ǐ, ĕ ) nach Vokal
Ein charakteristisches Merkmal der mittelbairischen Dialekte ist, dass l nach Vokal seine konsonantische Qualität verliert und zum Vokal wird; dies ist eine wesentliche Kennlautung der Mundarten in Ober- und Niederbayern sowie in weiten Gebieten Österreichs. Weder das Süd- noch das Nordbairische haben teil an dieser Entwicklung, auch bestimmte Randgebiete von Ober- und Niederbayern haben nicht teil an dieser Lautentwicklung, die irrtümlich als „typisch bayerisch“ angesehen wird.
Vereinfachend können folgende Varianten unterschieden werden (am Beispiel von „viel zu viel Gefühl, Milch, schnell“):
Vokalisierungsprodukt: Diphthong
– ober-/niederbayerischer Typ vui zvui Gfui, Muich, schnèi
– dgl. (eher
ländlich) vèi zvèi
Gfèi, Mèich
Vokalisierungsprodukt:
Monophthong
– wienerischer Typ vüü
zvüü Gfüü, Müüch, schnöö
– kleinräumig vii zvii Gfii, Miŭ
Erhaltung von
konsonantischem l
– oberpfälzischer Typ vüłł
zvüłł Gf üł, schnöł
– alpenbairischer Typ vil zvil Gfil,
Mil
Zur Vokalisierung von l in den Endungen -el, -l siehe unten in § 13.4.
11.2 Vokalisierung von r zu a (genauer:
ă) nach Vokal
Die Vokalisierung von r nach Vokal ist keine Besonderheit des Bairischen, sondern ist im deutschen Sprachraum weit verbreitet und entspricht der gemäßigten Hochlautung (untă, Heăz, kuăz „unter, Herz, kurz“).
Im Gegensatz dazu kann in den bairischen Mundarten das r auch als Konsonant erhalten bleiben. Von bairisch-sprechenden Menschen als störend empfunden wird die in anderen Gegenden (und auch in der Mediensprache!) verbreitete Ersatzdehnung bei Wegfall des r, so etwa Äägă, Hääz, häälich, wöökn für „Ärger, Herz, herrlich, wirken“.
Hoch- sprache |
Bairisch |
Nr. |
Erläuterungen |
Beispiele Bairisch |
hochsprachliche Entsprechungen |
„al, aal, ahl“ |
|
18 |
Das zu ò verdumpfte a und verbindet sich mit dem aus vokalisierten l resultierenden i zum Zwielaut òi, ebenso bei e, ö und u. Besondere Entwicklungen liegen vor bei i + l und au + l. – Im Nordbairischen wird das l nicht vokalisiert; die Artikulation ist ü-haltig und rundet meist den Vokal davor, z.B. schnöłł, Göłd, Uł „schnell, Geld, Öl“. Am Alpenrand kann das l konsonantisch erhalten bleiben oder es fällt einfach weg, z.B. vill, vii „viel“. |
òid Wòid kòid fòin òis òiss Stòi Òim Sòiz sòizzn Sòi Sòim |
alt Wald kalt fallen als alles Stall Alm Salz salzen Saal Salbe |
el, äl, öl „el, äl, ähl, öl, öhl“ |
In bestimmten Regionen hat sich e, ä + l zu gerundetem òi entwickelt,
anderswo zu öö: schnöö, Gööd usw. |
schnòi Gòid Wòid sòiwă |
schnell Geld Welt selber |
||
èi, äi èi, äi |
19 |
Weiträumiger
verbreitet dafür ist èi = äi. |
schnèi Wèid Gèid zèitln käită äită wäin zäin Èi êî-èin Gwèi(b) |
schnell Welt Geld zelteln (zelten) kälter älter wählen zählen Öl einölen Gewölbe |
|
il, iel, ül „il,
iel, ül, ühl “ |
In bestimmten
Regionen ist die altmundartliche
Lautung für i + l, ü + l der
Zwielaut èi. Hier fallen dann
„Wild“ und „Welt“ in der einen Lautform Wèid zusammen. In anderen Gegenden,
so etwa im Raum München, ist dafür seit alters her ui geläufig. Von dort aus hat sich diese
