Schreibweise |
Eine lautgetreue schriftliche Wiedergabe der gesprochenen Mundart
bereitet immer wieder Probleme, weil es für das Bairische keine standardisierte
Lautschrift gibt, im Gegensatz zu dem (später entstandenen) Hochdeutschen. Das Bairische weist im Vergleich mit der Hochsprache eine beachtenswert
höhere Anzahl an Selbstlauten (Vokalen) auf. Vor allem bei den Zwielauten
(Diphthongen) ist die Vielfalt groß. Versuche zur Aufstellung einer
Lautschrift sind immer ein Kompromiss zwischen Lesbarkeit und lautgetreuer
Wiedergabe des gesprochenen Worts. Insbesondere mit Hinsicht auf die
bemerkenswerte Vielfalt an feinen Nuancen bei den Vokalen ist eine
Einschränkung unvermeidbar. Dieses Problem ist erschwert durch die (erfreuliche) Tatsache, dass es
kein Einheitsbairisch gibt. Die bairischen Mundarten existieren nicht in nur
einer einzigen und einheitlichen Form. Die Unterschiede zwischen den zahlreichen
Dialektregionen sind teilweise recht bemerkenswert. Diese Seite ist ein Versuch, einfache Dialektschriftregeln zu
etablieren, welche im Rahmen der nur moderat ergänzten Normal- Orthographie
sowohl ein leserfreundliches Schriftbild als auch lautgetreue Wiedergabe der
Selbstlauten und Mitlauten aufzustellen. |
Inhalt
1.1 lange Vokale und weiche
Konsonanten - Lenis- und Fortislaute.
3. Endungen
der 1. und 3. Plural - Personalendungen beim Verb
4. Diminutiv –
Verkleinerungsform
5. Zusammenfassung
– Verschriftung (Transkription) von bairischen Texten
Als eine Fortis (v. lat. stark, kräftig, energisch, tapfer; Pl.: Fortes) wird ein mit großer Intensität
gesprochener Konsonant bezeichnet, beispielsweise p [p], t [t], k [k], ß [s], f
[f], sch [ʃ]. Der Gegensatz zur Fortis ist
die Lenis (sanft, leise; Pl.: Lenes).
Anders als in der
Standardsprache, in der es einen systematischen Unterschied zwischen stimmlosen und stimmhaften Geräuschlauten gibt (z.B. dir – Tier), sind die dialektalen
Geräuschlaute weitgehend stimmlos. Hier ist zwischen starken/harten (fortis) und schwachen/weichen (lenis) Lauten zu unterscheiden.
Starke und schwache
Geräuschlaute erscheinen durchwegs gekoppelt an die Länge des vorhergehenden
Vokals. Lenislaute sind wesentlich kürzer als Fortislaute.
Auf
Langvokale folgen Lenislaute, d.h. nach einem langen Vokal folgt ein kurzer,
schwacher Konsonant. Anstelle von (schriftdeutschen) t tritt d auf.
(der) Weg à [weeg]
Zeit à [zeid]
Leute à [leid]
gescheit à [gscheid]
(Sing.) Fisch à [fiisch]
(Sing.) Griff à [griif]
(Sing.) Strick à [striig]
(Sing.) Schritt à [schriid]
(Sing.) Tisch à [diisch]
Auf Kurzvokale
folgen Fortislaute, d.h. nach einem kurzen Vokal folgt ein langer, weicher
Konsonant
Weckerl à [weggerl]
weg (gehen) à [wegg]
Erde à [erde] (im süddeutschen
Sprachlang als Kurzvokal, in Norddeutschland lang, also [eerde]) – siehe Merkmale
Schwert à [schwert] (im süddeutschen
Sprachlang als Kurzvokal, in Norddeutschland lang, also [schweerd]) – siehe Merkmale
(Pl.) Fische à [fissch]
(Pl.) Griffe à [griff]
(Pl.) Stricke à [strigg]
(Pl.) Schritte à [schridd]
(Pl.) Tisch à [dissch]
Lenis- und Fortislaute
unterscheiden sich vor allem auch im Hinblick auf ihre Dauer. Die
charakteristische Koppelung von Vokal und darauffolgendem Konsonanten kann
somit auch als spezifisches Längenverhältnis aufgefasst werden.
Im Gegensatz zur
hochdeutschen Hochlautung (die
Sprachwissenschaft normierte Aussprache des Hochdeutschen), wo nur ein
einziges mittleres [a] bekannt ist, kennt das Bairische ein breites
Spektrum an a-Lautungen. Siehe auch folgende Verweise für die entsprechende
Aussprache (mit vielen Tonschnitten):
·
sprachatlas.bayerische-landesbibliothek-online.de
·
Deutsche
Dialekte im Alpenraum (Vokale)
Diese reichen von dem überhellen [à] (meistens
transkribiert [a], sieh unten) als wie in
[Rààm] (Rahm), [i wààr] (ich wäre)
über das dunkle verdumpfte,
hintere [å], wie z.B. in
[Hås] (Hase), [Stråss] (Straße).
Die Aussprache dieses dunklen [å] kann ausfallen – je nach Sprecher und Region
– von einem leicht verdumpften a bis
zu einem geschlossen o (siehe
Remaraweng Boarisch: Lautlehre-1 Vokale
und Althochdeutsch-Mittelhochdeutsch):
leicht verdumpftes å in [Kåtz] (Katze)
offenes [ò] in [Sòlòd] (Salat)
geschlossenes [o], das ursprünglich als [a] artikulierte wurde [Schnoowe]
(Schnabel).
Weil es keine genormte Schreibweise
für diese Selbstlaute gibt, findet man eine Variante an Verschriftungsweisen
für beide Vokale.
Die verwendete Schreibweise
von z.B. Merkle und Zehetner gibt das überhelle
a mittels eines Graviszeichens [à] wieder. Das
dunkle a wird oft mit dem Zeichen [å] wiedergegeben, in
sprachwissenschaftlichen Werken oft mit den Schriftzeichen [ɔ] oder [ɒ] (siehe Tabelle 1).
Meistens wird jedoch nur ein Laut – hell oder Dunkel – besonders
gekennzeichnet, weil dann selbstverständlich ist, wie der nicht gekennzeichnete
Laut zu artikulieren ist.
z.B. Någellack
oder Nagellàck statt Någellàck (Vgl.
Tabelle 4)
Beide Vokale jedoch – das
helle [à] und das dunkle [å] – gelten
als charakteristische „Kennlautungen“ des gesamten Bairischen.
|
Zungenposition |
vorne |
hinten |
|
|
Lippenstellung |
gespreizt |
rund |
rund |
Zungenhöhe |
hoch (geschlossen) |
i |
ü |
u |
mittel |
e ε |
ö |
o ɔ
(= å) |
|
tief
(offen) |
a (= à) |
ɒ
(= å) |
Tabelle
1 Das Schema des "Vokalvierecks" bildet die
Artikulation der Vokale im Mundraum ab
Quelle: Drent und herent. Dialekte im
salzburgisch-bayerischen Grenzgebiet von Hannes Scheutz
Es herrscht keine Einigkeit,
auch nicht unter den Sprachwissenschaftlern, welche Lautsymbole für laienhafte
Werke am besten geeignet sind (Vgl. Tabelle 2 - Tabelle 4). Wo eine genaue lautliche Wiedergabe der Qualität eines Vokals
notwendig ist, verwenden Dialektologen ein kompliziertes System mit
Lautschriftzeichen, welche aber die Lesbarkeit für populäre Werke störend
wirken würden.