Lautung ausgebreitet; sie gilt als städtisch und feiner (Nr. 20). |
špèin ò-špèin vèi i wèi Mèich es gèitt Bèitl Štèi Gfèi Mèi êîféin |
spielen abspülen viel ich will Milch es gilt Bild (Besen-) Stiel Gefühl Mühle einfüllen |
||
ui
|
20 |
ò-špuin vui i wui Muich es guitt Buitl Štui Gfui Mui êîfuin |
abspülen viel ich will Milch es gilt Bild (Besen-) Stiel Gefühl Mühle einfüllen |
||
ul „ul,
uhl “ |
|
Schui Štui Duid Schuidn Suiz |
Schule Stuhl Dult Schulden Sulz (*Sülze) |
||
ol „ol,
ohl “ |
oi |
|
|
Hoiz Koin Woikn woin i soi |
Holz Kohle(n) Wolke(e) wollen ich soll |
aul, äul |
ài ài |
22 |
|
Mài dăfàin Sàin |
Maul (Mund) (*ver-) faulen Säule |
el „el,
ehl “ |
Altmundartlich
weisen auch „fehlen, Teller“diese Lautung auf (wegen der mhd. Ausgangsformen
fælen, tæler). Heute meist fèin,
Dèllă gesprochen. Das Dialektwort hài
(nordbairisch hàl) geht
auf mhd. hæle zurück. |
fàin s Dàiă hài |
fehlen (*der) Teller (eisglatt) |
||
eil |
|
|
wei glei Fein Kei |
weil gleich Feile Keil |
|
òi |
23 |
Altmundartliche
Lautung für mhd. ei + l . Heute meist deiln,
Seil, heiln gesprochen. |
dòin Sòi hòin |
teilen Seil heilen |
|
ar |
oa |
|
Diese Entwicklung
ist nur in bestimmten Gebieten eingetreten; anderswo bleibt das r als Konsonant erhalten: ar oder or. – Es kann auch monophthongisches langes òò oder åå resultieren, z.B. fòòn, Òòsch, Fååb „fahren, Farbe, Arsch“. Zu beachten sind die
einleitenden Ausführungen zum Silbenschnitt (§ 6) und in § 11.2. |
štoag a štoakă woam woatn hoatt Foă foahn |
stark ein starker warm warten hart Farbe fahren |
or |
voăn Oă, Oăn boăn |
vorn Ohr, Ohren bohren |
|||
er är ör ür |
ea |
|
Das r kann auch konsonantische erhalten bleiben. Zu beachten sind die
einleitenden Ausführungen zum Silbenschnitt (§ 6) und in § 11.2. |
Heăzz Šteăn Beă beărig Beăg, Scheă gheăn feachtn deaffă |
Herz Stern Bär bärig (toll) Berg,
Birig
(Gebirge) (Maulwurf) gehören fürchten dürfen |
ür |
ia |
|
Das r kann auch konsonantische erhalten bleiben. Zu beachten sind die
einleitenden Ausführungen zum Silbenschnitt (§ 6) und in § 11.2. |
Wiat miă Kiach,
Kiachă Biă viă,
viarĕ fiarĕ;
fiară Diă štiazzn |
Wirt wir Kirche Bier vier (nach vorn) Tür stürzen |
är ör |
Alte bairische
Lautentwicklung von e + r (soweit ahd.
ar zugrunde liegt). Mundartlich kann das r auch konsonantisch erhalten bleiben. In
bestimmten Gegenden hört man Kürzn, Körzn, Krrzn, Ürrtă,
Iuchtă und ähnliche Lautungen. |
Kiăzzn fiătĕ iăm, giăbt Iălăn miăkă Gmiăk schwiăzzn iăgă wiămmă štiăkă Iămǐ, Iăwǐ, Iăwl schwiăn Iădă |
Kerze fertig erben, geerbt Erle(n) (sich) merken (Gedächtnis) (schmuggeln) ärger (Komparativ) wärmer (Komp.) stärker (Komp.) Ärmel schwören (Dienstag) |
||
„ur, uhr“ or |
|
27 |
|
Schnuă Uă Guăgl Schuăzz fuăt |
Schur Uhr (Kehle) Schurz (*Schürze) fort |
§ 12
Nasalierte Vokale und
Diphthonge
Vor n, seltener auch vor m, wird der vorhergehende Vokal genäselt ausgesprochen, vor allem dann, wenn der Nasalkonsonant im Dialekt nicht mehr realisiert wird, d.h. im Rahmen der Konsonantenschwächung ausfällt.