Wo auf eine besondere
Kennzeichnung für das helle [à] verzichtet wird, schreibt man
oft [a] (Einfachschreibung des Vokalzeichens) für einen kurzen Vokal und [aa] (Doppelschreibung) für
einen langen Vokal:
Käse = [Kaas] statt [Kàs] – langes,
helles [à]
raß (scharf) = [rass] statt [ràss] –
kurzes, helles [à]
Für diese Internetseiten wird
die Kennzeichnung des dunklen [å] bevorzugt und
auf eine Sonderkennzeichnung für das helle [à] in der
Regel verzichtet. Wo die Färbung des dunklen [å] von
besonderer Bedeutung ist, wird dieses mit den sprachwissenschaftlichen
Schriftzeichen [ɔ] oder [ɒ] vermerkt
(das [ɒ] ist ein tieferer,
weniger dumpfer [a]-Laut, der
von Dialektologen als eine Art „Kompromisslaut“ gegenüber dem „bäuerlich“
empfundenen [ɔ] steht und
als „städtisch“ bezeichnet werden kann.
(siehe Drent und herent. Dialekte im
salzburgisch-bayerischen Grenzgebiet von Hannes Scheutz).
Schriftdeutsch |
Schreibweise (mit [a] = helles, kurzes a) |
Schreibweise (mit [à] = helles a) |
raß |
rass |
ràss |
grantig |
grantig |
gràntig |
dappig |
dappig |
dàppig |
hantig |
hantig |
hàntig |
massig (in
großer Menge) |
massig |
màssig |
machtig |
machtig |
màchtig |
sackrisch |
sackrisch |
sàckrisch |
dramhappig |
dramhappig |
dràmhàppig |
passen |
passen |
pàssen |
Obatzter |
Obatzter |
Obàtzter |
Achse |
achs |
àchs |
Pater |
Bàtta |
Bàtta |
Fackel |
fackl |
fackl |
Tabelle
2 helles a als Kurzvokal
Schriftdeutsch |
Schreibweise (mit [aa] = helles, langes a) |
Schreibweise (mit [à] = helles a) |
dasig |
daasig |
dàsig |
Matz |
Maads |
Màtz |
Käse |
Kaas |
Kàs |
ich
täte |
i daad |
i dàd |
du
wärst |
du waarst |
du wàrst |
er käme |
ea kaam |
ea kàm |
sich
gäbe |
sie gaab |
sie gàb |
es
ginge |
es gang |
es gàng |
Rettich |
Raadi |
Ràdi |
schwer |
schwaar |
schwààr |
Schere |
schaar |
schàr |
drehen |
draan |
dràhn |
wehen |
waan |
wàhn |
blähen |
blaan |
blàhn |
mähen |
maan |
màhn |
säen |
saan |
sàn |
zähren |
zaarn |
zàrn |
Gräte |
graan |
gràn |
auch |
aa |
àà |
Rahm |
Raam |
Ràhm |
Gams |
Gaams |
Gàms |
stad |
staad |
stààd |
gach |
gaach |
gàch |
zeh |
zaach |
zàch |
rar |
raar |
ràr |
Finanz |
Finanz |
Finànz |
Tabelle 3 helles a als Langvokal
Schriftdeutsch |
Schreibweise (helle und dunkle Laute
gekennzeichnet) |
Schreibweise (nur dunkle Laute gekennzeichnet mit [ɔ]) |
Nagellack |
Någellàck |
Nɔgellack |
Gasflasche |
Gàsflåsche |
Gasflɔsche |
Ladenkasse |
Lådenkàsse |
Lɔdenkasse |
Taxifahrer |
Tàxifåhrer |
Taxifɔhrer |
Staatsexamen |
Stååtsexàmen |
Stɔɔtsexamen |
Startbahn |
Stàrtbåhn |
Startbɔhn |
Zahnartzpraxis |
Zåhnårtzpràxis |
Zɔhnɔrtzpraxis |
Parkplatz |
Pàrkplåtz |
Parkplɔtz |
massenhaft |
màssenhåft |
massenhɔft |
Tabelle 4 helles a und dunkles a
In der Schriftsprache gibt es sieben verschiedene Endungen,
die der Infinitiv annehmen kann:
m - n - ng - an
- en –ln
Zum Beispiel:
lauf-en hör-en nehm-en stempe-ln rege-ln hinde-rn forde-rn
Diese werden im Bairischen konsequent
anders formuliert:
Endung |
Schriftdeutsch |
Bairisch (Aussprache) |
b-en2 |
leben sterben reiben schieben graben schnappen haben treiben |
leem schdeam reim schiam gråm schnåbbm hååm traim |
ch-en1 |
lachen stechen suchen kochen rauchen backen |
lachà schdechà suachà kochà rauchà båcha, båchn, båchŋ |
d-en |
reden sieden leiden schaden baden schneiden |
reen siàn lein schåån båån schnain, schnãi |
f-en1 |
laufen hoffen kaufen helfen dürfen schnaufen schlafen |
laffà hoffà kafn, kaffm, kaufà, kaafà hεiffn, hiffn, heiffà deàffà schnaufà schlaffà |
g-en3 |
legen liegen sagen kriegen mögen steigen zeigen |
leeng (leeŋ) liiŋ sång (såŋ) griàng (griaŋ) meeŋ schdeing (schdaiŋ) zoàng (zoaŋ) |
h-en |
ziehen sehen geschehen wehen drehen nähen |
ziàng (ziaŋ) säng (säŋ) gschäng (gschäŋ) wàhn (waan) dràhn (draan) nàhn (naan) |
k-en1 |
rücken ersticken backen / packen verrecken lecken |
ruggà dàschdiggà baggà (bågga), baggŋ, baggn vàreggà läggà |
l-en |
zahlen bellen zielen heilen / heulen spielen |
håin bäin zuin heiln schbuin, schbüün |
m-en1 |
nehmen räumen versäumen stimmen kommen |
nehmà ràmmà vàsàmmà schdimmà keemà |
n-en1 |
rennen lehnen wohnen verdienen weinen |
rennà, reenà loànà, lõãnà, lõãn wohnà vadeànà woànà |
nd-en |
finden zünden wenden schinden binden |
finddn zinddn wendn schinddn binddn |
ŋen (ng-en1) |
singen fangen bringen verlangen hängen |
singà (siŋa) fangà (faŋa) bringà (briŋa) vàlangà (valaŋa) hengà (heŋa) |
p-en1 |
schnappen pappen (kleben) schleppen tappen klappen |
schnabbà / schnåbbm babbà schläbbà dabbà glabbà |
r-en |
hören stören bohren spüren fahren zerren |
heàn schdeàn boàn gschbiàn faan / fåån / fåan zàrrn |
s-en |
essen grüßen müssen lesen |
essn griàssn miàssn lεεsn
/ leesn |
sch-en |
waschen überraschen erwischen dreschen wünschen |
wåschn iwàraschn dàwischn dräschn winschn |
st-en |
husten fasten rösten dürsten rasten |
huàsdn fasdn rässdn diàschdn rasdn |
t-en |
warten bitten wetten gelten hüten |
warddn biddn weddn gäiddn hiàddn |
z-en |
kratzen sitzen fetzen (rennen) blitzen putzen |
gratzn sitzn fätzn blitzn butzn |
-eln |
nageln betteln bündeln sammeln stempeln |
någln bädln bindln sammen schdembben |
-ern4 |
wundern flüstern scheppern kümmern polstern schnöbern |
wundàn flissdàn schäwàn kimmàn boisdàn scheewàn |
Vokal -en |
freuen bauen reuen säen hauen |
frein baun rein sààn haun |
Tabelle 5 Infinitiv-Endungen
In Anlehnung an Merkle, Ludwig:
Bairische Grammatik
1. Die Endung wird oft zu hellem à vokalisiert,
bei den Stämmen auf
ch, f, k (bairisch gg) m, n, ng und p (bairisch bb).
Die kann aber auch angeglichen an den Stammauslaut [-m]: kaufen à kaffn
~ kaffm; helfen àhεiffn ~ hεiffm. (Siehe
auch Dialektale Wortformen und Formsysteme, Peter Mauser)
2. Die Endung wird zu m, wenn der Stamm auf
einfaches b ausgeht
3. Die Endung wird zu ng, wenn der
Stamm-Endkonsonant ein einfaches g ist
4. Die Endung wird zu -an, wenn der
schriftdeutsche Infinitiv auf -ern ausgeht.