Im gegenwärtigen Bairisch ist zu beobachten, dass statt der nasalierten Vokale immer häufiger die oralen (nicht-nasalierten) Entsprechungen zu hören sind.
Zur Kennzeichnung der Nasalität mittels Zirkumflex s. o. §
7.
Hoch- sprache |
Bairisch |
Nr. |
Erläuterungen |
Beispiele Bairisch |
hochsprachliche Entsprechungen |
an ein |
â |
|
Es handelt sich um
die nasalierte Variante des offenen à-Lautes
(vgl. oben Nr. 1). Die Aussprache sââ für das Verb „sein“ gilt nur regional. |
hâ nââ sââ |
(wie bitte?) nein sein (Verb, Infinitiv) |
an on |
ã |
|
Es handelt sich um
die nasalierte Variante des dunkleren å-Lautes (vgl. oben Nr. 2). Die Entsprechung ã für „an, on“ gilt nur in bestimmten Gegenden. |
i kã Mã dã drã ã schã |
ich kann Mann getan dran (es geht) an schon |
ô |
|
Verbreitet im größten Teil Altbayerns. In bestimmten
Gegenden dafür ã (i kã, Mã, dã, drã, ã, schã) |
i kô Mô dô drô ô schô |
ich kann Mann getan dran (es geht) an schon |
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en ön „en, ehen, ön, öhn“ |
ê |
31 |
Verbreitet im größten Teil Altbayerns. |
wenĕ gê štê schê gwênă |
wenig gehen (Infinitiv) stehen (Infinitiv) schön gewöhnen |
in |
î |
|
Verbreitet im größten Teil Altbayerns. |
hî i bî Kamî |
hin ich bin Kamin |
(on) |
û |
|
Nur altmundartlich noch vorhanden, zurückgehend auf mhd. gunnen, sun, wagensun. |
gûnă Sû Wongsû |
gönnen Sohn (Pflugschar) |
|
âû |
|
|
Dă Zâû is brâû. |
Der Zaun ist braun. |
ein |
êî |
|
Verbreitet im größten Teil Altbayerns. |
sêî des sêî fêî fêî o mêî |
sein (Verb) das seine fein (Adjektiv) fein (Partikel) (Ausruf) |
un |
ôâ |
|
Verbreitet im größten Teil Altbayerns. |
môână i môâ kôâ ôâ(n)zigă ă glôână dôâ |
meinen (Verb) ich meine kein einziger ein Kleiner tun (Infinitiv) |
ien ün üm iem ihn ihn un |
êâ |
|
Allgemein geläufig
sind die Ausspracheformen der Personalpronomen „ihm, ihn, ihnen“; die übrigen
Lautungen sind auf die ländliche Basis-Mundarten beschränkt. |
glêână Štêână vădêână grêâ Wêân Blêâmĕ Rêâm, Rêâmă Rêâm êâm êâ, êână dêân |
kleiner (Kompar.) Steine (-er,Plural) verdienen grün Wien Blümlein Riemen (München-) Riem ihn, ihm ihnen (sie, wir) tun |
§ 13
Unbetonte Silben
13.1 Unbetontes e entfällt im Bairischen grundsätzlich (s. dazu oben in § 4), z.B. geem, gfuntn, gaawăd, giiăd, gmiătlĕ, gnau, bsondăs, bscheissn „gegeben, gefunden, gearbeitet, geirrt, gemütlich, genau, besonders, bescheißen“. Davon nicht betroffen ist die Beugungsendung -e bei Eigenschaftswörtern, z.B. ă gloanĕ Hittn, zwoa oidĕ Leid „eine kleine Hütte, zwei alte Leute“.
Zu den Fällen, wo unbetontes e dennoch ausgesprochen wird, siehe unten in § 15.3.
13.2 Unbetontes er wird zu ă, z.B. , Loattă, drentăhòi, văgessn, dăbarmă „Leiter, vergessen, jenseits (bair. drenterhalb), erbarmen (bair. derbarmen)“.