Das unbetonte er wird auch sonst zu à.
5. Die Endung wird zu -en (mit deutlich
geschlossenem e), wenn der Infinitiv auf -eln endigt und vor
diesem -eln ein Lippenlaut (bb, f, m, w) steht. In allen andern Fällen, in denen der Endkonsonant
des Stammes d,g, r, s usw. ist, bleibt es auch bairisch bei –ln
6. Vergleich
Bildung der Vergangenheitsform von Verben
Die gebeugten Verbendungen im ersten und dritten Plural folgen ganz eng den mittelhochdeutschen (mhd.) Formen.
Endung |
Verb |
Schriftdeutsch |
Bairisch |
Bairisch |
|
Infinitiv |
1. Plural |
3. Plural |
1. Plural |
3. Plural |
|
m-en 1 |
kommen |
wir kommen |
sie kommen |
mi(a) keeman |
se keemand |
n-en 1 |
rennen |
wir rennen |
sie rennen |
mi(a)
reenan |
se reenand |
ŋ-en 1 |
singen |
wir singen |
sie singen |
mi(a) siŋan |
se siŋand |
s(s) 2 |
lesen |
wir lesen |
sie lesen |
mi(a)
leesn |
se leesnd |
sch 2 |
waschen |
wir waschen |
sie waschen |
mi(a) wɔschn |
se wɔschnd |
d(d) 2 |
bitten |
wir bitten |
sie bitten |
mi(a)
biddn |
se biddnd |
dds 2 |
sitzen |
wir sitzen |
sie sitzen |
mi(a) siddsn |
se siddsnd |
l(l) 2 |
stellen |
wir stellen |
sie stellen |
mi(a)
scheen |
se schdeend |
r(r) 2 |
fahren |
wir fahren |
sie fahren |
mi(a) fɔɔn |
se fɔɔnd |
f(f) 3 |
kaufen |
kaufen |
kaufen |
mi(a)
kaffn |
se kaffnd |
bbf 3 |
hupfen |
hupfen |
hupfen |
mi(a) hubbfn |
se hubbfnd |
ch 3 |
backen |
backen |
backen |
mi(a)
bɔchn, bɔchŋ |
se bɔchand |
h 3 |
leihen |
leihen |
leihen |
mi(a) leihn |
se leihand |
gg 3 |
stecken |
stecken |
stecken |
mi(a)
steckn |
se steckand |
|
|
|
|
|
|
Tabelle 6 Personalendungen
beim Verb
Endungen der 1. und 3. Personplural – in der vollen
Form gemäß Personalendungen (Endungen der 1. und 3. Personplural)
1.
[m, n, ŋ] (1. Pl.) [-an] (3. Pl.) [-and]
2.
[s(s), sch, d(d), dds, l(l), r(r)] (1. Pl.) [-n] (3. Pl.) [-nd]
3. [f(f),
bbf, ch, h, gg] (1.
Pl.) [-n] (3. Pl.) [-nd]
Das Diminutiv, (auch Deminutiv, Diminutivum oder Diminuitiv
– von lat.: deminuere: „verringern, vermindern“) ist die Verkleinerungsform
eines Substantivs und dient heute meistens dessen Verniedlichung, aber auch als
Koseform (mehr).
Im Bairischen formt man die
Verkleinerungsform mit -l, -al, -rl, -erl
oder -ei.
Hauptwort (Nennwort / Substantiv) |
Diminutiv Schriftdeutsch |
Diminutiv Bairisch |
||
Norddeutsch (-chen) |
Süddeutsch
(-lein) |
(-erl, -el) |
(-ei) |
|
Glas |
Gläschen |
Gläslein |
Glaserl [glaserl] |
|
Kind |
Kindchen |
Kindlein |
Kindl |
|
Lamm |
Lämmchen |
Lämmlein |
Lampl |
Lampei |
Magd |
Mädchen |
Mägdlein Dirnlein |
Dirndl [deandl] Madl [madl] |
Deanei [deanae] Madei [madae] |
Mann |
Männchen |
Männlein |
Manderl |
Mandei |
Hahn |
Hähnchen |
Hühnlein |
Hendl |
Headei [hẽãdae] |
Punkt |
Pünktchen |
Pünktlein |
Pinkel |
|
Vogel |
Vögelchen |
Vögelein |
Vogl |
Vogei |
Fleck |
Fleckchen |
Flecklein |
Fleckerl [fleggal] |
Fleckei [fleggae] |
Puppe |
Püppchen |
Püpplein |
Pupperl,
Puppl [bubbal] |
Puppei [bubbae] |
Untenstehend eine Zusammenfassung
der hier verwendeten Verschriftung für populäre Werke (Gesichte, Texte etc.),
wo gute Lesbarkeit vorrangig ist, sowie allgemeinverständliche
wissenschaftliche Verwendungen, wo eine genauere Wiedergabe der Klangqualität
und Hervorhebung von lokalen Sprachmerkmalen von Bedeutung ist. Wo mehrere
Möglichkeiten angegeben werden, ist die Version mit der besseren Lesbarkeit
vorzuziehen (oder wo sich zwei Wörter reimen sollen, wie z.B. (der) Weg mit
Fleck (Weeg vgl. Fleeg).
Schriftdeutsch |
Schriftdeutsch |
Beispiel (Schriftdeutsch) |
Schreibweise (populäre Werke) |
Beispiele |
Schreibweise (allgemein wissenschaftliche Verwendungen) |
Beispiele |
Monophthonge
(Einlaute) (griech.
|
Kurz-Vokal
<a> |
machen |
a |
macha |
å |
mɔcha |
Kurz-Vokal <e> |
besser |
e |
bessa |
e (mit
folgendem Fortislaut) |
bessa |
|
Lang-Vokal
<e> |
Bedd (Knödel) |
e |
Bett Knedl / Gnedl |
ee |
Beed khneel |
|
Kurz-Vokal <i> (Fortis) |
Fische (Mehrzahl) |
i |
Fisch |
i (Alt.
Verdoppelung der nachfolgenden Konsonanten, |
d Fisch (Fissch) |
|
Lang-Vokal
<i>
(Lenis) |
Fisch Spitz(e) Brief |
i, ii |
Fisch, Fiisch Spitz, Spiitz |
ii |
da Fiisch Schbiids |
|
Kurz-Vokal <o> |
hoffen |
o |
hoffa hoffm |
o |
hoffa hoffṃ |
|
Lang-Vokal
<o> |
Ofen groß Kopf |
o |
Ofen / Ofm groß Koopf |
o |
oofṃ groos koobf |
|
Kurz-Vokal <u> |
Brücke |
u |
Bruckn |
u |
Bruggŋ |
|
Lang-Vokal
<u> |
Zug Kugeln |
u |
Zug Kugln |
uu |
Dsuug Kuugln |
|
Nasallaute (Nasale) Nasallaute werden an den gleichen Stellen
gebildet wie die entsprechenden Verschlusslaute [b/p – d/t – g/k], allerdings
entweicht die Luft nicht durch den Mund, sondern durch die Nase. |
Sonarlaute Endung <m> |
geben |
m |
geem |
m |
geem |
Sonarlaute Endung
<n> |
reden Laden |
n |
reen Lådn, Låån (nicht Lad’n) |
n |
reen Lɔɔn |
|
Sonarlaute Endung <g> (Gaumen-Nasal) |
sehen Ring Stiege |
ng |
seng Ring Stiang |