13.3 Unbetontes en kann entweder zu n reduziert (Besn, Hàxn, fintn, bèttn „Besen, (Beine), finden, beten“) – oder aber zu ă vokalisiert sein (machă, rengă, zwickă, Štèckă „machen, regnen, zwicken, Stecken“). Das -n gleicht sich normalerweise an den vorhergehenden Konsonanten an (Assimilation bn > m; dn > n; gn > ng), z.B. oom, Lòòn, dròng „oben, Laden, tragen“ (siehe dazu § 4).
● Ob die Endung -en als -n oder -ă gesprochen wird, hängt davon ab, welcher Laut davor steht. Nach m, n, ng wird immer vokalisiert (ràmmă, Henă, bringă „räumen, Henne(n), bringen“). Nach ch, k, f und nach stammauslautendem Vokal gibt es Unterschiede in der geographischen Verteilung. Sehr weit verbreitet sind die Lautformen kàffă, baun, schaung, in bestimmten Regionen hört man dafür aber kàffm, bauă, schauă („kaufen, bauen, schauen“). In der folgenden Tabelle weist das Symbol ● jeweils darauf hin, dass sowohl - ă als auch -l vorkommen.
Nach Stamm- auslaut: |
Vokalisierung der Endung zu ă |
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m n ng k ch f
nach Vokal |
brummă kemmă Riină rengă bringă dengă koochă leichă weichă soachă · zwickă · văreckă · kàffă · sauffă · Soaffă · Ofă ·
bauă · schauă · steeă · |
brummen (kommen) Rinne regnen bringen denken kochen leihen weihen (urinieren) zwicken verrecken kaufen saufen Seife Ofen
bauen schauen stehen |
Nach Stamm- auslaut: |
Erhalt der konsonantischen Endung als –n |
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Nach Stamm- auslaut: t s chs, x z sch l |
bèttn Lattn Bettn bremsn zrissn wachsn Hàxn Štrixn Fètzn hoazzn weizzn, weiăzzn pfuschn weagln fischln schiagln |
beten Latte Betten bremsen zerrissen wachsen (*Beine) (*Schläge) heizen (geistern) pfuschen werkeln (schielen) |
Nach Vokal, auch wenn dieser auf Vokalisierung von -r, -n oder -l zurückgeht |
dràhn baun kàin heiăn wandăn hammăn zeichnăn kàmpĕn dàchĕn drickĕn |
drehen bauen (werfen) (heiraten) wandern hämmern zeichnen (kämmen) (entwenden) (trocknen < trückeln) |
13.4 Bei Wörtern, die auf -el enden oder mit der bairischen Verkleinerungssilbe -l abgeleitete Wortformen gilt Folgendes, allerdings nur für die mittelbairischen Dialekte im größten Teil von Ober- und Niederbayern, in denen postvokalisches -l vokalisiert wird – nicht jedoch für die anderen bairischen Dialektgebiete. Die Verkleinerungsformen auf -erl/-ăl, -ei sowie Koseformen auf -i, -e, -ä (Bubi, Hànsi, Karä zu „Bub, Hans, Karl“) bleiben hier unberücksichtigt.
● Grundsätzlich unterliegt die Diminutiv-Endung –l in höherem Maße der Vokalisierung als der Wortausgang -el. In den folgenden beiden Tabellen weist das Symbol ● hinter dem Wort jeweils darauf hin, dass sowohl -ĕ als auch -l belegt sind (insbesondere nach k, s, sch).
Vokalisierung nach Stamm- auslaut |
zu mittelbairisch ĕ (Im Nordbairischen steht
konsonantisches -l: Gòwl, Kàmpl, Åpfl
usw.) |
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Der Laut ĕ wird in der Schreibung meist als e wiedergegeben (das auslautende l scheint einfach zu fehlen) oder auch mit ö (womit die geschlossene Qualität des Endvokals angedeutet werden soll, z.B. Himmö „Himmel“). |
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b w |
Gòwĕ Hewĕ Kiwĕ Sàwĕ,
Säwĕ Kiawis vă-iiwĕn howĕn gràwĕn |
Gabel Hebel Kübel Säbel Kürbis verübeln hobeln (schimmeln) |
p w |
Kàmpĕ Làmpĕ Ampĕ Rašpĕ kàmpĕn zappĕn, zawĕn |
(Kamm) (Lämmlein) Ampel Raspel (kämmen) zappeln |
f |
Leffĕ Schaufĕ Apfĕ, Ópfĕ Gipfĕ Deifĕ muffĕn schnufĕn |
Löffel Schaufel Apfel Gipfel Teufel muffeln (schnüffeln) |
m |
Semmĕ Himmĕ Hàmmĕ Schàmmĕ sammĕn, sàmĕn |
Semmel Himmel Hammel (Schemel) sammeln |
ch |
Kaachĕ Kuuchĕ Dààchĕ Biachĕ Kiachĕ Diachĕ seachĕn wàchĕn màchĕn |
Kachel Kuchl (Küche) (Dohle) Büchlein (= Buch) Küchel Tüchlein (nach Urin riechen) (wehen, fächeln) (basteln) |
Siehe dazu oben die
Vorbemerkung (bei
sch). Dàschĕ sch Bischĕ sch |
(Dim. zu) Tasche Büschel |
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k, ck |
Siehe dazu oben die
Vorbemerkung (bei ●). Breckĕ ● Brickĕ ● Sàckĕ ● |
Bröcklein Brücklein Säcklein |
-el/-l bleibt erhalten
nach Stammauslaut |
als konsonantisches -l |
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d |
Štrudl Odl Màdl Kindl Kleidl |
Strudel (Jauche) (Mädchen) Kindlein (Kleid) |
Vielfach erfolgt Totalassimilation des d an das l der Endung: dl > l: Òòl, Òll Gneel, Gnell Štòòl, Štòll Nuul, Null Schniil, Schnill Wààln, Wàlln bèèln, bèlln |
(Jauche) Knödel Stadel Nudel (Schnittlein) (Waden, Plural) betteln |
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t |
Gretl Làttl Gàrtl Guatl |
(Margarete) (kleine Latte) Gärtlein (Bonbon) |
sch |
Wàschl Drischl Bischl ● Dàschl ● Nischl Niaschl ● dàischln ● |
(große Bürste) (Dreschflegel) Büschel (Dim. zu) Tasche (Kopf) (Futternapf) (Tauschhandel treiben) |
z |
Schnitzl Štranizl Scheăzzl, Scherzl Hèizzl |
Schnitzel (Spitztüte) (Brotanschnitt) (Dim. zu) Holz |
g |
Igl Vogl Rogl Sàgl schlegln begln, bigln |
Igel Vogel (Tüte) (Dim. zu) Säge (zappeln) bügeln |
k, ck |
Onkl Henkl Deckl Binkl Dàckl Sàckl ● Breckl ● |
Onkel Henkel Deckel (Beule) Dackel (Dim. zu) Sack (Dim. zu) Brocken |
r |
Feiăl Durl, Duăll Mirl, Miăll |
(Dim. zu) Feuer (Dorothea) (Maria) |
13.4.3 Eine Sonderentwicklung liegt vor bei Wortstämmen auf -n:
n |
Zwischen
stammauslautendes n und die Endung schiebt sich der Sposskonsonant -d-; es ergibt sich die Variante -dl
Bei einigen Wörtern
ist „-dl“ als Schreibform fest geworden, z.B. Dirndl, Hendl; bei anderen tritt das -d- nur gelegentlich auf (Brünnl,
Brünndl). |
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Dirndl,Diandl,Deandl Mànndl Hendl Wànndl Kànndl, Kånndl Fàhndl Brindl (Brünndl) Boandl Stoandl Heandl (Hörndl) Keandl (Körndl) Šteandl Schweindl Àhndl Màriàndl |
(Mädchen) Dim. zu Mann Dim. zu Henne Dim. zu Wanne Dim. zu Kanne Dim. zu Fahne Dim. zu Brunn(en) Dim. zu Bein (Knochen) Dim. zu Stein Dim. zu Horn Dim. zu Korn Dim. zu Stern Dim. zu Schwein Dim. zu Ahn, Ahne Marianne (Koseform) |
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Ohne artikulatorische Rechtfertigung erscheint -d- in bestimmten Wörtern auch auf Ableitungen mit der erweiterten Diminutiv-Endung -erl, übertragen: Schweinderl Weinderl |
Dim. zu Schwein Dim. zu Wein |
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