ŋ (Zeichencode 014B) |
seeŋ Riŋ Schdiaŋ |
|
Sonarlaute Endung
<m> mit Einzellaut |
hoffen |
m / n |
hoffm hoffn |
ṃ (Zeichencode 1E43) |
hoffṃ |
|
Sonarlaute Endung <n> mit
Einzellaut |
Hütte Schatten backen |
n |
Hiddn Schåttn båckn |
ņ (Zeichencode 0146) kleiner senkrechter Unterstrich markiert die Silbenwertigkeit
einzelner Laute |
Hiddņ Schɔɔddņ bɔggņ |
|
|
Nasallaut |
schön |
ee |
schee |
ẽẽ |
schẽẽ |
Verschlusslaute (Plosive) Plosiv. Ein durch die Unterbrechung des
Luftstroms gebildeter Konsonant; je nach der Stelle der Verschlussbildung
wird unterschieden zwischen Lippenlaute ([b, p]), Zahnlaute ([d, t] oder
Gaumenlaute ([g, k]). |
Stammauslaut Endung <b> (Lenis) |
lieb Grab |
b |
liab Grab |
b (mit Doppel-Vokal bevor für Einlaut) |
liab Graab |
Stammauslaut Endung
<bb>, <p> (Fortis) |
Ripperl |
|
Rippal |
bb |
Ribbal |
|
Stammauslaut Endung <ch> (Lenis) |
Bach Dach |
ch |
Båch Dåch |
ch (außer wo Endung komplett entfällt) |
Bɔɔch, Bɔɔ dɔɔch, dɔɔ |
|
Stammauslaut Endung
<ck> (Lenis) |
Bock Rock |
ck |
Bock Rock |
g (mit Doppel-Vokal davor) |
Boog Roog |
|
Stammauslaut Endung <ck> (Fortis) |
Böcke Röcke |
ck, k |
Beck, Bek Reck, Rek |
gg |
Begg Regg |
|
Verschlußlaut Endung
<d> (Lenis) |
Bad Schritt |
d |
Bad Schriit |
d (mit Doppel-Vokal davor) |
Baad Schriid |
|
Stammauslaut Endung <dd>, <t> (Fortis) |
Bett |
tt |
Bett |
dd |
Bedd |
|
Verschlußlaut Endung
<f> (Lenis) |
Chef Brief |
f |
Chef Briaf (Mittelbair.) Bräif (Nordbair.) |
f (mit Doppel-Vokal davor) |
Cheef Briaff (Mittelbair.) Bräiff (Nordbair.) |
|
Verschlußlaut Endung <g> (Lenis) |
Fleck Tag |
g / ck |
Fleeg / Fleeck Tåg |
g (mit Doppel-Vokal davor) |
Fleeg Dɔɔg |
|
Stammauslaut Endung
<gg>, <k> (Fortis) |
Flecke weg |
g / gg |
Flegg weg |
gg |
Flegg wegg |
|
tsch (Lenis) |
Gatsch |
tsch |
Gatsch Hetschepetsch |
dsch |
Gaadsch hεεdschebεεdsch |
|
tsch (Fortis) |
Hutsche |
tsch |
Hutsch |
ddsch |
Huddsch |
|
Verschlußlaut Endung <z> (Lenis) |
Spatz Spitz |
ds |
Spåtz Spitz |
ds (mit Doppel-Vokal davor) |
Spɔɔds Spiids |
|
Stammauslaut Endung
<z> (Fortis) |
Fotzen Schutze trenzen |
dds |
Fotzn Schutz trenzn |
dds |
Foddsn Schudds drenddsn |
|
|
Innen-Laut <ck>, <k> |
Stecken |
ck |
Stecka Steckn Stekche |
gg (mittelbairisch) kh (süd-mittelbairisch) kch (südbairisch) |
mbair.
schdegga smbair.
schdekhn sbair.
schdekche |
|
Anfangs-Laut <z> |
Zeilen zügeln zündeln Zwetschgen |
z |
Zeiln Zigln zindln Zwetschgen |
ds |
dsain dsiigln dsinddln dsweschbm |
Tabelle
7 Verschriftung von
bairischen Texten
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18. Juni 2014
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